Wachsende Konkurrenz auf dem Markt für Elektroautos
Die Internationale Automobil-Ausstellung in Frankfurt steht ab Donnerstag ganz im Zeichen elektrifizierter Mobilität. Beinahe alle großen Hersteller präsentieren ihre Version der automobilen Zukunft.
Es hat den Anschein, als machten die deutschen Automobilhersteller endlich Ernst mit der Elektromobilität. Die diesjährige Internationale Automobil Ausstellung (IAA) in Frankfurt, die vom 12. bis zum 22. September wieder fast eine Million Menschen nach Frankfurt locken wird, mausert sich zur Startrampe für das schon so ewig herbei geredete Zeitalter der Elektromobilität.
VW kommt zur Auto-Schau jetzt endlich auch mit einem reinen Elektro-Fahrzeug. Der E-Up wird seitens des VW-Konzerns dabei ganz gezielt als Kampfansage gesehen. „Wir präsentieren den E-Up auch ganz gezielt gegen den BMW i3“, kündigte Rudolf Krebs an, der Konzernbeauftragte für die Elektroantriebe bei VW. Der Hersteller lässt seine elektrifizierte Kampfansage auf den Bändern der klassischen Up-Modelle in Bratislava fertigen und plant gar eine ganze Elektroflotte. „Mit unseren Baukästen können wir in Zukunft rund 40 Modelle mit alternativen Antrieben anbieten“, gibt sich VW-Manager Krebs kämpferisch und preist den E-up als den ersten „Elektro-Volkswagen“ an.
BMW setzt auf Karbon, VW auf klassischen Stahl
Der Kampf wird nicht zuletzt über die Materialwahl ausgetragen. BMW setzt für den i3 auf Karbon, einen superleichten, aber ultrateuren und kompliziert zu bearbeitenden Werkstoff. VW dagegen bleibt beim E-Up bei klassischem Stahl. Das wiegt schwerer, ist aber günstiger. „Der E-Up ist trotzdem leichter als der i3“, unkt ein VW-Manager.
BMW hat für den Einstieg in das Elektro-Zeitalter ein ganz eigenes, ganz neues Fahrzeug konstruiert. Material, Design und Antrieb – alles ist neu, denn in München hält man wenig davon „vorhandene Modelle einfach zu elektrifizieren“. Für den i3 ist deshalb eine völlig neue Produktionsstätte im Werk Leipzig aufgebaut worden.
Dafür hat VW seinen E-Up serienmäßig ziemlich üppig ausgestattet. Der kleine Stadtflitzer kommt mit portablem Navi, Klimaautomatik, LED-Tagfahrlicht, beheizbarer Frontscheibe und App Car Net daher, über die man den E-Up unter anderem an der Ladestation vorheizen oder -kühlen kann. Das ist schön für den Autofahrer, rechtfertigt aber nicht wirklich den Aufpreis von rund 17 000 Euro gegenüber dem klassischen Up aus Wolfsburg. Der Elektro-Up soll circa 27 000 Euro kosten. Der i3 von BMW startet noch in diesem Jahr bei rund 35 000 Euro.
Kaum Unterschiede bei den Reichweiten
Bei den Reichweiten ist kaum ein Unterschied der beiden Konkurrenten zu erkennen: Der E-Up soll 130 Kilometer elektrische Fahren schaffen, bevor er an die Steckdose muss. Der i3 von BMW muss erst nach 160 Kilometern an die Steckdose. BMW will für einen Aufpreis von 4500 Euro eine i3-Version anbieten, die einen zusätzlichen Verbrennungsmotor an Bord hat. Der soll dann – falls nötig – Strom für den Akku erzeugen und dadurch die Reichweite um 300 Kilometer verlängern.
Elektroantrieb ist damit das Thema der diesjährigen IAA, denn allein die deutschen Hersteller bringen bis Ende des kommenden Jahres 16 Serienmodelle mit elektrischem Antrieb auf den Markt. „Die IAA zeigt: Die Elektromobilität ist keine Vision mehr, die E-Autos kommen jetzt auf die Straße. Die IAA macht damit das Fenster zur Zukunft ganz weit auf“, sagte der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann.
Elektroautos sollen helfen, die strengeren Grenzwerte für CO2 einzuhalten
Es sind die strengeren Grenzwerte in der EU für den Ausstoß von Kohlendioxid, die gerade die deutschen Hersteller dazu zwingen, mehr Elektroautos auf die Straße zu bringen. Denn deren Kerngeschäft ist der Handel mit Fahrzeugen der Oberklasse. Und die pusten erhebliche Mengen Treibhausgase in die Luft. Die Einsparpotentiale durch kleinere Hubräume, weniger Zylinder, Hochaufladung und Leichtbau seien weitgehend ausgeschöpft, betonte Wissmann. „Das für 2020 geplante 95-Gramm-Ziel ist nur erreichbar, wenn es bei den Neuzulassungen einen erheblichen Anteil an Fahrzeugen mit alternativen Antrieben gibt – sprich: Wenn viele Elektroautos gekauft werden.“
Und deshalb senken sie die horrenden Preise für ihre elektrischen Kutschen, weil ihnen diese Autos sonst keiner abkauft. So hat Opel den Preis für sein Modell Ampera, den man seit Februar 2012 kaufen kann, aktuell ganz drastisch gesenkt. „Ab sofort git es den Innovationsträger Opel Ampera in Deutschland bereits ab 38 300 Euro. Das sind 7600 Euro weniger als bisher bei identischer Ausstattung“, teilte Opel mit.
Opel sieht seinen Ampera als das Flaggschiff der Elektromobilität in Europa
Opel sieht sich mit seinem Ampera gar als Speerspitze der Innovation: „Der Ampera bleibt das Flaggschiff der Elektromobilität in Europa“, meint Opel-Chef Thomas Neumann angesichts der neuen Konkurrenz von BMW und VW. Ehrlicherweise ist der Opel-Ampera aber gar kein reines Elektroauto. Der seit 2011 produzierte Ampera kommt mit seinem Elektromotor je nach Fahrweise gerade einmal 40 bis 80 Kilometer weit. Danach schaltet sich – wie bei den Hybrid-Fahrzeugen der anderen Hersteller – ein kleiner Verbrennungsmotor dazu. Dieser sogenannte Range Extender lädt lediglich die Akkus nach und ermöglicht dem Ampera eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern.
Goutiert wird das alles von den deutschen Autofahrern eher nicht. Unter den knapp 3,1 Millionen PKW, die im letzten Jahr in Deutschland neu zugelassen wurden, waren nach den Zahlen des Kraftfahrzeug-Bundesamtes stolze 828 Opel-Amperas. Im Juli dieses Jahres entschieden sich ganze 18 Autokäufer in ganz Deutschland für einen Ampera. Und genauso trist sieht bisher die gesamte Statistik der Elektromobilität aus: mager und mau.
Noch am erfolgreichsten unter den Elektrifizierten ist der Leaf von Nissan, der weltweit rund 75 000 Mal gekauft wurde. Und auch Nissan hat an der Preisschraube nach unten gedreht und hat den Basispreis für die zweite Generation um 3000 Euro auf nun mindestens 29 690 Euro gesenkt. Das aber immerhin inklusive der Batterie.
Elektromobilität ist noch sehr teuer
Billig ist anders, das ist eine der großen Erkenntnisse in Sachen Elektromobilität. So kostet selbst der wirklich kleine Elektro-Smart in der Basisversion 23 680 Euro, wenn die Batterie mitgekauft wird und nicht über ein Mietmodell finanziert wird. Dafür kann der umweltbewegte Autofahrer dann mit einer Höchstgeschwindigkeit von 125 km/h durch die Landschaft surren. Er sollte allerdings dabei immer den Ladezustand der Batterie im Auge behalten, denn nach maximal 145 Kilometern ist Schluss, dann ist Nachladen angesagt.
Erste Million ist die schwerste
Es gibt dieses Ziel der schwarz-gelben Bundesregierung, bis zum Jahr 2020 rund eine Millionen Elektrofahrzeuge fast geräuschlos über Deutschlands Straßen flitzen zu sehen. So steht es im Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität aus dem August 2009. Doch in der Realität schnurren hierzulande kaum rein elektrisch betriebene Autos über die maroden Straßen. So waren zum Jahresbeginn 7110 reine Elektrofahrzeuge in Deutschland zugelassen. Es ist somit noch ein weiter Weg bis zur ersten Million und die ist ja bekanntlich die schwerste.
Die IAA in Frankfurt dauert vom 12. bis 22. September. Infos zu Öffnungszeiten und Eintrittspreisen finden Sie hier.
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