Modellversuch in Potsdam 01.02.2013, 11:51 Uhr

Umweltorientierte Verkehrssteuerung senkt Feinstaubbelastung in Innenstädten

Verkehrsabgase belasten die Luft vor allem in Großstädten und Ballungsräumen. Ein Verkehrleitsystem, das jetzt in Potsam getestet wird, greift auf aktuell gemessene Werte der Umweltstationen zurück, um den Verkehr optimal durch die Innenstädte zu lenken.

Seit einem Jahr versucht Potsdam, mit einer von Siemens entwickelten Verkehrssteuerung die Feinstaubbelastung in der Landeshauptstadt zu senken.

Seit einem Jahr versucht Potsdam, mit einer von Siemens entwickelten Verkehrssteuerung die Feinstaubbelastung in der Landeshauptstadt zu senken.

Foto: Archiv

Um die Luftbelastung in Innenstädten zu senken, reichen Umweltzonen längst nicht mehr. Nun hat der Münchner Siemens-Konzern mit „Sitraffic Scala/Concert“ ein System entwickelt, das den Verkehr steuert, indem es auf Umwelteinflüsse reagiert. Dazu gehören die Überwachung und zentrale Steuerung des Verkehrs sowie die Aufbereitung und Speicherung von Verkehrsdaten. „Dadurch können alle für die städtische Verkehrssteuerung relevanten Informationen zusammengeführt werden“, sagt Andrea Ghio, Produktmanager bei der Siemens Mobility and Logistics Division.

Aus umfangreichen Verkehrsdaten werden die aktuellen Schadstoffemissionen in Echtzeit für jeden Abschnitt eines Straßennetzes berechnet. Zusammen mit aktuellen oder prognostizierten Wetterdaten lässt sich so die verkehrsbedingte Schadstoffbelastung im gesamten Straßennetz analysieren.

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Anschließend werden die Daten durch Modellierung, in die auch Hinweise auf Fahrzeugtypen oder die Geometrie einer Stadt einfließen, zusammengeführt. Offene Schnittstellen erlauben die Integration bereits vorhandener Systeme. „Das daraus entstehende Gesamtbild schafft die Basis für eine gezielte und vorausschauende umweltorientierte Verkehrsbeeinflussung“, erklärte Ghio gegenüber den VDI nachrichten. So würden etwa die Taktzeiten der Ampeln angepasst, um den Verkehr zu entzerren.

System in Potsdam schon im Einsatz

Seit knapp einem Jahr muss sich das System in der Praxis bewähren. Die Stadt Potsdam hat Siemens mit der Errichtung einer Verkehrssystemmanagementzentrale (VSMZ) beauftragt, zudem wurden an den Lichtsignalanlagen der Stadt umweltsensitive Steuerungen eingebaut. Die Kommune hatte sich zu dem Schritt entschlossen, da die Bewohner der brandenburgischen Landeshauptstadt im Vergleich zu anderen deutschen Städten überdurchschnittlich viel Feinstaub und andere Schadstoffe einatmen.

Vergleichsstudien der Weltgesundheitsorganisation WHO und des Umweltbundesamts (UBA) belegten dies. Danach liege Potsdam bundesweit in der Spitzengruppe der Kommunen mit besonders gesundheitsschädlicher Luftverschmutzung. In die umweltorientierte Verkehrssteuerung hat Potsdam etwa 2,3 Mio. € investiert. Das Geld kam von der EU und vom Landesministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz.

Die an vielen Kreuzungen bereits vorhandenen Verkehrszählanlagen bekamen neue Datenleitungen und die seit 2001 bestehende Verkehrszentrale erhielt neue Hard- und Software. Sämtliche Komponenten des alten Systems in Potsdam wurden mit neuen Produkten und Systemen erweitert oder erneuert und auch der vorhandene Verkehrsrechner durch Sitraffic Scala ersetzt. Die Kommune hat einen Luftreinhalteplan aufgestellt, der ein Bündel stadtplanerischer, technischer und ordnungsrechtlicher Maßnahmen vorsieht.

„Die umweltorientierte Verkehrssteuerung ist nur eine von vielen Maßnahmen, um die Luftqualität maßgeblich und dauerhaft zu verbessern“, sagt Doris Lorenz, Sprecherin des zuständigen Landesamts für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg.

Feinstaubbelastung ist gesunken

Ende Januar wurden die ersten Messergebnisse veröffentlicht: Im Vergleich zum Vorjahr 2011, in dem Grenzwertüberschreitungen an bis zu 55 Tagen gezählt wurden, waren es 2012 deutlich weniger. An den vier in Potsdam vorhandenen Messstellen wurde der Tagesmittelwert von 50 µg Feinstaub/m³ (PM10) an den zulässigen 35 Tagen pro Jahr nicht überschritten.

Allerdings gebe es noch zwei Stellen, an denen die Werte nach wie vor grenzwertig sind. „Die tatsächliche Wirkung wird an den künftigen Jahresmittelwerten 2013 und 2014 für PM10 und Stickstoffdioxid (NO2) an unseren Messstationen und den Zwischenauswertungen erkennbar“, erläutert Lorenz.

Dennoch ist man in der Kommune zufrieden. „Wir befinden uns noch in der Evaluierungsphase, da kann nicht sofort alles funktionieren“, sagt Reik Becker, Verantwortlicher für das Verkehrsmanagement in Potsdam. In die Bewertung seien bislang nur die Analysen der ersten drei Monate eingeflossen. Zudem fehle noch die Feinjustierung: Derzeit gibt es Hürden bei der Schaltung der grünen Welle und dem Vorrang für den ÖPNV.

„Unser Ziel ist die Luft zu verbessern, ohne die Mobilität einzuschränken“, erklärt der Potsdamer Verkehrsmanager. Brems- und Haltevorgänge müssten geringer werden, um den Verkehrsfluss aufrecht zu halten und so den Schadstoffausstoß weiter zu minimieren.

Die Testphase läuft noch bis Frühjahr 2014. „2015 können wir uns ein endgültiges Urteil bilden“, meint Becker. Die positiven Erfahrungen aus Potsdam haben allerdings bereits andere Kommunen hellhörig werden lassen. „Uns liegen bereits mehrere Anfragen vor“, sagt Andrea Ghio von Siemens. Unter anderem sollen in Berlin und Braunschweig ähnliche Projekte starten.

Ein Beitrag von:

  • Holger Pauler

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