Umweltfreundliches Cargoschiff nutzt Rumpf als Segel
Ein norwegischer Ingenieur will die Seefahrt revolutionieren: Er hat das Cargoschiff Vindskip entwickelt, das mit einem Erdgasantrieb aufs Meer fährt und dort kurzerhand den riesigen Rumpf als Segel nutzt. Das soll den Schadstoffausstoß um 80 Prozent reduzieren.
In schwerer von Sturm aufgewühlter See mag man sich das neuartige Cargoschiff Vindskip nicht wirklich vorstellen. Viele Meter in den Himmel ragt der recht schmale futuristische Rumpf, der die Funktion eines Segels hat. Oben drauf thront die Plattform mit der Kommandobrücke. „Trifft der Wind schräg von vorn auf den Rumpf, entsteht daraus eine Kraft in Längsrichtung, das Schiff nimmt Fahrt auf“, erklärt der norwegische Ingenieur Terje Lade, der das Vindskip-Konzept entwickelt hat. „Da der Rumpf die Form eines vertikal stehenden symmetrischen Tragflügels wie bei einem Flugzeug hat, muss der schräg einfallende Wind auf der ihm abgewandten Seite – Lee – einen längeren Weg zurücklegen. Dadurch entsteht an der dem Wind zugewandten Seite – Luv – ein Unterdruck, der das Schiff nach vorne zieht.“
80 Prozent weniger Schadstoffausstoß
Der innovative Norweger setzt bei seinem Containerschiff der umweltfreundlichen Art auf eine Kombination aus Wind und Gas. Um das Schiff vom Hafen auf das offene Meer zu manövrieren, ist Vindskip mit einem Erdgasantrieb ausgestattet. Mit der bisher einzigartigen Kombination aus Wind und Flüssiggas soll der Treibstoffverbrauch nur 60 Prozent des Verbrauchs eines konventionellen Containerschiffes betragen. Der Ausstoß an Treibhausgasen und Schadstoffen soll sich sogar um 80 Prozent reduzieren. Containerschiffe werden meist mit Schweröl betrieben, welches durch seinen hohen Schwefelgehalt beim Verbrennen viel Schwefeldioxid an die Umgebung abgibt.
Bei gutem Wind schafft Vindskip 35 km/h
Mit dem Flüssiggasantrieb alleine tuckert das Vindskip mit 14 Knoten, das entspricht umgerechnet knapp 25 km/h. Und dann kommt der seitlich auf den Rumpf treffende Wind ins Spiel. Bei gutem Wind soll das Vindskip dann bis zu 35 Kilometer pro Stunde schaffen. Damit hinkt es den herkömmlichen Frachtern mit konventionellem Verbrennungsmotor nicht hinterher.
Das Konzept steht und fällt mit der optimalen Nutzung der Windenergie. Deshalb ist die Route entscheidend, die Vindskip nimmt. Forscher vom Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen (CML) in Hamburg haben daher jetzt ein Wetter-Routing-Modul entwickelt. Eine Software ermittelt anhand von Navigationsalgorithmen den günstigsten Kurs für das umweltfreundliche Containerschiff. „Mit unserem Wetter-Routing-Modul lässt sich berechnen, welchen Kurs das Schiff am besten fährt, um möglichst wenig Brennstoff zu verbrauchen und so die Kosten zu senken“, erklärt Laura Walther vom CML. „Denn teurer Treibstoff macht einen Großteil der Kosten in der Schifffahrtindustrie aus.“ Ende Januar wollen die Fraunhofer-Forscher ihre Software an die Firma Lade AS in Ålesund übergeben. Deren Geschäftsführer Terje Lade möchte schon in vier Jahren auf seinem Vindskip 6500 Standardcontainer umweltfreundlich über die Meere befördern.
Schwefelanteil im Treibstoff soll bis 2020 auf 0,1 Prozent sinken
Der Seehandel ist Garant für eine funktionierende Globalisierung und hat noch heute mit etwa 90 Prozent den mit Abstand größten Anteil am Welthandel. Es ist daher ein Gebot der Zeit, die Umweltbelastung zu senken. Deshalb hat die Internationale Seeschifffahrts-Organisation (IMO) vorgesehen, dass der Schwefelanteil im Treibstoff ab 2020 auf 0,1 Prozent reduziert werden muss. Alternativer Kraftstoff wird teurer sein als Schweröl. Genau das macht das Vindskip-Konzept für Reedereien interessant.
Ein Beitrag von: