Defekt in Triebwerken 18.09.2014, 13:49 Uhr

US-Rüstungsindustrie häufiger Opfer minderwertiger Titanimporte

Boeing war schon betroffen, Rüstungskonzern Lockheed Martin auch: Bauteile aus minderwertigem Titan beschädigen Triebwerke der Kampfjets. Billiganbietern gehen Rüstungsunternehmen wegen eines US-amerikanischen Gesetzes auf den Leim. Sie dürfen kein hochwertiges Titan aus Russland kaufen. 

Im Triebwerk des Kampfjets F-35 von Lockheed Martin fanden sich defekte Titanbauteile. Triebwerkhersteller Pratt and Whitney hat Ende August Klage gegen Lieferanten A&P Alloys eingereicht. 

Im Triebwerk des Kampfjets F-35 von Lockheed Martin fanden sich defekte Titanbauteile. Triebwerkhersteller Pratt and Whitney hat Ende August Klage gegen Lieferanten A&P Alloys eingereicht. 

Foto: Pratt & Whitney

Die allermeisten bekannten amerikanischen Flugzeugbauprogramme sind schon davon betroffen gewesen. Das gilt für den Kippflügler Bell Boeing V-22 genauso wie für den großen militärischen Jetfrachter C-17 und die Kampfflugzeuge der Typen Boeing F-15, Lockheed Martin F-22 und in der Gegenwart die Lockheed Martin F-35. Dort wurden defekte Teile aus Titan im Triebwerk gefunden. Daraufhin hat der Triebwerkhersteller Pratt & Whitney in den letzten Augusttagen Klage gegen den amerikanischen Lieferanten A&P Alloys eingereicht.

Das US-Verteidigungsministerium hat schon 2009 eine Arbeitsgruppe zur Untersuchung von verfälschtem Titan in Militärflugzeugen eingerichtet. Auf Basis umfangreicher Untersuchungen des Ministeriums hat die US-Weltraumbehörde NASA vor kurzem ein Handbuch veröffentlicht, dass es Einkäufern in den Branchen Wehrtechnik und Raumfahrt erleichtern soll, defekte Titanprodukte zu erkennen.

Pratt & Whitney baut das Triebwerk für den Kampfjet F-35 von Lockheed Martin. Die Rüstungsindustrie darf kein hochwertiges Titan aus Russland importieren und fällt deshalb häufiger auf Billiganbieter herein. 

Pratt & Whitney baut das Triebwerk für den Kampfjet F-35 von Lockheed Martin. Die Rüstungsindustrie darf kein hochwertiges Titan aus Russland importieren und fällt deshalb häufiger auf Billiganbieter herein.

Quelle: Joint Strike Fighter Program

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Auch nichtamerikanische Unternehmen der Luft- und Raumfahrtindustrie sind als große Titanverwender immer wieder von Problemen mit verfälschtem oder sonst minderwertigem Material betroffen.

US-amerikanische Rüstungsunternehmen dürfen kein Titan aus Russland kaufen

Dass die Vereinigten Staaten mit weitem Abstand die meisten Probleme haben, hat mehrere Gründe. Zum einen spielt eine Rolle, dass sie besonders viele Triebwerke und Flugzeuge und Raumfahrtgeräte produzieren. Wichtiger aber ist, dass es in den USA eine gesetzliche Regelung gibt, die es den Unternehmen der Rüstungsindustrie untersagt, für Militärgerät russisches Titan zu verwenden. Doch Russland ist die Hauptlieferquelle für Titan in der Welt. Bedeutendster Lieferant ist dabei der russische Norilsk-Konzern. Für zivile Anwendungen darf die amerikanische Industrie russisches Titan kaufen

Billig-Titan ist oft unzureichend gewalzt

Was in der Praxis an mangelhaftem Material geliefert wird, sind beispielsweise Titanlegierungen, die nicht die erforderliche Zusammensetzung oder Reinheit aufweisen. Genauso kann es sich aber auch um Bauteile handeln, die nicht in der im Auftrag vorgebenden Art und Weise hergestellt worden sind. Letzteres ist besonders häufig bei den Titanverarbeitern zu beobachten. Sie nehmen vielfach einfach Rohtitan, behandeln die Oberflächen leicht und biegen und pressen das Material in die bestellte Produktform, die eigentlich aus geschmiedetem Material hergestellt werden müsste. Häufig wird auch unzureichend gewalztes Titan ausgeliefert. All diese unzureichenden Be- oder Verarbeitungsvorgänge führen dazu, dass das Titan, das dann beispielsweise in die Flugtriebwerke eingeht, von unzureichender Qualität ist und somit die Sicherheit des Flugbetriebs gefährdet.

 

Ein Beitrag von:

  • Peter Odrich

    Peter Odrich studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Verkehrsbetriebe. Nach 28 Jahren als Wirtschaftsredakteur einer deutschen überregionalen Tageszeitung mit langer Tätigkeit in Ostasien kehrte er ins heimatliche Grossbritannien zurück. Seitdem berichtet er freiberuflich für Zeitungen und Technische Informationsdienste in verschiedenen Ländern. Dabei stehen Verkehrsthemen, Metalle und ostasiatische Themen im Vordergrund.

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