Null Emissionen 16.12.2015, 11:13 Uhr

Transportlaster: Sauber kühlen mit Stickstoffmotoren

Der Transport von Gütern, die gekühlt werden müssen, belastet die Umwelt doppelt: Dieselgetriebene Kühlaggregate emittieren noch mehr Schadstoffe als die viel größeren Lkw-Motoren. Ein britisches Unternehmen hat jetzt ein Kühlsystem für Lastwagen entwickelt, das mit Stickstoff funktioniert – und so Diesel-Abgase vermeidet.

Das britische Unternehmen Dearman hat ein Kühlsystem für Lkw entwickelt, das mit Stickstoff funktioniert und damit erhebliche Diesel-Abgase vermeidet. Derzeit läuft ein Test mit einem Volvo-Kühllaster.

Das britische Unternehmen Dearman hat ein Kühlsystem für Lkw entwickelt, das mit Stickstoff funktioniert und damit erhebliche Diesel-Abgase vermeidet. Derzeit läuft ein Test mit einem Volvo-Kühllaster.

Foto: Dearman

Dabei lässt sich Flüssigstickstoff direkt zum Kühlen von Lkw-Frachträumen nutzen. Den Restbedarf an Kälte deckt ein Aggregat, das von gasförmigem Stickstoff angetrieben wird. Die Emissionen sinken auf Null.

Zum Vergleich: Die dieselgetriebene Kühleinheit von Kühllastern verbraucht 20 % des Treibstoffs, den der Antriebsmotor schluckt. Sie emittiert aber 29 Mal so viel Feinstaub und sechsmal so viel Stickoxide. Das berichten Wissenschaftler der Universität Birmingham in einer Studie zu den Auswirkungen von Kühltransporten in Indien.

Kühlkette darf nicht unterbrochen werden

Nicht anders ist es in Europa, über dessen Straßen eine Million Kühllastwagen rollen. Feinstaub und Stickoxide werden nicht nur im Fernverkehr freigesetzt, sondern auch innerorts. Selbst wenn die Lkw abgestellt sind laufen die Kühlaggregate weiter.

Stellenangebote im Bereich Fahrzeugtechnik

Fahrzeugtechnik Jobs
WIRTGEN GmbH-Firmenlogo
System- und Softwarearchitekt (m/w/d) - mobile Arbeitsmaschinen WIRTGEN GmbH
Windhagen (Raum Köln/Bonn) Zum Job 
ME MOBIL ELEKTRONIK GMBH-Firmenlogo
Support- und Applikationsingenieur (m/w/d) ME MOBIL ELEKTRONIK GMBH
Langenbrettach Zum Job 
Tagueri AG-Firmenlogo
Consultant OTA - Connected Cars (m/w/d)* Tagueri AG
Stuttgart Zum Job 
THU Technische Hochschule Ulm-Firmenlogo
W2-Professur "Elektrifizierte Fahrzeugantriebssysteme" THU Technische Hochschule Ulm
Fachhochschule Dortmund-Firmenlogo
Professur für "Werkstofftechnik und Metallografie" Fachhochschule Dortmund
Dortmund Zum Job 
Niedersachsen.next GmbH-Firmenlogo
Themenmanager Mobilität und Digitalisierung | Mobilitätskonzepte (m/w/d) Niedersachsen.next GmbH
Hannover Zum Job 
Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes-Firmenlogo
W2-Professur (m/w/d) für Fahrzeugtechnik - Fahrdynamik und Fahrwerke Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes
Saarbrücken Zum Job 
Hochschule Ravensburg-Weingarten-Firmenlogo
Professur für Digitalisierung und KI im Maschinenbau Hochschule Ravensburg-Weingarten
Weingarten Zum Job 
Die Grafik zeigt das Ausmaß der Emissionen, die durch Transportkühlung auf Europas Straßen entstehen. 

Die Grafik zeigt das Ausmaß der Emissionen, die durch Transportkühlung auf Europas Straßen entstehen. 

Quelle: Dearman

Dass sie so viele Schadstoffe emittieren liegt daran, dass es, anders als für Antriebsmotoren, keine Grenzwerte gibt. Aus diesem Grund sind sie sehr einfach konstruiert, um Kosten zu sparen. Zulasten der Umwelt.

Unbrennbarer Treibstoff

Das Londoner Unternehmen Dearman hat jetzt eine Kühllösung vorgestellt, die zumindest in der Umgebung des jeweiligen Kühllasters keine Emissionen verursacht. Der Dearman-Kolbenmotor, der die Kältemaschine antreibt, läuft mit Stickstoff, was ungewöhnlich klingt, weil dieses Gas nicht brennt.

Das Abgas ist völlig unschädlich

Muss es auch nicht, denn die britischen Ingenieure haben sich etwas Besonderes ausgedacht. Der Stickstoff wird in flüssiger Form bei einer Temperatur von minus 196 °C in einen besonders gut isolierten Zusatztank gefüllt. In einem Wärmetauscher gibt er seine Kälteenergie teilweise ab. Diese wird direkt zum Kühlen des Frachtraums genutzt, was aber nicht reicht.

Getestet wird aktuell die zweite Generation der Dearman-Null-Emission-Transportkühlung.

Getestet wird aktuell die zweite Generation der Dearman-Null-Emission-Transportkühlung.

Quelle: Dearman

Den Rest besorgt die Kältemaschine, die vom Stickstoffmotor angetrieben wird. In deren Kolben strömt der mittlerweile gasförmige Stickstoff, der einen gewaltigen Druck aufgebaut hat, denn beim Übergang von flüssigen in den gasförmigen Zustand – das geschieht im Wärmetauscher- dehnt er sich um das 710-fache aus.

Wasser-Glykol-Mischung wird wiederverwendet

Damit der Motor nicht vereist wird zusätzlich eine genau dosiert lauwarme Wasser-Glykol-Mischung eingespritzt, die im Kreislauf gefahren, also immer wieder verwendet wird. Der Motor emittiert lediglich Stickstoff, den Hauptbestandteil der Luft, aus dem er auch gewonnen wird. Dass Wasser-Glykol-Gemisch wird von den Abgasen des Antriebsmotors erwärmt.

Der Dearman-Motor. 

Der Dearman-Motor. 

Quelle: Dearman

Indirekt können dennoch Schadstoffe frei werden. Das hängt davon ab, wie der Strom für die Verflüssigung von Luft, bei der unter anderem flüssiger Stickstoff entsteht, erzeugt wird. Nur wenn er mit Hilfe erneuerbarer Energie produziert wird ist der Dearman-Motor wirklich umweltfreundlich.

Auch Klimaanlagen mit Dearman-Motor sind möglich

Derzeit läuft ein Test mit einem Volvo-Kühllaster. Im nächsten Jahr soll ein Flottenversuch mit den Fahrzeugen einer britischen Spedition beginnen. 2018 soll die Serienfertigung beginnen.

So verteilt sich die Technik im Lkw. 

So verteilt sich die Technik im Lkw. 

Quelle: Dearman

Das Unternehmen strebt einen Jahresumsatz von zunächst 280 Millionen Euro an. Dazu könnten auch kleinere Kühlanlagen beitragen, die beispielsweise die Klimaanlagen von Bussen oder gar Pkw ersetzen. Wie teuer das Aggregat sein wird verrät Peter Dearman, der Chef des Unternehmens, noch nicht. Es werde sich jedoch innerhalb von drei Jahren amortisieren, versichert er.

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.