Wasser-Engpass durch Tesla-Fabrik? 20.07.2020, 13:42 Uhr

Tesla zapft Brandenburg das Wasser ab – Experten bewerten die Lage

Für die Produktion der Tesla E-Autos wird sehr viel Wasser benötigt. Örtliche Wasserversorger in Grünheide warnen: Im Umland gebe es nicht genug Trinkwasser. Zapft Tesla Brandenburg das Wasser ab?

Wassertropfen auf Auto

Tesla wird viel Wasser in seiner Gigafactory in Deutschland benötigen. (Symbolbild)

Foto: panthermedia.net/welcomia (YAYMicro)

In Grünheide entsteht die neue Gigafactory von Tesla. Angesichts der Pläne der Fabrik gibt es allerdings Unsicherheiten bei der Wasserversorgung. Der Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) schlägt nun Alarm: ein Anschluss sei nicht garantiert. Im Umland gebe es weder genug Trinkwasser noch gebe es einen Auftrag von Tesla, mehr Wasser zu erschließen.

André Bähler hatte in einem internen Schreiben vor Trinkwasserknappheit gewarnt: „Die Tatsache, dass wir im Juli 2020 weder über ausreichende Erlaubnismengen verfügen noch der notwendige Erschließungsvertrag geschlossen wurde, gibt Anlass zur Sorge.“ Der weitere Bau der Tesla-Fabrik könne nicht ohne gravierende Änderungen ermöglicht werden. Über das interne Schreiben berichtete der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) zuerst.

So sah die Baustelle von Tesla für seine Batteriefabrik in der Wüste Nevadas aus. Foto: Tesla

So sah die Baustelle von Tesla für seine Batteriefabrik in der Wüste Nevadas aus.

Foto: Tesla

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Wirtschaftsminister sieht keine Herausforderung bei der Wasserversorgung

Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) gab sich überrascht hinsichtlich der Warnung des WSE: „Alle bisher zum Thema Wasser geführten Gespräche haben zum Ergebnis gehabt, dass die anstehenden Probleme lösbar sind und das Tesla-Projekt nicht gefährden“, sagte der SPD-Politiker. Das Umweltministerium bekräftigt Steinbach in seiner Äußerung. Umweltminister Axel Vogel von den Grünen sagte, auch der Wasserverband habe eine positive Prognose für die erste Ausbaustufe der Tesla-Fabrik gegeben.

Der Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) befürchtet, dass bei einem weiteren Ausbau der Tesla-Fabrik Wasserreserven für die Region knapp werden könnten. Das wäre ein Supergau! Zudem habe der US-Elektroautobauer Tesla noch keinen Vertrag zur Erschließung unterschrieben.

„Ein rechtzeitiger Anschluss kann unter diesen Bedingungen nicht gewährleistet werden“, heißt es bei der WSE.

Die Firma benötige die Anschlüsse für Trink- und Schmutzwasser bereits im November 2020. WSE sieht das kritisch. Tesla stand schon einmal in der Kritik, was den Wasserverbrauch angeht. Nach den kritischen Stimmen reduzierte Tesla die Prognose von 3,3 Millionen auf rund 1,4 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr.

50.000 E-Autos sollen in der deutschen Tesla-Fabrik vom Band rollen

Ab Juli 2021 will Tesla in Grünheide bis zu 500.000 Fahrzeuge im Jahr vom Band rollen lassen. Der Bau der Tesla-Fabrik ist bereits in vollem Gange. Das Brandenburger Landesumweltamt gab zuletzt grünes Licht für das Fundament und den Rohbau.

Nach den Rodungen kommen die Bauarbeiten auch gut voran. Die Arbeiten an den Fundamentvorbereitungen laufen. Doch Tesla fehlt immer noch die Genehmigung zum Bau des Gebäudes. Bisher wurden nur Teilgenehmigungen erteilt.

Die geplante Gigafactory von Tesla nahe dem Flughafen Berlin-Brandenburg wird zudem anders aussehen als gedacht: Nicht nur die Akku-Produktion entfällt, wie aus einem Amtsschreiben hervorgeht. So wird die Tesla-Fabrik konkret aussehen.

Wie viel Wasser verbraucht die Herstellung von Elektroautos?

In Deutschland wurden 2018 circa 30.000 E-Autos neu zugelassen. Das dafür notwendige Lithium wies also kumuliert einen Wasserverbrauch von 420 Millionen Litern auf. Das entspricht etwas mehr als 1 Million Liter am Tag. Tesla plant die meisten seiner Akkus zu recyclen, um Kosten und Umweltbelastung so gering wie möglich zu halten. Batterieforscher haben den Wasserverbrauch für Lithium in Elektroauto-Akkus allerdings auch schon relativiert. Maximilian Fichtner ist Direktor am Helmholtz-Institut für elektrochemische Energiespeicherung in Ulm und erklärte gegenüber dem Tagesspiegel, dass für das Lithium einer Batterie mit einer Kapazität von 64 Kilowattstunden 3.840 Liter Wasser verdunstet werden. Das entspreche dem Wasserverbrauch bei der Produktion von 250 Gramm Rindfleisch, zehn Avocados oder einer halben Jeans.

„Ich wundere mich ohnehin immer, dass in der Öffentlichkeit nie über das Lithium in Laptops oder Mobiltelefonen gesprochen wird – aber beim E-Auto ist es auf einmal ein Problem“, sagte Fichtner.

In vielen anderen industriellen und chemischen Prozessen werde viel Lithium verwendet.

Der Professor verwies ebenfalls auf den Wasserverbrauch beim herkömmlichen Verbrennungsmotor: Weltweit würden 17,5 Milliarden Liter Öl pro Tag verbraucht, für dessen Förderung 46 Milliarden Liter Wasser notwendig seien.

„Mit diesem Wasser könnte man Lithium für 1,5 Millionen große Tesla-Akkus gewinnen – jeden Tag“, unterstrich Fichtner. „Und das Wasser für die Ölförderung verdunstet nicht, es wird häufig vergiftet.“

Wasser wird in allen Autofabriken gebraucht

Fakt ist: Wasser wird in allen Autofabriken, zum Beispiel zur Kühlung von Maschinen eingesetzt.

„Hier macht sich auch der Klimawandel bemerkbar“, sagt ein BMW-Sprecher.

In den letzten heißen Sommern war mehr Kühlung nötig, vor allem in Produktionsbereichen. Konstante Temperaturen sind hier unerlässlich.

„Drei Viertel des Wassers werden aber in der Lackiererei verbraucht“, sagt ein BMW-Sprecher.

Tesla schafft über 10.000 Arbeitsplätze

Das neue Gelände in Brandenburg ist für die Region auch ein zusätzlicher Arbeitgeber. Tesla will am Standort Grünheide etwa 10.500 Menschen im Schichtbetrieb beschäftigen. Die Fabrik liegt an der Autobahn A10 und ist über die Anschlussstelle Freienbrink zu erreichen.

Elon Musk ist übrigens der bestverdienende CEO – mit Abstand. Wir haben ausgerechnet, was der Tesla-Chef mit der ungeheuren Summe, die er 2019 verdient hat, alles anstellen könnte. Lesen Sie es hier nach.

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Tesla: Solardach kommt nach Deutschland

Ein Beitrag von:

  • Sarah Janczura

    Sarah Janczura

    Sarah Janczura schreibt zu den Themen Technik, Forschung und Karriere. Nach einem Volontariat mit dem Schwerpunkt Social Media war sie als Online-Redakteurin in einer Digitalagentur unterwegs. Aktuell arbeitet sie als Referentin für Presse und Kommunikation beim VDI e.V.

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