Bloodhound SSC 28.09.2015, 07:55 Uhr

Wie ein Auto mit 1600 km/h schneller als eine Pistolenkugel wird

Die Schallmauer ist für Bloodhound SSC eine Kleinigkeit: Das Rekordauto mit 135.000 PS soll auf 1600 km/h beschleunigen. Damit würde es eine fliegende Pistolenkugel überholen. 

Bloodhound SSC: Nächstes Jahr soll das Rekordauto mit 1600 km/h durch eine afrikanische Wüste schießen. 1,6 km legt das Geschoss dann in 3,6 Sekunden zurück. 

Bloodhound SSC: Nächstes Jahr soll das Rekordauto mit 1600 km/h durch eine afrikanische Wüste schießen. 1,6 km legt das Geschoss dann in 3,6 Sekunden zurück. 

Foto: Will Oliver/dpa

Das Projekt Bloodhound hat am Donnerstag in London ein unglaubliches Gefährt enthüllt: Ein 13,5 m langes und 7,5 t schweres Überschallauto, das ein Team von Formel-1-Experten mit Ingenieuren der Royal Air Force gebaut hat ­– gemeinsam mit 350 Unternehmen und Universitäten.

Die Leistung des Bloodhound SSC entspricht 180 Formel-1-Wagen.

Die Leistung des Bloodhound SSC entspricht 180 Formel-1-Wagen.

Quelle: Will Oliver/dpa

Das blau-orange Geschoss erreicht eine unvorstellbare Leistung von 130.000 PS – so viel wie 180 Formel-1-Wagen zusammen. Wie das möglich ist? Mit dem Jet-Triebwerk EJ200 von Rolls-Royce, das auch in Eurofighter-Kampfjets steckt, und einem weiteren Raketentriebwerk. Als Kraftstoff nutzt die Höllenmaschine eine Mischung aus Feststoff-Treibstoff und einer Wasserstoffperoxid-Lösung. Ach ja, ein Formel-1-Motor von Jaguar ist auch an Bord. Er dient mit seinen im Vergleich mickrigen 750 PS aber lediglich als Treibstoffpumpe.

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Futuristisches Cockpit erinnert an Kampfjet

Eindrucksvoll sind auch die ersten Bilder aus dem Cockpit, die an einen Kampfjet erinnern: 10.000 Stunden sollen die Entwickler gebraucht haben, um das 200 kg leichte Monocoque aus Karbon, Aluminium und Spezialkunststoffen von Hand zu formen. Es hält Belastungen von drei Tonnen pro Quadratmeter stand. Der Pilot sieht alle Daten seines Geschosses auf mehreren Displays, beispielsweise Geschwindigkeit und Temperatur der Triebwerke.

500 Sensoren sorgen für volle Kontrolle

Um die Sicherheit des Piloten zu garantieren, haben die Ingenieure drei voneinander unabhängige Bremssysteme und insgesamt 500 Sensoren installiert, um während der Rekordfahrt immer auf dem Laufenden zu sein. Zum Vergleich: In einem Formel-1-Wagen stecken rund 250 Sensoren.

Das Cockpit der Bloodhound SSC erinnert an einen Kampfjet. Auf Displays liest der Pilot alle wichtigen Daten ab – etwa Geschwindigkeit und Temperatur der Triebwerke. 

Das Cockpit der Bloodhound SSC erinnert an einen Kampfjet. Auf Displays liest der Pilot alle wichtigen Daten ab – etwa Geschwindigkeit und Temperatur der Triebwerke.

Quelle: Will Oliver/dpa

Doch was passiert, wenn die Displays bei 1600 km/h ausfallen? Dann orientiert sich der Pilot an zusätzlichen Analoganzeigen von Rolex. So ist sichergestellt, dass er die Reifenbremsen, die nach den Bremsfallschirmen zum Einsatz kommen, im richtigen Moment einsetzt – bei über 400 km/h würden sie in Flammen aufgehen.

Andy Green geht nächstes Jahr auf Rekordjagd

Wer soll diese Wahnsinnsmaschine eigentlich lenken? Niemand Geringerer als Royal Army Commander Andy Green, der auch schon im vorherigen Rekordhalter Thrust SSC saß. In der englischen Grafschaft Cornwall soll Bloodhound SSC Ostern 2016 erste Testfahrten absolvieren ­– allerdings mit seichten 322 km/h.

Richard Noble leitet das Bloodhound (Bluthund) Projekt. 

Richard Noble leitet das Bloodhound (Bluthund) Projekt.

Quelle: Will Oliver/dpa

Interessant wird es im November 2016: Dann soll das Auto mit Mach 1,4 (1609 km/h) durch eine Wüste in Südafrika rasen. Für 1,6 km braucht das Geschoss nur 3,6 Sekunden. Das ist schneller als eine Pistolenkugel und würde den derzeitigen Guinness-Rekord von 1997 alt aussehen lassen. Der liegt bei 1228 km/h, aufgestellt von Rekordfahrer Green.

Die Öffentlichkeit soll an diesem Spektakel teilhaben können: Das Team von Bloodhound SSC hat den Wagen mit zwölf Kameras ausgestattet, um die Rekordfahrt einzufangen.

 

Ein Beitrag von:

  • Patrick Schroeder

    Patrick Schroeder arbeitete während seines Studiums der Kommunikationsforschung bei verschiedenen Tageszeitungen. 2012 machte er sich als Journalist selbstständig. Zu seinen Themen gehören Automatisierungstechnik, IT und Industrie 4.0.

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