Telekom will Drohnen mit ihrem Handynetz kontrollieren
Drohnen sollen zu fliegenden Handys werden: Wie das Mobilfunknetz angesichts der extrem wachsenden Zahl an unbemannten Flugobjekten über Deutschland für Sicherheit sorgen kann, will die Deutsche Telekom mit Partnern erforschen. Unbemerkt Drohnen steigen zu lassen, geht dann nicht mehr.
400.000 Drohnen fliegen heute schon über Deutschland herum, für kommerzielle Zwecke und viele bloß zum Spaß. In drei bis vier Jahren wird die Zahl von einer Million überschritten sein, schätzt die Deutsche Flugsicherung (DFS). Eine Million unbemannte Fluggeräte, gesteuert oft von Amateuren, die die möglichen Flughöhen von 100 m und mehr gerne mal ausreizen, landende und startende Flugzeuge gefährden und nicht selten ihr Spielzeug aus den Augen verlieren. Was verboten ist.
Breitbandqualität auch in der Luft möglich
Dass hier eine Gefahr nicht nur für den Luftverkehr lauert, ist klar. In den USA soll es schon dreimal am Tag zu riskanten Annäherungen zwischen Drohnen und Flugzeugen kommen. Auch wenn es in Europa noch nicht so dramatisch aussieht: Es muss etwas geschehen. Verkehrsminister Alexander Dobrindt plant bereits eine Führerscheinpflicht. Und natürlich werden auch technische Möglichkeiten geprüft.
Die Deutsche Telekom will nun gemeinsam mit DHL, der DFS und der RWTH Aachen erforschen, wie sich das Handynetz für die Überwachung von Drohnen nutzen lässt. Der einfache Plan: Um das unbemannte Fluggerät orten zu können, wird ein Mobilfunkmodul eingebaut. Dieses überträgt dann wie jedes Smartphone zum Beispiel GPS-Koordinaten.
Ein erster Test habe schon gezeigt, dass die Übertragung in Breitbandqualität auch noch bei einer Flughöhe von mehreren hundert Metern möglich sei, teilte die Telekom jetzt mit. Dennoch, so die Telekom-Experten, sei die Anbindung der Flugobjekte „eine technische Herausforderung“, weil das Mobilfunknetz eben für die Nutzung am Boden ausgelegt sei.
Ziel des Projektes ist die Entwicklung eines „Air Traffic Management Systems“, das mittels der GPS-Daten ein Luftlagebild erstellt. Auf dieser Basis sollen die erfassten Fluggeräte „weitgehend automatisiert zu kontrollieren“ sein. Aber auch in der Gegenrichtung soll der Datenfluss nützlich sein, indem er beispielsweise an die Drohne Wetterdaten liefert.
Paketkopter als Prototyp
In einem ersten Schritt soll nun der bereits erfolgreich in dünn besiedelten Gebieten getestete „Paketkopter“ der Post-Tochter DHL als Prototyp genutzt werden. Hinter dem Projekt steckt auch der Grundgedanke, dass Drohnen in der Logistik nur dann wirklich effizient sein können, wenn sie nicht mehr auf Sicht gesteuert werden müssen. Die entsprechende Vorschrift würde aber eben nur dann entfallen können, wenn der quasi autonome Flugbetrieb auch sicher genug funktioniert.
Die Projektpartner zielen indes nicht nur auf Lieferdienste ab, sondern wollen auch die sichere Steuerung für andere Zwecke wie etwa Landwirtschaft oder Rettungseinsätze erproben. Gerade die Feuerwehren setzen große Hoffnungen auf die Drohnen, um eindeutige Lagebilder zu bekommen und auch vermisste Personen schnell finden zu können. So hat die Feuerwehr in Hürth bei Köln erst jüngst eine Drohne bestellt, die mit Wärmebildkamera und Schadstoffmessgerät ausgestattet werden kann.
Auf der anderen Seite widmet sich die Telekom auch den negativen Seiten der Technik: Erst kürzlich kündigte sie die Entwicklung eines Systems an, mit dem sie Unternehmen vor Spionage per Drohne schützen will. Mögliche Partner der Telekom sind dabei Airbus oder Dedrone.
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