Torricelli-Autobremse saugt sich bei Gefahr an der Straße fest
Einen 40 % kürzeren Bremsweg verspricht die Torricelli-Bremse, die das schwedische Unternehmen Autoliv entwickelt hat: Bei Gefahr senkt sich eine Platte am Unterboden des Autos ab und saugt sich an der Straße fest.
Die Platte ist etwa so groß wie eine Vinyl-LP. Am Unterboden des Autos angebracht, senkt sie sich auf das Signal eines automatischen Warnsystems ab und drückt sich gegen den Straßenbelag. Woraus die Platte besteht und wie sie mechanisch arbeitet, behält der Hersteller für sich. Das Funktionsprinzip aber verrät der Name: Die Torricelli-Bremse ist benannt nach einem italienischen Mathematiker und Physiker aus der Barockzeit, der das Vakuum erforscht und auf dieser Basis das Quecksilber-Barometer erfunden hat.
40 % kürzerer Bremsweg
Das schwedische Unternehmen Autoliv hat die Bremsplatte so weit entwickelt und getestet, dass sie serienmäßig in Fahrzeuge eingebaut werden könnte. Um bis zu 40 % soll sich der Bremsweg verkürzen. Die Bremsplatte ist für den Stadtverkehr gedacht, weil sie nur bei Geschwindigkeiten bis zu 70 km/h optimal funktioniert. Sie könne helfen, Kollisionen mit Radfahrern oder Fußgängern zu vermeiden, die auch bei geringem Tempo oft tödlich enden, sagt Forschungsleiter Ola Boström.
Die Torricelli-Bremse ist direkt mit einem autonomen Bremssystem verbunden, wie es viele Autohersteller heute schon anbieten. Sie reagiert innerhalb einer Zehntelsekunde, nachdem das System Kollisionsgefahr registriert hat, und entwickelt eine Kraft von 15.000 Newton. Das entspricht der Kraft einer Masse mit einem Gewicht von 1,5 t.
Die Torricelli-Bremse werde „die Effizienz von autonomen Bremssystemen radikal verbessern“, verspricht Autoliv.
Autohersteller müssten Sicherheitssysteme an Torricelli-Bremse anpassen
Allerdings müssten wegen der starken Bremswirkung auch Sicherheitssysteme wie Gurtstraffer optimiert werden. Für die technischen Voraussetzungen könnte Autoliv selbst sorgen, denn das in Deutschland kaum bekannte Unternehmen ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer bei Sicherheitseinrichtungen fürs Auto. Es produziert Gurte, Airbags, ABS und Systeme für die Traktionskontrolle.
Mit Partnern arbeitet Autoliv derzeit unter anderem an einer optischen Kommunikation des Fahrers mit seinem Auto, etwa für die Bedienung des Radios, sodass er die Hände nicht mehr vom Lenkrad nehmen muss.
Boström zeigt sich selbst unsicher, ob die Autoindustrie die Neuerung schon bald umsetzen kann. Er setze aber darauf, dass der Faktor Sicherheit als Verkaufsargument eine immer größere Rolle spielt.
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