Was können wir mit Fahrradfahren alles verändern?
Am 3. Juni ist Welt-Fahrrad-Tag. In diesem Jahr findet er zum dritten Mal statt, initiiert wurde er von der UNO. Das Ziel: die vielfältigen Vorteile des Radfahrens für Umwelt, Gesundheit und Gesellschaft mehr in den Mittelpunkt rücken. An der TU Dresden gibt es zahlreiche Projekte dazu.
Wissenschaftler der Technische Universität Dresden beschäftigen sich an der Fakultät Verkehrswissenschaften intensiv und interdisziplinär mit dem Fahrradfahren. Sie untersuchen hauptsächlich die notwendigen Rahmenbedingungen für den Radverkehr und den Faktor Sicherheit. Darüber hinaus geht es ihnen auch um die Frage, wie Menschen zum Radfahren motiviert werden können.
Mehr Sicherheit für Radfahrer
Im Rahmen einer Forschungsarbeit beschäftigte sich Sebastian Hantschel, Professor für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, damit, wie man den Radverkehr sicher gestalten kann. Dafür untersuchte er das Verhalten der Radfahrenden auf Geh- und Radwegen.
Er kam zu dem Ergebnis, dass man mit dem Rad im Durchschnitt 20 km/h schnell ist. Dies gelte für die Fahrt auf Radwegen oder auf der Straße. Allerdings führen Radfahrende vorsichtiger auf gemeinsamen Geh- und Radwegen. Die Nutzung eines Gehweges sei hauptsächlich mit einem Gefühl der Unsicherheit auf der Fahrbahn begründet. Dagegen beachten Radfahrer, die rechts abbiegen, rote Ampeln eher weniger.
Unfälle, bei denen Fußgänger und Radfahrer beteiligt sind, seien in jedem fünften bis achten Fall durch Sichtbehinderungen ausgelöst, hauptsächlich durch parkende Autos. Auf schmalen Radwegen komme es eher zu Stürzen oder Unfällen zwischen entgegenkommenden Radlern, während es auf breiteren Radwegen mehr Unfälle durch Überholen von Fußgängern gibt. Der Wissenschaftler vermutet eine Dunkelziffer von 83 % bei Radunfällen. Eine Nutzung des Gehweges führe seiner Ansicht nach nicht zu mehr Unfällen.
Daraus entstand die Frage, unter welchen Voraussetzungen der Radverkehr wohl am sichersten ist. Die Untersuchungen ergaben: Sind die Radfahrer auf der Fahrbahn unterwegs, wirke sich am ehesten eine geringe Geschwindigkeit des Auto-Verkehrs sowie eine geringe Verkehrsstärke aus. Auch freie Straßenränder, an denen keine Autos parken, würden für mehr Sicherheit sorgen. Auf Geh- und Radwegen sei die deutliche Trennung der beiden Verkehrsteilnehmer wichtig und auch ein Weg, der mehr als vier Meter breit ist, damit jeder für sich genügend Platz hat.
Vier verschiedene Radfahrtypen
Angela Francke, Professorin für Verkehrspsychologie, hat in einer Studie verschiedene Radfahrtypen ermittelt. Damit will sie die Frage beantworten, wie Menschen zum Radfahren motiviert werden können. Bei ihrer Online-Befragung stellten sich vier Typen heraus: der passionierte, der pragmatische, der funktionale und der ambitionierte Radfahrer.
Der passionierte sei bei allen Witterungsbedingungen unterwegs, fahre eher kurze Distanzen und nutze das Rad häufig. Er identifiziere sich selbst klar als Radfahrer. Der pragmatische nutze das Rad für kurze Distanzen bei nahezu allen Witterungsbedingungen. Für ihn stehe der Spaß nicht im Vordergrund. Der funktionale Radfahrer sei eher selten und nur bei gutem Wetter unterwegs. Er lege nur kurze Wege mit dem Rad zurück und sehe sich selbst eher nicht als Radfahrer. Der ambitionierte Typ setze sich vor allem zum Spaß aufs Rad und weil er einer bestimmten Gruppe zugehören wolle. Er fahre weite Strecken bei jedem Wetter.
Die Wissenschaftlerin untersucht ebenfalls, ob die Corona-Pandemie sich auf das Mobilitätsverhalten auswirkt. Am 20. März startete eine internationale Befragung. Bisher liegen 5.000 Datensätze aus Deutschland vor. Sie zeigen, dass mehr als die Hälfte der Befragten, 59 %, ihre Verkehrsmittelnutzung seit Ausbruch der Pandemie geändert haben. Bus und Bahn würde weniger genutzt, dafür steigen mehr auf das Rad um. Als Motiv gaben die meisten an, dadurch weniger Angst vor Ansteckung zu haben.
Radfahrten: Mit einer App immer grüne Welle
Auch digitale Daten und Anwendungen spielen im Radverkehr eine immer größere Rolle. Beispielsweise liefert eine freiwillig installierte App Daten über Radfahrten und baulichen Zustand von Radwegen. Sie wird im Rahmen der jährlichen Aktion „Stadtradeln“ eingesetzt; mehr als 100.000 Nutzer haben sich in den letzten zwei Jahren beteiligt. Ziel sei es, Ansatzpunkte für eine bedürfnisgerechte Gestaltung der Radverkehrsinfrastruktur zu bekommen.
Mit der Smartphone-App „Bike Now“ haben Radfahrer grüne Welle. Die App gibt Geschwindigkeitsempfehlungen, so dass man die nächste Ampel locker bei Grün passieren kann. Damit entfalle das Warten an roten Ampeln. Stefan Huber, Professor für Verkehrsökologie, entwickelt für die Stadt Dresden eine Web-Anwendung, um die Nutzung von Verkehrsanlagen durch Radfahrer besser einschätzen zu können. Verkehrsplaner könnten damit künftig ermitteln, wie gut zum Beispiel neue Radwege oder Verkehrsübergänge genutzt würden.
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