VW Golf und Ford Focus im Vergleich
Der VW Golf hat es über Generationen geschafft, der Klassenprimus im Kompaktwagensegment zu sein. Für den neuen Golf stellt sich die Frage: Wird er auch in der siebten Auflage die Konkurrenz hinter sich lassen und Vergleichstests gewinnen? Die Karten sehen gut aus für das Wolfsburger Erfolgsmodell. In der Gegenüberstellung mit dem Ford Focus 2.0 TDCi hat der VW Golf 2.0 TDI die Nase vorn.
Das wichtigste Auto im VW-Konzern setzt erneut auf Evolution und spielt seine Trümpfe aus. Schon das ansprechend und solide wirkende Blechkleid verzichtet selbst in Details auf jegliche Revolution, was nicht zuletzt den Wiederverkaufswert stützt. Die ziemlich kantige Form des Golf und der gegenüber dem Vorgängermodell verlängerte Radstand bringen jede Menge Vorteile im Innenraum. Nicht nur vorn, auch auf der ausgeformten Fondsitzbank ist das Raumangebot ausgezeichnet. Auf bequemen Vordersitzen mit gutem Seitenhalt reist es sich besonders angenehm. In den Gepäckraum passen 380 l bis beachtliche maximal 1270 l ein höhenverstellbarer Zwischenboden sorgt jetzt für einen ebenen Ladeboden.
Der Focus dagegen muss bei den Innenmaßen, beim Raumgefühl und beim Kofferraumvolumen Abstriche hinnehmen. Vorteile in der Karosseriewertung hat der Kompakte von Ford bei der Zuladekapazität, dafür gelten bei der Rundumsicht und auch bei der Qualitätsanmutung Einschränkungen.
In puncto Funktionalität herrscht zwischen VW Golf und Ford Focus Gleichstand
Gleichstand herrscht weitgehend bei der Funktionalität. Allerdings findet sich der Fahrer im Golf schneller zurecht als im Focus – nur an die neuen Lenkradtasten muss er sich hier erst noch gewöhnen. Beim Focus wirkt dagegen das Cockpit etwas überladen, die vielen Tasten besonders auf der Mittelkonsole, die auch viel Platz braucht, erweisen sich als unübersichtlich.
Verbessern könnten die Wolfsburger zweifellos beim Golf noch die Variabilität insbesondere der Rücksitzbank. Der Focus zeigt sich darin allerdings auch nicht besser. Dank des modularen Querbaukastens sinkt beim VW-Modell das Leergewicht in der Neuauflage um bis zu 100 kg. Dabei hat VW die Sicherheitsausstattung aufgerüstet und den Focus hier überholt: Müdigkeitserkennung, Spurhalteassistent und Verkehrsschildererfassung setzen jetzt den Maßstab, ebenso wie die aktive Geschwindigkeitsregelung und das Abstandsradar. Die meisten Systeme davon sind allerdings genauso aufpreispflichtig wie die Seitenairbags im Fond, die nur VW bietet. Intuitiv bedienen lässt sich das optionale Navigationssystem mit großem Touchscreen, beim Focus ist die Menüführung nicht so einfach.
VW Golf: Sparsamer und geschmeidiger als der Ford Focus
Im Vergleich traten die beiden Konkurrenten mit 2,0-l-Turbodieselmotoren an. Der auf dem Papier etwas stärkere Ford-Diesel (120 kW) kann den Vorteil kaum umsetzen, die Fahrleistungen liegen auf nahezu gleichem Niveau. Anders der Kraftstoffverbrauch: Der neue 2.0-TDI-Motor mit 110 kW im Golf verbraucht mit 4,9 l/100 km im Test durchschnittlich 0,4 l weniger als der Focus 2.0 TDCi. Zudem arbeitet der VW-Selbstzünder kultivierter, geschmeidiger und leichtfüßiger als der etwas raue und wenig drehfreudige Ford-Diesel. Das ziemlich lang übersetzte Sechsganggetriebe passt perfekt zur Charakteristik des VW-Motors. Auch der Focus lässt sich präzise und dank der Durchzugskraft früh in höhere Gänge schalten.
Ford hat sich beim Focus mit Fahrdynamik einen Namen gemacht, das gilt weitgehend bis heute. Die Lenkung reagiert direkt, fast ein wenig giftig ansprechend. Im Grenzbereich drängt das Fahrzeug schon mal über die Vorderräder. Sportlich abgestimmt präsentiert sich auch das Fahrwerk, lässt aber auf der anderen Seite nicht den Komfort vermissen. Nur auf sehr schlechter Wegstrecke kommen Stöße bis zu den Insassen durch.
Der neue VW Golf legt in Sachen Fahrdynamik deutlich zu
Hinsichtlich der Fahrdynamik – eher eine Schwäche des Vorgängers – legt der neue Golf deutlich zu. Selbst auf dem Handlingparcours macht ihm weder der Focus noch ein anderer etwas vor. Aus engen Kurven beschleunigt er mit ausgezeichneter Traktion. Dabei regelt das serienmäßige XDS-System über Bremseingriffe den Kraftfluss an die Vorderräder. Egal, wie er gefordert wird, der Golf neigt praktisch nie zur Unruhe. Die Lenkung arbeitet gefühlvoll, auf die Bremsen ist jetzt Verlass.
Es überrascht nicht, dass der neue Golf auch die Fahrkomfortwertung gewinnt. Dazu tragen nicht zuletzt der verwindungssteife Aufbau und die überarbeiteten Aufhängungen bei. Das Fahrwerk des Wolfsburger Erfolgsmodells gleitet über Unebenheiten jeder Art und verhält sich feinfühlig und immer gelassen – was nicht nur für den Fahrer entspannend ist. Wer noch höhere Anforderungen stellt, kann adaptive Dämpfer für 990 € Aufpreis ordern.
Die Herstellerpreise für die beiden Testwagen rangieren auf fast gleichem Niveau: VW verlangt für den viertürigen Golf 2.0 TDI in der Grundausstattung 26 175 € und somit nur geringfügig weniger als bei Ford für den Focus 2.0 TDCi in der Liste stehen. Mit der serienmäßigen Klimaautomatik beim Focus (Golf: manuell) ändert sich das Bild aber schon.
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