War der Absturz Folge eines alten Unfalls?
Noch ist die Ursache des Absturzes einer russischen Maschine mit 224 Menschen an Bord über dem Sinai unklar. Ein Raketenabschuss gilt als sehr unwahrscheinlich, aber eine Bombe wäre denkbar. Es könnte aber auch ein vor Jahren entstandener Schaden an der Maschine zum Auseinanderbrechen in der Luft geführt haben.
Ein „Tailstrike“ ist bei Piloten gefürchtet. Zieht der Flugkapitän die Maschine beim Start zu steil hoch oder setzt das Heck bei der Landung zu hart auf, dann kann es dazu kommen, dass der hintere Teil des Rumpfes den Boden berührt. Je nach Heftigkeit dieser Berührung kann ein erheblicher Schaden am Flugzeug entstehen. Und wenn der nicht absolut sachgemäß und vollständig behoben wird, kann der Rumpf noch Jahre später und völlig unerwartet in der Luft explodieren.
Der Grund dafür ist einfach: Im hinteren Teil des Flugzeuges liegt ein Schott, das dem Innendruck der Passagierkabine standhalten muss. Wenn es durch einen unerkannten Schaden irgendwann nicht mehr hält, fliegt praktisch der Deckel weg: Die Schotten sind nicht mehr dicht.
Ein Horrorszenario. Aber eines, das es nicht nur im Film gibt. Mindestens zwei schwere Unglücke mit vielen Toten in den vergangenen 30 Jahren werden auf solche Spätfolgen eines eigentlich kleineren Unfalls zurückgeführt. Und genau einen Unfall dieser Art soll die jüngst über dem Sinai abgestürzte russische Maschine vor 14 Jahren gehabt haben.
Belastung an der Obergrenze
Medien berichten jedenfalls, dass der Airbus A321-200 im Jahr 2001 auf dem Flughafen von Kairo mit dem Heck über den Boden geschlittert sei. Hinzu kommt, dass die Maschine bei ihrem Flug in Richtung Sankt Petersburg voll betankt und maximal beladen gewesen ist – die mechanische Belastung war demnach nahe der Obergrenze. Außerdem war der Airbus schon seit mehr als 18 Jahren im Einsatz.
Andererseits gilt: Das schiere Alter eines Flugzeugs gilt in der Luftfahrt nicht als Risikofaktor. Bei sachgemäßer Wartung sind für Maschinen dieses Typs noch deutlich mehr als die bis zum Unglück absolvierten 56.000 Flugstunden möglich.
Bilder zeigen einen Feuerball
Solange die beiden Flugschreiber, die derzeit in Moskau analysiert werden, nicht ausgewertet sind, wird es wohl bei Spekulationen über die Ursache bleiben. Als äußerst unwahrscheinlich gilt indes ein Raketenabschuss, wie ihn der IS für sich proklamiert. Und zwar deshalb, weil es bei der Flughöhe von über 9000 Metern schwer vorstellbar ist, dass die Terrormiliz dies technisch und strategisch schaffen könnte.
Wohl aber kann eine Bombe an Bord nicht ausgeschlossen werden. Für diese Theorie scheint derzeit auch die Tatsache zu sprechen, dass Satellitenaufnahmen offenbar eine Art Feuerball zeigen. Der muss aber nicht von einer Sprengstoffattacke stammen, sondern könnte auch von einem explodierenden Triebwerk ausgelöst worden sein.
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