Tesla: Brief an Elon Musk hat Jahre später Folgen
Vor Jahren schrieb er einen Brief an Tesla-Chef Elon Musk, jetzt wird die Idee eines Bäckers aus Hilden wahr: In NRW steht Deutschlands größter Schnellladepark.
Es war eine dieser Ideen, die man entweder als Schnapsidee verwirft – oder aus der man etwas Großes macht. Roland Schüren aus Hilden hat seine Idee nicht verworfen. Jetzt, acht Jahre später, sitzt er in einem der grünen Sessel, die der neuen Raststätte am Autobahnkreuz Hilden einen Hauch von Öko-Lounge verleihen. Die riesigen Panoramafenster hinter ihm lenken den Blick auf sein Mega-Projekt: den größten Schnellladepark Deutschlands mit 28 Ladeplätzen von Tesla und dem niederländischen Unternehmen Fastned.
Die Geschichte dahinter klingt fast nach Drehbuch. Roland Schüren ist eigentlich Bäckermeister. Sein Name ist in Hilden und der Umgebung eine Marke. Man kennt ihn als umtriebigen Unternehmer, der sich für Nachhaltigkeit interessiert und schon früh beginnt, seine Bäckerei in einen CO2-neutralen Betrieb umzubauen. 2012 fährt er auf dem Weg zur Arbeit immer wieder an einem brachliegenden Gelände vorbei. „Damals hatte ich noch einen Opel Ampera und wusste, was man als E-Fahrer braucht. Und ich dachte: dieses Gelände ist perfekt für Teslas Supercharger.“
Tesla-Chef Elon Musk antwortet nicht – doch die Idee bleibt
Und hier kommt die Stelle, an der die Weiche gestellt wird: Schnapsidee – oder etwas Großes? Roland Schüren schreibt kurzentschlossen einen Brief an Tesla-Chef Elon Musk persönlich und erzählt ihm von seinem Plan. Er will das Gelände kaufen und mit dem US-amerikanischen E-Autobauer zusammenarbeiten. „Geantwortet hat Elon Musk nicht. Na ja, damit musste man rechnen“, erzählt Schüren lachend. Aber: Der Samen war gesät und die Idee ließ den Bäckermeister nicht los.
Auf einer Veranstaltung über nachhaltige Unternehmen lernt er Jahre später einen Tesla-Vertreter kennen – und der ist begeistert von Schürens Idee: Eine Raststätte mit Biobackwaren und frischem Kaffee neben einer Schnellladestation für E-Autos. Der Standort ist gut: Am Autobahnkreuz Hilden führen die A46 und die A3 nach Düsseldorf, Wuppertal, Frankfurt und in die Beneluxländer.
Tesla in Hilden: Elektroautos mit Sonnen- und Windenergie laden
Zeitsprung ins Jetzt: Auf dem Gelände befinden sich heute 20 Tesla-Supercharger und weitere acht Ladeplätze des niederländischen Unternehmens Fastned. Während das E-Auto an der Ladesäule hängt, bleibt dem Fahrer Zeit für ein Bio-Brötchen, einen Kaffee aus nachhaltiger Herstellung und vielleicht ein Schwätzchen mit anderen E-Fahrern, so die Idee. 15 Minuten dauert es, dann sind die Elektroautos für eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern geladen. „Seed & Greet“ nennt sich der Ladepark mit der integrierten Bio-Bäckerei. Schüren gibt sich selbstbewusst: „Einen Zweifel, dass das hier nicht klappt, hatte ich nie.“
Die moderne Raststätte mit den Ladestationen wirkt ein bisschen wie eine Fata Morgana im Nirgendwo. Selbst der Taxifahrer, der die anrückende Presse zum Termin fährt, ist sich nicht ganz sicher, welche Ausfahrt im Kreisverkehr denn jetzt zu der neuen Mega-Anlage führt. Dabei ist der Bau von weitem schon deutlich zu sehen: Knallrot prangt das Tesla-Logo auf der Dachkonstruktion, und mindestens genauso knallig ist das gelbe Logo von Fastned.
Energie kommt über Photovoltaikanlage
Fastned-CEO Michiel Langezaal ist extra aus Amsterdam angereist, um bei der Eröffnung dabei zu sein. Er demonstriert seine Ladestation an einem neuen VW id.3. Das Laden geht wirklich rasend schnell. Mit bis zu 300 Kilowatt fließt Strom von den Ladern in die Autos – zwar kann noch kein Auto so viel nutzen, aber Langezaal denkt schon an Morgen. „Fast“, also „schnell“, scheint zu den Lieblingsvokabeln des Niederländers zu gehören. „We need to go faster“, sagt er, der lieber englisch spricht, sein deutsch sei nicht so „supergut“. Obwohl sein Unternehmen sich schon schnell entwickelt, geht Langezaal nicht vom Gas – um ein Bild zu bemühen, das bei E-Autos eigentlich gar nicht mehr passen will. Es ist die 17. Fastned-Station in Deutschland, im Nachbarland gibt es bereits 200.
Die Station in Hilden wird über mit Solarenergie und zwei kleine Windkraftanlagen versorgt, große Paneele sind auf den Schrägdächern installiert. Fertig ist der Park noch nicht ganz, Bäcker Schüren schaut schon in die Zukunft: „Die Station kann problemlos um zusätzliche Schnellladesäulen erweitert werden.“ In Zukunft soll es noch viele weitere Ladesäulen – neben den Schnelladern auch normale Säulen mit Wechselstrom – und ein Solar-Gewächshaus für Erdbeeren, die direkt als Kuchenbelag im Laden verkauft werden können.
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Ein bisschen Show muss sein an so einem Eröffnungstag. NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) hat sich Zeit genommen für ein bisschen Symbolik: Er darf das obligatorische Band zerschneiden und nebst Hildens Oberbürgermeister Claus Pommer vor geladenen Gästen die Station offiziell einweihen: Am Steuer eines Teslas und eines VW.id3 gleiten sie lautlos in Richtung der Ladeplätze.
“So einfach kann Laden sein”, sagt er zu den Umstehenden.
Lob vom NRW-Minister
Er lobt Schüren als Unternehmer – der Termin passt zur Energiewendepolitik, die die Landesregierung sich prominent auf die Fahnen schreibt. „Sie helfen uns sehr, die Klimaziele zu erreichen. Sie machen Mut.“ Erst am Morgen noch hatte der FDP-Mann die neue Leitentscheidung zum Braunkohleabbau im Landtag verkündet – und damit den Teilerhalt des seit Jahren umkämpften Hambacher Forsts. „Die Vernetzung der Wälder und ihre gedeihliche Entwicklung könnten dadurch gefördert werden, wenn die rechtswidrig errichteten Baumhäuser jetzt endlich geräumt würden“, so Pinkwart.
Und Roland Schüren? Dem ist sichtlich eine Last von den Schultern genommen. Der offizielle Teil ist geschafft. „Ist das geil, oder was?“, ruft er ins Publikum, das sich in Grüppchen mit coronabedingten Mindestabständen auf dem Gelände verteilt, bei Käsegebäck und Schokocroissants. „Seed & Greet“ – Sähen und grüßen, so heißt seine Raststätte am Ladepark. Und kurz lässt sich wie als Omen die Sonne blicken an diesem verregneten Donnerstag und scheint auf die Photovoltaikpaneele auf den schrägen Dächern.
Über Fastned
Fastned möchte Fahrerinnen und Fahrern von Elektrofahrzeugen Freiheit geben und den Übergang zum elektrischen Fahren beschleunigen, heißt es beim Unternehmen. Aus diesem Grund will Fastned ein europäisches Netzwerk von tausend Schnellladestationen aufbauen. An diesen Stationen können Fahrerinnen und Fahrern von Elektrofahrzeugen mit Strom aus Sonne und Wind in 15 Minuten eine Reichweite von bis zu 300 Kilometer laden. Fastned verfügt über 125 Schnellladestationen in den Niederlanden, Deutschland, dem Vereinigten Königreich und Belgien.
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Über Tesla
Tesla wurde 2003 von Ingenieuren gegründet, die zeigen wollten, dass Elektrofahrzeuge mehr Leistung, Beschleunigung und Fahrspaß als Benziner bieten können. CEO ist Elon Musk. Heute baut Tesla neben reinen E-Autos auch unbegrenzt skalierbare Stromerzeugungs- und Stromspeicherprodukte. Aktuell baut Tesla eine Gigafactory nahe Berlin. Lesen Sie hier mehr dazu.
Über Seed & Greet
Der Ladepark in Hilden nennt sich Seed & Greet und wurde in drei Bauabschnitten errichtet. Rund 235.000 Fahrzeuge passieren den Autobahnknotenpunkt Kreuz Hilden zwischen A3 und A46 in Nordrhein-Westfalen täglich. Hinter dem Projekt steht ein Bäcker, denn neben dem Ladepark entstehen am Standort auch Gastronomie. In einem Gewächshaus sollen Salat, Erdbeeren und Blaubeeren für den Bedarf der Bäckerei angebaut werden. Während des Ladevorgangs können Autofahrer das Cafe-Bistro von Roland Schüren besuchen.
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