Vorsicht: Viele Warnwesten versagen bei Dunkelheit
Viele Warnwesten reflektieren kaum oder gar nicht. Ein ADAC-Test zeigt: 60 % versagen. Worauf beim Kauf zu achten ist und wie man eine gute Warnweste erkennt.

Warnwesten sollen insbesondere bei Dämmerung und Dunkelheit schützen. Doch gerade dann funktionieren viele Westen nicht.
Foto: PantherMedia / patrick.daxenbichler
Viele Warnwesten versprechen Sichtbarkeit, doch nicht alle halten dieses Versprechen. Ein ADAC-Test zeigt: 60 % der untersuchten Modelle reflektieren nicht ausreichend – vor allem Produkte aus dem Online-Handel. Besonders besorgniserregend ist, dass auch einige Kinderwarnwesten durchfallen.
Inhaltsverzeichnis
- Warnwestenpflicht seit 2014
- Der ADAC-Test: 25 Warnwesten im Labor
- Testverfahren: Wie wurde geprüft?
- Kinderwarnwesten: Schutz für die Kleinsten?
- So prüfen Sie selbst die Qualität Ihrer Warnweste
- Worauf beim Kauf zu achten ist
- Warnwestenpflicht in Deutschland: Die wichtigsten Regeln
- Das Warnwesten-Fiasko im Video
Warnwestenpflicht seit 2014
Seit dem 1. Juli 2014 ist das Mitführen einer Warnweste in Fahrzeugen in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben. Die Regelung soll die Sichtbarkeit im Straßenverkehr erhöhen, insbesondere bei Pannen oder Unfällen. Eine gut reflektierende Warnweste kann Leben retten, indem sie Autofahrenden ermöglicht, andere Verkehrsteilnehmende frühzeitig zu erkennen. Besonders in dunklen oder schlecht beleuchteten Umgebungen kann dies entscheidend sein.
Nicht nur Autofahrende setzen auf Warnwesten. Auch Fußgängerinnen und Fußgänger, Radfahrende und sogar Hundebesitzer greifen zu diesen Westen, um in der Dämmerung oder bei schlechten Sichtverhältnissen besser erkannt zu werden. Doch der ADAC-Test zeigt, dass viele Westen dieses Versprechen nicht einhalten.
Der ADAC-Test: 25 Warnwesten im Labor
Nachdem bereits 2024 eine Untersuchung alarmierende Ergebnisse brachte, führte der ADAC einen erneuten Test durch. Getestet wurden 25 Warnwesten aus unterschiedlichen Quellen:
- Fünf Westen wurden von Discountern bezogen.
- 20 Westen stammten aus Online-Shops, darunter Amazon, Kaufland sowie die chinesischen Plattformen Aliexpress, Temu und Shein.
- Einige Westen, die bereits 2024 im Test versagt hatten, wurden erneut geprüft.
Der Fokus der Untersuchung lag ausschließlich auf der Retroreflexion – also darauf, wie gut die Warnwesten Licht zurückwerfen. Die Ergebnisse sind alarmierend: 60 % der Westen erfüllen die erforderlichen Normen nicht. Besonders betroffen sind Produkte aus dem Online-Handel, während die getesteten Discounter-Westen die Anforderungen durchweg erfüllen.
Testverfahren: Wie wurde geprüft?
Zunächst wurden die Warnwesten unter normalen Bürolichtbedingungen inspiziert. Entscheidend für die Reflexion ist, dass Lichtquelle und Beobachtungswinkel übereinstimmen. Der ADAC verwendete für den ersten Test ein 3M Confirm Security Laminate Verifier-Testset, bestehend aus:
- Einer Schutzbrille mit integrierten LED-Lichtquellen.
- Einer Karte mit drei verschiedenen Referenzflächen für unterschiedliche Reflexionsstärken.
Durch direkten Vergleich mit den Referenzflächen konnte festgestellt werden, ob die Westen eine ausreichende Reflexion aufwiesen. Westen, die in diesem Schnelltest auffällig wurden, kamen in ein spezialisiertes Fachlabor.
Dort erfolgte eine photometrische Messung nach der Norm EN ISO 20471. Diese Messung wurde aus 16 verschiedenen Winkeln durchgeführt, um sicherzustellen, dass die Reflexion auch bei seitlicher Betrachtung ausreicht.
Besonders alarmierend: Vier Westen aus dem Test 2024 waren weiterhin im Handel erhältlich – und drei davon versagten erneut. Eine dieser Westen zeigte eine Verbesserung, während die anderen weiterhin nicht den Anforderungen entsprechen.
Kinderwarnwesten: Schutz für die Kleinsten?
Auch speziell für Kinder entwickelte Warnwesten wurden getestet. Insgesamt vier Modelle kamen ins Labor. Zwei dieser Westen erfüllten die Norm EN 17353 nicht. Besonders problematisch ist die Weste „LETTO & TAILOR“, die bereits 2024 durchgefallen war. Nachdem der Hersteller daraufhin eine verbesserte Charge herausbrachte, bestand diese die Prüfung. Doch beim aktuellen Test zeigt sich, dass die Qualität wieder nachgelassen hat.
Auch die über Amazon bezogene Weste „ZDQC“ fiel zum zweiten Mal durch. Hersteller haben es versäumt, notwendige Anpassungen vorzunehmen.
Dagegen bestanden die Kinder-Warnwesten von „Filmer“ und „Korntex“ alle Tests. Wer eine sichere Kinderwarnweste sucht, sollte bevorzugt auf bewährte Marken aus dem stationären Handel setzen.
So prüfen Sie selbst die Qualität Ihrer Warnweste
Da viele mangelhafte Westen trotzdem eine Norm-Kennzeichnung tragen, ist es ratsam, sie selbst zu überprüfen. Diese Methoden helfen Ihnen dabei:
- Lichtquelle-Test: Halten Sie eine Taschenlampe oder das Smartphone-Licht direkt neben Ihr Auge. Gute Warnwesten reflektieren aus mindestens 3 Metern strahlend weiß. Schlechte Modelle erscheinen nur leicht aufgehellt oder ähneln einem weißen Blatt Papier.
- Blitz-Foto: Fotografieren Sie die Weste mit aktiviertem Blitz. Hochwertige Modelle reflektieren stark. Allerdings können moderne Smartphone-Kameras die Überbelichtung automatisch korrigieren, wodurch das Ergebnis verfälscht werden kann.
- Praxistest auf der Straße: Hängen Sie die Weste bei Dunkelheit an einen Baum oder einen Mast und beleuchten Sie sie aus einer Entfernung von 100 Metern mit Abblendlicht. Hochwertige Westen leuchten hell auf.
Worauf beim Kauf zu achten ist
Damit eine Warnweste wirklich schützt, sollten folgende Punkte beachtet werden:
- Norm-Kennzeichnung: Die Weste sollte mit einem eingenähten Label versehen sein, das die Erfüllung der EN ISO 20471 bestätigt.
- Materialprüfung: Hochwertige Westen haben eine glattere Oberfläche. Raue, körnige Reflexionsstreifen deuten auf minderwertige Qualität hin.
- Verpackung: Westen in transparenter Folie lassen sich oft schon vor dem Kauf auf Reflexion überprüfen.
Warnwestenpflicht in Deutschland: Die wichtigsten Regeln
Jedes in Deutschland zugelassene Fahrzeug muss mindestens eine Warnweste mitführen. Diese Regel gilt für:
- Pkw, Lkw, Zug- und Sattelzugmaschinen sowie Busse.
- Wohnmobile sind nicht ausdrücklich in der Regelung genannt, doch der ADAC empfiehlt auch hier eine Warnweste.
- Motorräder sind von der Pflicht ausgenommen.
Bei einem Verstoß droht ein Verwarnungsgeld von 15 Euro. Gewerbliche Fahrzeuge müssen je nach Vorgaben der Berufsgenossenschaft für jeden Versicherten eine Warnweste an Bord haben.
Hier geht es zum ADAC-Warnwesten-Test
Das Warnwesten-Fiasko im Video
Auf Youtube wurde im Jahr 2023 ein Video veröffentlicht, das ganz genau zeigt, wie schlecht manche Warnwesten in der Praxis funktionieren. Manche Westen funktionieren gar nicht, so dass man sich das Tragen sparen kann und unnötig gekauft wurden.
Ein Beitrag von: