Warum viele Radfahrer keinen Helm tragen und wie sich das ändern lässt
Radfahrerinnen und Radfahrer verzichten oft auf Helme aus Bequemlichkeit. Anreize wie kostenlose Helme und regelmäßige E-Mail-Erinnerungen könnten das ändern und die Sicherheit erhöhen. Das ist das Ergebnis einer Studie.
Das Tragen eines Helms kann schwere Kopfverletzungen und sogar Todesfälle verhindern. Doch viele Radfahrerinnen und Radfahrer verzichten auf diesen Schutz. Eine neue Studie, die auf dem European Emergency Medicine Congress vorgestellt wurde, zeigt: Der Verzicht auf Helme ist oft auf Bequemlichkeit und Komfort zurückzuführen. Viele Radfahrer empfinden Helme als unbequem, schwer oder unpraktisch. Insbesondere bei kurzen Strecken oder alltäglichen Fahrten scheuen viele den Aufwand, einen Helm aufzusetzen.
Darüber hinaus spielt auch das Thema Eitelkeit eine Rolle. Einige der radelnden Personen berichten, dass sie sich mit Helm weniger attraktiv fühlen oder dass der Helm nicht zu ihrem Outfit passt. Diese ästhetischen Bedenken sollten nicht unterschätzt werden, denn sie beeinflussen das Verhalten von Menschen in vielen Lebensbereichen.
Warum tragen Erwachsene keinen Helm?
Dr. Steven Friedman, Notarzt am Toronto General Hospital und außerordentlicher Professor an der University of Toronto, Kanada, hat in seiner Studie die Gründe untersucht, warum viele Erwachsene keinen Helm tragen. Er betont, dass eine sichere Infrastruktur für Radfahrerinnen und Radfahrer – wie geschützte Fahrradwege – ein wichtiger Schritt ist, um Unfälle zu vermeiden. Doch selbst die beste Infrastruktur kann Unfälle nicht komplett verhindern. Daher bleibt das Tragen eines Helms eine essenzielle Maßnahme, um Kopfverletzungen zu minimieren.
„Städte und Gemeinden müssen geschützte Wege und Infrastrukturen schaffen, damit sich Menschen sicher mit dem Fahrrad fortbewegen können“, erklärt Dr. Friedman. „Dennoch wird es weiterhin zu Unfällen kommen, und Helme sind wichtig, um Kopfverletzungen beim Radfahren zu verhindern.“
Warum Anreize helfen könnten
Die Untersuchung von Dr. Friedman zeigte, dass viele Radfahrer durchaus um die Bedeutung von Helmen wissen, aber dennoch keinen tragen. Interessanterweise hatten nur wenige der befragten radelnden Erwachsenen die Meinung, dass Helme unwirksam oder unnötig seien. Der Hauptgrund, keinen Helm zu tragen, war schlichtweg, dass es als unpraktisch oder unbequem empfunden wurde. Besonders das Fehlen eines Helms, sei es aufgrund von Vergessen oder Nichtbesitz, spielte eine entscheidende Rolle.
Um zu testen, wie man die Helmtragequote erhöhen kann, setzte Dr. Friedman eine Reihe von Anreizen ein. Radfahrerinnen und Radfahrer, die in der Notaufnahme wegen eines Unfalls behandelt wurden, erhielten entweder einen kostenlosen Helm, regelmäßige E-Mail-Erinnerungen oder Aufklärung über die Vorteile des Helmtragens. Zudem wurde ihnen die Möglichkeit gegeben, einen Freund zu empfehlen, der ebenfalls einen kostenlosen Helm bekommen konnte.
Mit Anreiz steigt die Anzahl der Helmträger auf 75 %
Diese eben beschriebenen Anreize führten zu einem signifikanten Anstieg der Helmtragequote: Nach einem Jahr gaben 75 % der Teilnehmenden, die Anreize erhalten hatten, an, immer einen Helm zu tragen. Zum Vergleich: In der Kontrollgruppe, die ebenfalls aus Patientinnen und Patienten aus der Notaufnahme bestand, lag dieser Wert bei lediglich 22 %.
Ein weiteres interessantes Ergebnis der Studie war, dass Frauen etwas häufiger als Männer angaben, beim Radfahren regelmäßig einen Helm zu tragen. Der Grund dafür könnte darin liegen, dass Frauen tendenziell ein höheres Sicherheitsbewusstsein haben. Dennoch gaben sowohl Frauen als auch Männer ähnliche Gründe für das Nichttragen eines Helms an: Sie besaßen entweder keinen oder fanden ihn unpraktisch und unbequem.
Was Städte und Gemeinden tun können
Basierend auf den Erkenntnissen der Studie könnten Städte und Gemeinden mehr Menschen zum Helmtragen bewegen, indem sie einfache Anreize schaffen. Kostenlose Helme, Aufklärungskampagnen und regelmäßige Erinnerungen könnten dazu beitragen, die Helmtragequote signifikant zu steigern. Gleichzeitig sollte die Infrastruktur für Radfahrer weiter verbessert werden, um Unfälle zu vermeiden und das Sicherheitsgefühl zu erhöhen.
Dr. Barbra Backus, Notärztin in Rotterdam, sagte: „Radfahren ist im Allgemeinen sehr gut für unsere Gesundheit, und eine verstärkte Nutzung von Fahrrädern anstelle von Autos trägt dazu bei, die Luftverschmutzung zu reduzieren und den Klimawandel zu bekämpfen. Sicheres Radfahren ist wichtig und hängt sowohl von der Unfallverhütung – durch eine bessere Fahrradinfrastruktur – als auch von der angemessenen Verwendung von Helmen ab, um Verletzungen bei Unfällen zu minimieren.
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