Wie schafft die deutsche Automobilindustrie die CO2-Reduktion?
Die Automobilbranche ist im Umbruch. Um die Produktion eines reichweitenstarken Elektroautos kommt kein Hersteller mehr vorbei. Ob das neue Modell mit einer Batterie oder Brennstoffzelle besser fährt, wird sich noch zeigen. Was die ganze Branche derzeit bewegt, ist die große Herausforderung, die CO2-Ziele zu erreichen.
Vernetzte Fahrzeuge, Datenauswertungen über das Fahrverhalten oder autonomes Fahren: In der Automobilbranche tut sich einiges – und das schon seit Jahren. Dennoch stellen die Veränderungen hin zu digitalen Prozessen und alternativen Antrieben immer noch eine große Herausforderung für die Autohersteller dar. Die CO2-Reduktion ist und bleibt die Kernaufgabe, die Ingenieure und Entscheider in der Branche lösen müssen. Peter Gutzmer ist sich auf dem Kongress „Dritev – Getriebe in Fahrzeugen 2019“ in Bonn sicher, dass Zukunft nur durch technologische Vielfalt gestaltet werden kann. Dafür müsse aber das Bewusstsein in Gesellschaft, Forschung und Politik geschaffen werden.
Vor allem junge Ingenieure, die frisch von der Universität kommen, müssen mit Freude in die sich wandelnde Branche einsteigen und Technik weiter vorantreiben, so die eingängige Meinung des Vorstands Technologie bei der Schaeffler AG.
Das besagte Bewusstsein soll am 20. September bei einem globalen Generalstreik für den Klimaschutz weiter geschaffen werden. Gutzmer verkündete auf der Bühne der Fachkonferenz Dritev, dass sich auch Betriebe aus dem Automobilsektor an diesem Tag anschließen würden. 120 Länder sollen mit dabei sein. Ob das der Schlüssel für ein gesteigertes Bewusstsein ist?
CO2-Reduktion und trotzdem Fahrspaß
Ein Lösungsansatz der definitiv umgesetzt werden muss, ist die Garantie des Fahrspaßes. Viele Autofahrer verbinden ein E-Auto nämlich mit weniger Fahrspaß. Es ist leiser und reduziert die manuelle Schaltung. Die Stimmen auf der Konferenz waren eindeutig: Ein umweltfreundliches Auto muss auch Fahrspaß, Komfort, Leistung und Alltagstauglichkeit bieten, damit es von den Kunden angenommen wird. Dieser Meinung ist auch Harald Naunheimer. In seinem Vortrag betonte der Leiter der Entwicklung Pkw-Getriebe bei ZF Friedrichshafen AG: „Fahrspaß wird leiser, aber sicherer. Der Endkunde muss am Schluss begeistert sein.”
Test-Projekt: Autonome Nutzfahrzeuge im Hamburger Hafen
Die EU-Staaten haben sich darauf geeinigt, dass Neuwagen 2030 circa 35 % weniger Kohlendioxid ausstoßen sollen als 2020. Für Automobilkonzerne bedeutet das, die eigenen Businesspläne umzustellen und neue Wege zu gehen. “Mobility as a Service” ist eines der Schlagworte, die auf der Dritev 2019 in die Besuchermenge geworfen wurde. Vor allem autonome Transporter und Nutzfahrzeuge tendieren zu einem umweltfreundlichen 24/7 Konzept. Das heißt, dass der Mobilitätsservice stets zu jeder Tageszeit genutzt werden kann.
Ein Case läuft beispielsweise im Hamburger Hafen. MAN lässt seine Nutzfahrzeuge in dem berühmten deutschen Hafen selbstständig und fahrerlos agieren. Für das Test-Projekt “Hamburg TruckPilot” kooperieren die MAN Truck & Bus mit der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA). Ziel soll es sein, sinnvolle Automatisierungslösungen im Straßentransport anzubieten. Die testweise Integration von autonom fahrenden Lkw in den Containerumschlagprozess ist eine ideale Projektumgebung. Neben der Entlastung der Mitarbeiter, liegt ein weiterer Vorteil in einem reduzierten Kraftstoffverbrauch. Das autonome Fahren ist vorausschauend und verringert den Verbrauch deutlich.
Einblicke in die autonome Fahrweise der MAN Lkw gibt es hier:
Wasserstoff als Lösung
Der Wasserstoffkreislauf sei noch zu wenig im Fokus als Alternative zu herkömmlichem Kraftstoff. „Mit Wasserstoff müssen wir uns intensiv befassen, ansonsten brauchen wir über E-Fuels gar nicht erst nachdenken”, so Gutzmer. Unter E-Fuels versteht man synthetische Kraftstoffe, die mittels Strom aus Wasser und Kohlendioxid (CO2) hergestellt werden.
Beklagt wird auf dem Kongress, dass die Gesetzeszyklen oftmals nicht Hand in Hand mit den Produktionszyklen gingen. Hier müsse sich die Politik noch mehr öffnen; Industrie und Politik stärker ineinandergreifen. Die Antriebswelt steht somit in einem starken Spannungsfeld von regulierenden Eingriffen des Staates und verschiedenen Antriebsvarianten.
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