Untergang des deutschen Flüchtlingsschiffes 30.01.2020, 08:03 Uhr

Vor 75 Jahren sank die Wilhelm Gustloff

Vor 75 Jahren ereignet sich die bisher größte Schiffskatastrophe. Die „Wilhelm Gustloff“ wird mit über 10.000 Flüchtlingen an Bord auf ihrem Weg von Gotenhafen nach Kiel versenkt. Der Kommandant eines sowjetischen U-Bootes hält das Flüchtlingsschiff für ein Kriegsschiff und schießt drei Torpedos ab, die alle ihr Ziel treffen. Das Schiff sinkt 60 Kilometer vor der Pommerschen Küste und reißt über 9.000 Menschen in den Tod, überwiegend Frauen und Kinder.

Modell der Wilhelm Gustloff
Ein paar Fakten zum Modell: Es ist im Maßstab 1:100 gebaut worden um Trickaufnahmen für den ZDF-Zweiteiler „Die Gustloff“ (2009) zu Filmen. Es wurde Teil der Sammlung des Museums in 2010. Das Modell kann fahren und hat sogar ein Ballast System, um es zu versenken.  Es steht im Internationalen Maritimen Museum Hamburg (IMM Hamburg). Foto: Damián Morán Dauchez/IMM Hamburg

Modell der Wilhelm Gustloff Ein paar Fakten zum Modell: Es ist im Maßstab 1:100 gebaut worden um Trickaufnahmen für den ZDF-Zweiteiler „Die Gustloff“ (2009) zu Filmen. Es wurde Teil der Sammlung des Museums in 2010. Das Modell kann fahren und hat sogar ein Ballast System, um es zu versenken. Es steht im Internationalen Maritimen Museum Hamburg (IMM Hamburg).

Foto: Damián Morán Dauchez/IMM Hamburg

Im Mai 1937 läuft in Hamburg das damals größte Kreuzfahrtschiff der Welt vom Stapel. Die „Wilhelm Gustloff“ fährt mehrere Jahre als Urlaubsschiff, um die Moral des deutschen Arbeiters zu stärken. Günstiger Urlaub soll laut NS-Freizeitorganisation „Kraft durch Freude“ die deutsche Moral stärken. Am 30. Januar 1945 läuft das Schiff zu seiner letzten Fahrt aus. An Bord befinden sich 10.582 Menschen, darunter 8.800 Frauen und Kinder, die aus Ostpreußen vor der Roten Armee flüchten. In der Nacht wird das Schiff von drei sowjetischen Torpedos getroffen, die Wilhelm Gustloff versinkt in der eisigen Ostsee. Nur 1.200 Menschen überleben diese größte Schiffskatastrophe aller Zeiten.

Günstiger Luxusurlaub für das deutsche Volk

Die Wilhelm Gustloff galt als nationalsozialistisches Prestigeobjekt. Mit Urlaubsreisen, die auch für den schmalen Geldbeutel vieler Arbeitnehmer erschwinglich waren, sollten die Volksmassen bei Laune gehalten werden. Die NS-Freizeitorganisation“Kraft durch Freude“ organisierte Nah- und Fernreisen, um vor allem die Arbeiterschaft in die nationalsozialistische Volksgemeinschaft zu integrieren. Dabei wurde bewusst auf Veranstaltungen gesetzt, die der Entspannung, dem Vergnügen und damit der Steigerung der Lebensfreude dienten. Jeder deutsche Arbeiter sollte seinen Luxusurlaub bekommen, um sich mit Hitlers Bestreben eines einheitlichen deutschen Volkes zu identifizieren und seinen Teil für das Deutsche Reich beizutragen.

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Vom Luxusdampfer zum Kriegsschiff

Mit einer Gesamtlänge von 208,50 Metern und einer zulässigen Passagiermenge von 1.463 Menschen läuft die Wilhelm Gustloff am 5. Mai 1937 in Hamburg vom Stapel. Bis zum September 1939 absolviert sie 44 Kreuzfahrten und wird anschließend von der Kriegsmarine übernommen. Für ein Jahr dient das Schiff als schwimmendes Lazarett, bevor es im November 1940 in ein Wohnschiff für angehende U-Boot-Matrosen umgewandelt wird. In den folgenden 5 Jahren liegt die Wilhelm Gustloff in der Danziger Bucht vor Anker.

Flucht über die Ostsee

Ende Januar 1945 überschreitet die Rote Armee die östliche Grenze Deutschlands. Nach wenigen Tagen ist der Fluchtweg in den Westen abgeschnitten, da sowjetische Panzer aus dem südlichen Ostpreußen bis zur Küstenregion vorgestoßen sind. Jetzt bleibt nur noch die Flucht über die Ostsee und es beginnt die größte Rettungsaktion aller Zeiten, bei der Menschen über den Wasserweg flüchten. Die Marine hat Anweisung erhalten, alle Soldaten der U-Boot-Schule zu verlagern und auf Schiffen nach Westen zu bringen. Beim Auslaufen dieser Schiffe werden die ersten Zivilisten, vorrangig Frauen und Kinder, mitgenommen.
Die meisten Schiffe laufen die Stadt Swinemünde (Usedom) an, von der die Flüchtlinge mit dem Zug oder anderen Schiffen die Flucht nach Kiel, Lübeck oder Flensburg antreten. Danzig und Gotenhafen (Gdingen) liegen ebenfalls auf der Fluchtroute, wo Zehntausende darauf warten, von ankommenden Schiffen mitgenommen zu werden.

Das Ende der Wilhelm Gustloff

Am 30. Januar 1945 legt auch die Wilhelm Gustloff in Gotenhafen ab, um Flüchtlinge im Rahmen der Evakuierung Ostpreußens zu retten. Der ehemalige Luxusdampfer fährt in Begleitung des Torpedobootes „T-36“ und wird am Abend von dem sowjetischen U-Boot „S-13“ für ein Kriegsschiff gehalten, das nach Meinung von Kommandant Alexander Marineskodeutsche Soldaten vor der Roten Armee retten will. Damit ist der Untergang des Schiffes besiegelt.
Der erste Torpedo wird 21:15 Uhr auf die Wilhelm Gustloff abgefeuert und trifft das Vorderschiff, während ein zweiter Treffer im Schwimmbad des Schiffes einschlägt. Der dritte Torpedo explodiert im Maschinenraum und lässt alle Lichter auf dem Schiff ausgehen.

Das Schiffsunglück fordert über 9000 Tote

Es gibt zu wenig Rettungsboote für die Flüchtlinge, die alle zugleich versuchen, ans obere Deck zu gelangen. Etliche Beibootesind aufgrund der Witterung vereist und können nicht zu Wasser gelassen werden. Frauen und Kinder kämpfen verzweifelt um die wenigen freien Plätze, während das Schiff innerhalb einer Stunde sinkt. Die Wilhelm Gustloff hat mittlerweile Schlagseite. Die Menschen können sich nicht mehr auf den gefrorenen Planken des Schiffes halten und stürzen in die eiskalte Ostsee. Bei 2 Grad Wassertemperatur ist es nur eine Frage von Minuten, bis der Tod durch Erfrieren droht. Das begleitende Torpedoboot „T-36“ kommt den Ertrinkenden zu Hilfe und zieht aus dem Wasser, was sich noch bewegt. Ungefähr 500 Menschen wird auf diese Weise das Leben gerettet, bevor das Torpedoboot von zwei sowjetischen Torpedos aufs Korn genommen wird und diesen durch ein hektisches Wendemanöver nur knapp entkommt. Der Kommandant der „T-36“ antwortet auf diesen Angriff mit Wasserbomben und setzt das sowjetische U-Boot außer Gefecht.

Hätte der Abschuss möglicherweise verhindert werden können?

Bei dieser Schiffskatastrophe sterben sechsmal mehr Menschen als beim Untergang der „Titanic“. Es stellt sich die Frage, warum der sowjetische Kommandant ein überfülltes Flüchtlingsschiff beschoss. Die Gustloff war jedoch nicht als Lazarettschiff gekennzeichnet, daher wurde davon ausgegangen, dass es sich um ein Kriegsschiff handelte. Auch die Deutschen hatten während des Krieges strikte Anweisung, Überlebende abgeschossener Zivilschiffe nicht an Bord zu nehmen und sterben zu lassen. Daher ist eine Diskussion überflüssig, ob die Katastrophe geschah, weil sich der Kommandant des russischen U-Bootes geirrt hatte. Die Wilhelm Gustloff war ein feindliches Schiff und daher von dem Moment an dem Untergang geweiht, als es vom „S-13“ geortet wurde.

Hitlers Luxusdampfer legte am 23. März 1938 zu seiner Jungfernfahrt ab. Nur 7 Jahre später endet seine letzte Fahrt nach 3 Torpedotreffern auf dem Grund der Ostsee. In diesen wenigen Jahren war das Schiff ein schwimmendes Ferienhotel, ein Lazarettschiff, diente als Wohnort für U-Boot-Matrosen und sollte zum Schluss deutsche Soldaten und Flüchtlinge vor der Sowjetarmee retten. Der 75. Jahrestag des Untergangs der „Wilhelm Gustloff“ erinnert an die größte Rettungsaktion von Flüchtlingen auf dem Seeweg, bei der Anfang 1945 mehrere hundert Schiffe beteiligt waren. Über 20000 Menschen verloren bei diesen Fahrten ihr Leben. Die „Wilhelm Gustloff“ war ein Teil dieser Geschichte.

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Ein Beitrag von:

  • ingenieur.de

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