Kalifornien besiegelt Verbrenner-Aus 18.01.2018, 07:37 Uhr

Welche Zukunft haben Verbrenner weltweit?

Autos mit Verbrennungsmotoren stehen weltweit in der Kritik, doch die Große Koalition hält daran fest. Kalifornien gehört zu den ersten Staatsgebilden, die ein Verbrennerverbot konkret umsetzen. Ein Vorzeigemodell?

Grüne Zapfpistole tankt silbernes Auto

Foto: panthermedia.net/Tahoo

Kalifornien verbietet Benziner und Dieselautos ab 2040

Kalifornien ist ein Vorreiter in Bezug auf Schadstoffgrenzwerte für Autoabgase. Seit 2012 forciert der US-amerikanische Bundesstaat den Umstieg auf sogenannte Zero Emission Vehicles (ZEV). Gemeint sind Fahrzeuge mit Elektroantrieb. Bis 2025 sollen 1,5 Millionen dieser Autos auf kalifornischen Straßen unterwegs sein, Anfang 2018 sind es etwa 300.000. Die aktuell als AB 1745 mit dem Namen „Clean Cars 2040“ verabschiedete Gesetzgebung legt fest, dass ab dem 1. Januar 2040 in Kalifornien nur noch Null-Emissions-Fahrzeuge neu zugelassen werden dürfen. Ausgenommen sind gewerbliche Fahrzeuge mit mehr als etwa 4,5 t Gesamtgewicht sowie Autos, die bereits im Besitz von Personen sind, wenn diese in den kalifornischen Bundesstaat ziehen.

Welchen positiven Umwelteffekt diese Maßnahmen haben werden, ist jedoch umstritten. So wären Schadstoffgrenzwerte für Verbrennungsmotoren eindeutiger, da ein Elektroauto nur dann wirklich schadstofffrei fährt, wenn der Strom für seinen Antrieb aus regenerativen Quellen wie Windkraft, Wasserkraft oder Solarenergie stammt. Andernfalls handelt es sich hierbei um eine Umweltpolitik nach dem Sankt-Florians-Prinzip. Eine Politik, die zur Vermeidung lokaler Emissionen etwaige Schadstoffbelastungen an anderen Orten in Kauf nimmt, die aufgrund von Umwandlungs-, Transport und Lagerverlusten sogar höher sein können.

Ein Blick ins Ausland: Wo sind Verbrenner bald verboten?

Die Politik setzt sich immer ehrgeizigere Klimaziele. Schon um diese erreichen zu können, sind ebenso anspruchsvolle Maßnahmen nötig. Eine Technologie wie die Elektromobilität, die sich in einer Aufschwungphase befindet, bietet sich für solche Maßnahmen an. Die natürliche Entwicklung lässt sich später als Erfolg der politischen Vorgaben deuten. Als Beispiel sei die Tabakindustrie genannt. Eine Schadstoffminderung bei Tabakwaren lässt sich politisch nur sehr schwer durchsetzen, außer eine neue Technologie wie die E-Zigarette betritt den Markt und fördert diese Umstellung ohnehin.

Die Liste der Länder mit Verbrennerverboten ist zu Beginn 2018 dennoch übersichtlich. Eindeutig festgelegt hat sich der US-Bundesstaat Kalifornien mit seinem weitgehenden Ausstieg bis 2040. Zum gleichen Termin geplant sind solche Verbote unter anderem in Frankreich und Großbritannien. Die Niederlande und Schweden arbeiten an einem Zeitplan. Schon 2025 wollen die Norweger keine Verbrennerautos mehr zulassen, Indien ab 2030. China hat bereits eine Produktionsquote ab 2019 festgeschrieben, nicht ganz überraschend, denn das Land baut gerade seine eigene Elektromobilitätsindustrie auf. Mit Modellen, die wesentlich bezahlbarer sind als ihre europäischen Konkurrenten, wie der Baojun E100 für 4.500 Euro demonstriert. Interessant ist, dass das bei der Elektromobilität führende Land Japan keine gesetzlichen Verbote herkömmlicher Antriebe plant.

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Werden Verbrennungsmotoren in Deutschland verboten?

Auch in Deutschland wurde ein Verbot von Verbrennungsmotoren zunächst gefordert – konkret von den Grünen in den Koalitionsverhandlungen nach der Bundestagswahl 2017. Begründet hat das die Partei unter anderem damit, dass es sich bei den Verbrennungsmotoren um eine Technologie des 19. Jahrhunderts handelt. Mit dieser Argumentation haben sich die Grünen aber auf sehr dünnes Eis begeben, denn die Nutzung der Windkraft in Windmühlen, deren Grundkonstruktion den heutigen Windkraftanlagen entspricht, ist bereits einige Jahrtausende älter. Schließlich gaben die Grünen ihre Forderung nach einem Verbrennerverbot im Zuge der Verhandlungen um eine Jamaika-Koalition auf. Der gesetzlich erzwungene Umstieg in Deutschland ist damit vom Tisch, wenn auch nicht unbedingt endgültig. Denn Deutschland ist bereits 2015 der ZEV-Allianz beigetreten und hat sich damit verpflichtet, bis 2050 den Verkauf von Autos mit Benzin- oder Dieselmotor zu unterbinden.

Am Ende entscheidet der Kunde über den Fortbestand der Antriebsart

Dass diese Entwicklung irgendwelche wesentlichen Auswirkungen zur Folge haben könnte, ist nicht zu erkennen. Die Automobilindustrie, die einen entscheidenden Anteil an der deutschen Wirtschaft hat, verkauft die Autos, die nachgefragt werden. Sie hat in den vergangenen Jahren bereits ihre Modellpalette um Elektro- und Hybridfahrzeuge erweitert, weil ohne diese die verschärften EU Vorgaben nicht zu erfüllen sind, die 2020 in Kraft treten. Deutsche Autokäufer haben diese Angebote aber nur sehr zögerlich angenommen, worauf der Verein Deutscher Ingenieure und die Wochenzeitschrift VDI nachrichten mehrfach hingewiesen haben. In den Zulassungszahlen von Elektroautos 2017 zeigt sich, dass dieser Trend noch immer anhält. Gerade einmal 0,1 % der neu zugelassenen Fahrzeuge im vergangenen Jahr waren allein mit einem Elektromotor ausgestattet.

Eine solche Zurückhaltung ist bei einer neuen Technologie aber keineswegs überraschend. Wie bei anderen technologischen Neuerungen, beispielsweise der Photovoltaik, ist mit einer exponenziellen Entwicklung zu rechnen. Bis ein Sättigungseffekt eintritt. Diese Entwicklung wird unter anderem durch eine verbesserte infrastrukturelle Unterstützung der Elektromobilität, insbesondere der Ladeinfrastruktur vorangetrieben. Weitere Faktoren sind eine schrittweisen Verbesserung der Elektrofahrzeuge aufgrund von Erfahrungen mit den ersten Generationen, ein erhöhter Forschungsaufwand für E-Autos auf Kosten der älteren Fahrzeugtechnik und zunehmende positive Erfahrungen der Fahrzeughalter, die auf andere Autokäufer ausstrahlen.

Deutsche Autohersteller reagieren auf Verbrennerverbote

Die deutschen Autobauer stehen Verboten gewohnt zurückhaltend gegenüber. Sie wollen zwar die Elektromobilität ausbauen, sprechen sich aber für einen Mix aus Elektro-, Hybrid- und Verbrennerautos aus.
Die Autohersteller haben eine Studie beim Ifo-Institut in Auftrag gegeben, die zunächst feststellt, dass der gesetzliche Zwangsausstieg aus der Verbrennertechnologie zehn Prozent der Arbeitsplätze in der deutschen Automobilindustrie kosten würde. Demgegenüber sieht die Studie eine Reduktion beim CO2-Ausstoß von 80 Prozent bezogen auf den Wert von 2015. Allerdings unter der Voraussetzung, dass der Fahrstrom klimaneutral erzeugt wird. Als weiteren Aspekt führt die Ifo-Studie an, dass die Herstellung der Elektroautos zunächst eine höhere CO2-Produktion verursacht, die erst nach einer Fahrstrecke von mehreren Zehntausend Kilometern ausgeglichen wird.

Klartext: Kommt das Verbrenner-Aus?

Zunächst sind Verbrennerverbote weniger umfassend als der Begriff vermuten lässt. Einerseits geht es bisher fast ausschließlich um Verbote von Verbrennungsmotoren in PKW und Kleintransportern. Der Schwerlastverkehr und stationäre Einrichtungen mit kleinen Verbrennungsmotoren, zum Beispiel Blockheizkraftwerke, sind davon nicht betroffen. Ebenso wenig umfassend sind die
Beteuerungen einiger Autohersteller nur noch Elektroautos herstellen zu wollen. Dabei geht es wie bei Volvo häufig um neu zu entwickelnde Modelle und nicht um Bestandswagen. Das schmälert nicht das grundsätzliche Bekenntnis zu Elektroautos, rückt den Zeithorizont jedoch deutlich nach hinten.

Andererseits bleibt weitgehend offen, wie Verbrennungsmotoren zu behandeln sind, die nicht mit Benzin oder Diesel betrieben werden, das aus Mineralöl gewonnen wurde. Das betrifft insbesondere die Wasserstofftechnologie, die zum Beispiel in der japanischen Politik einen hohen Stellenwert genießt. Das betrifft aber auch auf Methan basierende Power-to-Gas Lösungen sowie Biodiesel. Im Automobilbereich wird der Verbrennungsmotor also aller Wahrscheinlichkeit nach an Bedeutung verlieren – allerdings nicht unbedingt aufgrund von Verboten, sondern weil sich Alternativtechnologien aufgrund der technischen Entwicklung zunehmend besser positionieren.

Ein Beitrag von:

  • ingenieur.de

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