Vorbild Hyperloop: Bahn will Zugfenster zum Display machen
Zugfenster als Display? Informationen über Ankunft und Umsteigezeiten direkt auf die Scheibe? Das könnte schon im nächsten Jahr Wirklichkeit werden. Die Ingenieure, die die Transportröhre Hyperloop geplant haben, entwickeln mit den Kollegen der Deutschen Bahn den Zug der Zukunft. Neudeutsch heißt das „Innovation Train“.
Bis der Hyperloop-Zug aus Elon Musks Erfinderwerkstatt Passagiere mit bis zu 1.200 km/h durch luftleere Röhren von A nach B bringt, dürfte es noch etwas dauern – aber warum sollte man die begleitende Technik zur Fahrtgestaltung nicht schon früher einsetzen, dabei testen und die Reise jetzt schon angenehmer machen? Die Deutsche Bahn hat Lust dazu. Ja, die Deutsche Bahn.
Erste Ergebnisse bereits Anfang 2017
Ingenieure des internationalen Projekts Hyperloop Transportation Technologies (HTT), zu dem sich seit 2013 mehr als 500 Experten aus zahlreichen Ländern zusammengeschlossen haben, und der Entwicklungsabteilung „d.lab“ der Bahn sind gerade dabei, Züge der Zukunft zu entwickeln. Und dabei soll die Zukunft schon bald beginnen. Der erste „Innovation Train“ soll schon im nächsten Jahr auf seine erste Fahrt gehen.
Am augenfälligsten dürften die Fensterflächen sein, an denen sich HTT austoben will: Wo jetzt schnöde die echte Landschaft an den Reisenden vorbei zieht, sollen demnächst zusätzlich Informationen eingeblendet werden.
Der gemeine Smartphone-Spieler kennt die hier zum Zuge kommende Augmented Reality – angereicherte Realität – sicherlich vom Pokémon-Go-Spielen. Auf den Fenster-Bildschirmen des Innovation Train erscheinen aber eher keine Pixelmonster, sondern vielmehr Fahrpläne, Wissenswertes zum Zielort oder Ähnliches.
Denkbar: Werbung zur Finanzierung der Ticketpreise
Bei längeren Tunnelstrecken könnten dreidimensionale Landschaften simuliert werden – ähnlich, wie für es für die „Fenster“ der Hyperloop-Bahnen vorgesehen ist: In der engen Röhre ist es sinnlos, nach draußen schauen zu wollen, sodass in die Fensterflächen direkt Bildschirme eingelassen sind. Das macht zudem Sinn, weil bei einigen Hyperloop-Projekten wie einer Verbindung zwischen Schweden und Finnland, die teilweise unter der Ostsee verlaufen soll, sowieso nur Tunnel zu sehen sind.
Denkbar ist hier wie dort auch Werbung, die dabei hilft, die Ticketpreise bezahlbar zu halten.
Zudem setzt der Innovation Train auf neuartige Services und Gestaltungen, darunter ein digitaler Reisebegleiter. Manches dreht sich um bereits bekannte Kundenwünsche wie neue Konzepte fürs Arbeiten, Telefonieren oder einfach nur in Ruhe Reisen, anderes um die Reiseplanung.
Das soll bei der Buchung und der Platzreservierung anfangen und bei der Anreise zum Bahnhof noch lange nicht aufhören. HTT-Chef Dirk Ahlborn zum Beispiel träumt in diesem Zusammenhang von selbstfahrenden Autos oder einem Uber-Taxi, das die Kunden per Klick anfordern können, wie er gegenüber der Online-Plattform Futurezone sagte.
Interessierte können eigene Ideen einbringen
Die Macher wollen mit dem Innovation Train nicht an den Bedürfnissen der Nutzer vorbei planen. Deshalb kann die Community ihre Ideen auf einer extra eingerichteten Diskussionsplattform auf Innovationtrain.com einbringen und diskutieren. Neue Technologien und Dienste sollen dann nach und nach eingebaut werden – und das in gar nicht mal so ferner Zukunft. Die ersten Neuerungen sind schon für Anfang 2017 vorgesehen.
Wer all das einmal live und in Farbe erleben möchte, muss sich allerdings in den Süden Deutschlands bequemen: Der Innovation Train soll in Mühldorf am Inn entstehen und von der zum Regionalnetz der Deutschen Bahn gehörenden Südostbayernbahn (SOB) in den Verkehr gebracht werden.
Ein Beitrag von: