Die letzte Meile wird grün 16.10.2018, 11:29 Uhr

Wege zu einer intelligenteren Logistik

Trends und Technologien auf der smart last mile.

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Foto: Maarten van den Heuvel / unsplash

Die Straßen in Innenstädten und Ballungsräumen ächzen unter dem wachsenden Nutzfahrzeugaufkommen. Kurierfahrzeuge, die in zweiter und dritter Reihe parken, Geruchs- und Geräuschbelästigungen und generell volle Straßen bergen hohes Konfliktpotenzial. Das Problem ist erkannt – aber noch lange nicht gebannt. Wie lässt sich Verkehr in Zukunft intelligenter, ökoeffizienter und sozialverträglicher organisieren?

Der Trend geht zur grünen Lieferung

Das starke Wachstum des Onlinehandels zählt zu den Hauptreibern des Wandels in der Logistik und des rapide wachsenden Verkehrsaufkommens. Durch den E-Commerce-Boom wird nicht nur der innerstädtische Einzelhandel, sondern auch jeder einzelne Haushalt zum potenziellen Warenempfänger.

Vor allem wegen der unzähligen, kleinteiligen Paketlieferungen an Privathaushalte sind die Städte mit einer zunehmenden infrastrukturellen Belastung konfrontiert. Resultat sind immer mehr Staus, unpünktliche Lieferungen, Lärm und Schadstoffe, was wiederum den Ansprüchen der Bevölkerung und umweltpolitischen Zielen widerspricht.

Wenig überraschend: Ein Drittel der Befragten einer Studie der Beraterfirma PwC Strategy & Germany ist mit der Zustellung unzufrieden, es besteht Optimierungsbedarf besonders im Bereich der pünktlichen Zustellung. 61% der Befragten gaben an, bei der Wahl des Onlinehändlers auf die Auslieferung durch E-Autos oder Lastenfahrräder zu achten. Der Trend zur grünen Lieferung ist ihnen sogar wichtiger als eine besonders schnelle Lieferung.

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Konsolidierung und neue Fahrzeugtechnologien

„Müssen fünf KEP-Dienstleister (Kuriere, Express, Pakete) nacheinander oder gar gleichzeitig dieselben Geschäfts-Adressen in den Zentren und Fußgängerzonen anfahren?! Hier wird in den kommenden Jahren eine Konsolidierung unumgänglich sein, um die Routenplanung aufeinander abzustimmen und somit die Ressourcen effizienter einzusetzen“, ist Gerhard Nowak, Partner bei PwC Strategy & Germany und einer der Experten auf der VDI-Konferenz „Smart Last Mile Delivery“, überzeugt. Ein wichtiger Aspekt neben der reinen Organisation der Warenströme stellt aber auch die Fahrzeugtechnologie dar. Elektrifizierte Nutzfahrzeuge sind emissionsarm und weitestgehend geräuschfrei unterwegs – wesentliche Voraussetzungen für eine bessere Akzeptanz der Last-Mile-Logistik in der allgemeinen Öffentlichkeit.

Viele Experten erwarten in Zukunft ein Nebeneinander verschiedener Antriebskonzepte: Der Elektroantrieb könnten den Bereich der Distribution, der Last-Mile-Transporte und der KEP-Dienste prägen. Brennstoffzellen, sogenannten Fuel Cells, werden bereits in überschaubaren Zeiträumen für schwere Nutzfahrzeuge an Bedeutung gewinnen, ebenso wie LNG, Liquid Natural Gas oder Flüssigerdgas, als dritte Antriebsoption.

Zugleich eröffnen neue Technologien wie etwa das autonome Fahren weitere Möglichkeiten – bis hin zu digitalen Geschäftsmodellen. Routinefahrten, wie typische Stückguttransporte, verpackte Waren und Co. werden in Zukunft autonom auf ausgewiesenen Strecken, sogenannten Korridoren, abgewickelt. Eine konsequente Nutzung des Lkw-Platooning – das „Koppeln“ mehrerer Fahrzeuge in Gruppen, die autonom dem Führungsfahrzeug folgen – kann die Effizienz in Transportprozessen nachhaltig steigern. Mitentscheidend sind digitale Dienste im Hintergrund, um zuverlässige Prozesse sicherzustellen und neue Geschäftsmodelle überhaupt erst zu ermöglichen. „Großes Potenzial sehe ich dabei insbesondere für cloudbasierte Dienste, die notwendig sind, damit neue Leistungsmodelle darstellbar und abrechenbar sind – bis hin zur Ebene des Microbilling“, erklärt Torsten Klein, Senior Vice President Research bei MAN Truck & Bus und einer der Referenten auf der diesjährigen VDI Konferenz „Autonomous Trucks”, die sich ebenfalls mit Logistikprozessen befasste.

Ladevolumina im Güterverkehr besser nutzen

Ein weiterer Ansatzpunkt lautet, die Ladevolumina, von denen im Schnitt ein gutes Drittel leer bleibt, effizienter zu nutzen. „Es ist möglich, diesen Leerstand zu verringern, indem wir Ladungen automatisch mit freien Kapazitäten zusammenführen. Mindestens ein Drittel der Leerfahrten lässt sich so verhindern“, sagt Rolf-Dieter Lafrenz, Cargonexx GmbH. Zugleich unterstreicht er: „Wir glauben, dass die Bedeutung der Spediteure in der Zukunft eher steigen wird, weil logistische Prozesse komplexer, weitreichender und vernetzter werden.“ Allerdings werden Spediteure verstärkt digitale Technologien nutzen müssen, um ihre Produktivität hochzuhalten.“

Smart Trucks, Platooning und Vernetzung mit Kunden sind wichtige Stichworte, aber auch die Nutzung digitaler Geschäftsmodelle wird für den Spediteur wichtiger werden. So kann er in Zukunft Mehrwertdienste für die Auftraggeber realisieren, ob das Organisieren von Kühlketten, die Abwicklung von Importen und Exporten und mehr.

Ein Beitrag von:

  • Tom Frohn

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