Unfallschutz: Sanfter Ton warnt Fußgänger vor E-Autos
Eine Kamera, die Fußgänger und Radfahrer erfasst und bei Gefahr ein Warnsignal auslöst: Das ist der Kern des Systems, das die EU im Projekt e-Vader unter Führung von Nissan hat entwickeln lassen. Es soll der Gefahr von Unfällen mit nahezu geräuschlosen E-Autos begegnen.
Das hat wohl fast jeder schon mal erlebt: Man wendet sich zur Straße und steht plötzlich vor einem Elektroauto, das man nicht hat kommen sehen. Vielmehr kommen hören. Denn Elektroautos bewegen sich nahezu geräuschlos, und ihre Zahl auf den Straßen ist immer noch viel zu gering, um sich an die Präsenz der Schleicher zu gewöhnen.
Aber es gibt sie, und die Gefahr ist bekannt. Eine Studie der US-Verkehrssicherheitsbehörde hat schon im Jahr 2009 gezeigt, dass die Gefahr von Kollisionen zwischen langsam fahrenden oder ausparkenden E-Autos und Fußgängern oder Radfahrern doppelt so hoch ist wie bei herkömmlich angetriebenen Fahrzeugen – der Motorlärm dient eben auch als Warnsignal, auf das Verkehrsteilnehmer geeicht sind.
Warnton ertönt aus sechs Lautsprechern
Die EU hat deshalb 1,8 Millionen € in das Forschungsprogramm e-Vader gesteckt, das vor allem ein Ziel hat: Die gute Seite des Lärms zu nutzen, ohne die schlechte Seite in Kauf nehmen zu müssen. Der Autohersteller Nissan, der in all seinen Elektromodellen schon akustische Warnanlagen einbaut, hat zusammen mit zehn Partnern in dem Projekt nun ein neues System entwickelt.
Es basiert darauf, dass eine Kamera an der Frontseite des Fahrzeugs Fußgänger oder Radfahrer erkennt. Wenn die Entfernung ein bestimmtes Maß unterschreitet, ertönt aus sechs Lautsprechern ein Warnton. Der ist aber so ausgelegt, dass er weder die Passanten noch Anwohner aufregen soll. Er sei um bis zu 5 dB leiser als ein gewöhnlicher Benzin- oder Dieselmotor.
Sirenentöne früh verworfen
Drei Jahre lang haben die Entwickler an dem jetzt präsentierten System gearbeitet. „Sirenenartige Töne wurden schon früh verworfen, weil sie laut und irritierend waren und manchmal andere Verkehrsteilnehmer wütend machten“, berichtet Nissan. Wenig überraschend. Das Signal klingt nun erheblich sanfter, soll aber doch deutlich genug sein, um Aufmerksamkeit zu erzeugen, und zwar nicht nur bei Passanten, sondern auch beim Fahrer selbst, der den Ton ebenfalls im Innenraum hört.
Für den Praxistest hat Nissan das System in eines seiner Autos vom Typ Leaf eingebaut. Die Resonanz eines ausgewählten Publikums sei wohlwollend gewesen, erklärt der Hersteller. Allerdings ist völlig unklar, wohin das nun führt. Präzisere Ergebnisse und Testdaten gibt es nicht. Und dass E-Autos bald alle mit diesem akustischen Warnsystem herumfahren, ist nicht absehbar.
Der Hersteller sagt dazu: „Die Ergebnisse bieten ein unschätzbar wertvolles Referenzmaterial für weitere Forschungen auf diesem Gebiet.“ Immerhin werde die Entwicklung wahrscheinlich in eine künftige europäische Gesetzgebung zu Elektro-Auto-Fußgänger-Alarmtönen einfließen.
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