Testphase für Prototyp eines autonomen Fahrzeugs startet jetzt
UNICARagil heißt die Plattform für autonome Fahrzeuge – entwickelt von einem Konsortium, zu dem neben Forschenden von Universitäten auch Industriepartner gehören. Jetzt hat das Team die fahrfertige Plattform mit dem Aufbaumodul verbunden. Der Prototyp ist damit bereit für erste Tests.
Das erste Fahrzeug, das nun zur Erprobung autonomer Fahrfunktionen fertiggestellt worden ist, ist der sogenannte autoCARGO. Er fußt auf einer Fahrzeugstruktur, welche die Forschenden eigens dafür konzipiert und konstruiert haben. Darüber hinaus haben sie auch die Elektronik-Architektur eigens dafür entwickelt, sie genau auf diese Fahrzeuge hin ausgelegt und angefertigt. Denn gerade die Steuergeräte für die Antriebs- und Lenkungsregelung müssen besondere Spezifikationen beinhalten, damit das autonome Fahren überhaupt funktioniert.
Direkt im Anschluss sollen noch drei weitere Fahrzeuge die Werkstätten verlassen, darunter auch das von der Technischen Universität (TU) Braunschweig entwickelte autoELF, ein automatisiert fahrendes Familienfahrzeug. Parallel entwickeln die Forschenden der TU Braunschweig zudem ein Sicherheitskonzept für das automatisierte Fahren.
Autonomes Fahrzeug, das sich modular aufbauen lässt
Das Besondere an UNICARagil: Es ist eine Fahrplattform, die durchgängig modular ist und die Integration von neuartigen Fahrplattformen erlaubt. Dazu zählt zum Beispiel die elektronische Vernetzung des Antriebs, der Bremse und der Lenkung für jedes einzelne Rad mit Lenkwinkel von bis zu 90 Grad. Die Fahrplattform ermöglicht es, Fahrzeuge je nach gewünschtem Verwendungszweck zu bauen. Aktuell sind der Personennahverkehr und der Warentransport vorgesehen.
Als nächstes arbeiten die Forschenden daran, das Fahrzeug nun vollständig zu automatisieren. Dafür sind zahlreiche Sensoren nötig: Die Basis bildet das „Großhirn“, ein Rechner für die Interpretation des Umfelds, die Verhaltensplanung und -entscheidung sowie für die Trajektorienplanung. Ergänzt wird es durch das „Stammhirn“, einem Rechner zur Umsetzung der vom Großhirn übermittelten Trajektorie. Die Sensoren müssen in das Fahrzeug nicht nur integriert, sondern vor allem miteinander vernetzt werden. Im Anschluss soll die in dem Projekt entstandene Software und die automatisierten Fahrfunktionen schrittweise in Betrieb genommen werden. So lassen sie sich dann in Fahrversuchen ausgiebig testen. Für die Forschenden spielt die Sicherheit dabei eine ganz besondere Rolle.
Autonomes Fahrzeug für Familie mit mehreren Generationen geplant
Das an der TU Brauschweig entwickelte fahrerlose Familienfahrzeug autoELF ist für alltägliche Fahrten innerhalb einer Familie bestehend aus mehreren Generationen vorgesehen. Diese soll es eigenständig übernehmen. Ziel ist es, dass keine fahrtüchtige Begleitperson für den Transport nicht fahrtüchtiger Personen mehr nötig ist. Dadurch könnten auch Kinder oder körperlich eingeschränkte Menschen von einem solch autonomen Fahrzeug profitieren und es könnte ihnen mehr Selbstständigkeit im Alltag ermöglichen. Zugleich entlaste es die Angehörigen, die bei Nutzung eines konventionellen Autos als Begleitung fungieren müssen. Die Forschenden wollen das Fahrzeug deshalb möglichst nahtlos in den Alltag einer Familie integrieren. So stehe deshalb ebenso der Fahrzeugzugang und die Innenraumgestaltung im Mittelpunkt der Forschung.
Autonomes Forschungsboot Surveyor liefert bahnbrechende Erkenntnisse
Zusätzlich zur Entwicklung des automatisierten Familienautos beschäftigen sich die Forschenden der TU Braunschweig auch mit der Sicherheit der Fahrzeuge. Das Institut für Regelungstechnik und das Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze erarbeiten dafür ein spezielles Sicherheitskonzept. Dabei liegen die zentralen Herausforderungen darin, die bisherigen Unsicherheiten wie unter anderem Umfeldwahrnehmung und Vorhersagen des Verhaltens anderer Verkehrsteilnehmer auszumerzen.
Forschende sehen im autonomen Fahrzeug die Mobilität der Zukunft
Das Projekt UNICARagil hat es sich zum Ziel gesetzt, einen Beitrag zur Gestaltung der Mobilität der Zukunft zu leisten. Erforscht werden deshalb vollautomatisierte und fahrerlose Fahrzeuge. Im Fokus stehen neue Hardware- und Software-Architekturen, mit denen sich komplett fahrerlose Autos in die Realität umsetzen lassen und deren Fahrfunktionen regelmäßig aktualisiert werden können. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und steht unter der Leitung von Lutz Eckstein, Leiter des Instituts für Kraftfahrzeuge der RWTH Aachen. Die im Rahmen des Projektes entwickelte Fahrzeugplattform soll die Basis für vier verschiedene Anwendungsfälle darstellen – vom automatisierten Familienfahrzeug bis zur mobilen Packstation.
Zu den Mitgliedern des Konsortiums gehören neben der RWTH Aachen und der TU Braunschweig noch die TU Darmstadt, das KIT, die TU München, die Universitäten Stuttgart, Ulm und Passau sowie die Industriepartner Atlatec GmbH, flyXdrive GmbH, iMAR Navigation GmbH, IPG Automotive GmbH, Schaeffler Technologies AG & CO. KG, VIRES Simulationstechnologie GmbH, Maxion Wheels Holding GmbH und Valeo Schalter und Sensoren GmbH.
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