MOBILITÄT DER ZUKUNFT 14.04.2015, 12:33 Uhr

Wie sich Staus vermeiden lassen

Die aktuell bundesweit laufende Verkehrszählung wird wohl erneut eine Zunahme der Straßenbelastung ergeben. Bliebe technisch alles beim Alten, sähe die mobile Zukunft 2050 schlimm aus. Aber es gibt Lösungen. Einige existieren als Idee, andere sind bereits erfolgreich getestet worden. Dutzende Milliarden Euro könnten eingespart werden.

Viel Verkehr wie hier vor München: Staus kosten Zeit, Geld und Nerven und verschmutzen die Umwelt. Mehr als die Hälfte der Menschheit wohnt heute in Städten, ein zusätzliches Viertel pendelt von den Speckgürteln hinein ins Stadtzentrum.

Viel Verkehr wie hier vor München: Staus kosten Zeit, Geld und Nerven und verschmutzen die Umwelt. Mehr als die Hälfte der Menschheit wohnt heute in Städten, ein zusätzliches Viertel pendelt von den Speckgürteln hinein ins Stadtzentrum.

Foto: Siemens

Auf Autobahnen und anderen wichtigen Straßen in Deutschland zählen 281 automatische Messstationen den Straßenverkehr. Die Tendenz ist immer gleich. Von Monat zu Monat sind mehr Fahrzeuge unterwegs. Derzeit wird, wie alle fünf Jahre, zusätzlich „von Hand“ gezählt, um ein noch besseres Bild vom alltäglichen Chaos zu gewinnen. Dass sich die Lage seit der letzten Zählung im Jahr 2010 entspannt hat erwartet niemand. Wohl aber, dass Lösungen gefunden werden.

Dramatische Zunahme des Verkehrs

Siemens hat in einer Ausgabe des konzerneigenen Technik-Magazins „Pictures of the Future“ ein erschreckendes Bild der mobilen Zukunft gezeichnet und Lösungen präsentiert. Bis 2050 wächst der Güterverkehr um 116 Prozent.

China, 2040: In einer chinesischen Metropole lässt der junge Li für einen Tag den hypermodernen Teil der 25-Millionen Metropole hinter sich und taucht in die 40 Kilometer entfernte harmonische und grüne Oase seines Großvaters ein. Auf dem Weg dorthin benutzt Li mehrere miteinander vernetzte Verkehrsmittel. Sein flexibler Tablet-PC weist ihm zuverlässig den Weg.

China, 2040: In einer chinesischen Metropole lässt der junge Li für einen Tag den hypermodernen Teil der 25-Millionen Metropole hinter sich und taucht in die 40 Kilometer entfernte harmonische und grüne Oase seines Großvaters ein. Auf dem Weg dorthin benutzt Li mehrere miteinander vernetzte Verkehrsmittel. Sein flexibler Tablet-PC weist ihm zuverlässig den Weg.

Quelle: Siemens

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Seit 1990 hat der Personenverkehr in Deutschland um ein Drittel zugenommen, bis 2030 gibt es ein Plus von weiteren 29 Prozent. Weltweit sind die Zahlen noch dramatischer.

Weniger Lkw in den Städten

So weit muss es allerdings nicht kommen, denn es gibt eine Reihe von Ideen, wie sich das Schlimmste verhindern lässt. Etwa beim innerstädtischen Warenverkehr. Heute werden Möbelhäuser von Lkw beliefert. Gleich nebenan rollt ein weiterer Laster an, um den Textil-Discounter zu versorgen. Warum transportiert der Möbelwagen nicht auch die Klleidung, sodass eine Fahrt eingespart wird, fragen sich die Mobilitätsforscher.

Dazu müsste am Stadtrand ein Umschlagzentrum errichtet werden, in dem unterschiedliche Waren für benachbarte Abnehmer auf einen Transporter geladen werden. In Ningbo, einer Sechs-Millionen-Küstenstadt im Osten Chinas, hat Siemens diese neue Art der Logistik bereits getestet.

U-Bahnen nachts zum Warentransport nutzen

Auch Straßen- und selbst U-Bahnen könnten bevorzugt nachts, eingesetzt werden, um Waren in Innenstädte zu transportieren. Seit 14 Jahren praktiziert das beispielsweise Volkswagen in Dresden. Die blaue, fensterlose CargoTram bringt Bauteile zur „Gläsernen Manufaktur“, in der Volkswagen das Luxusmodell „Phaeton“ produziert. Auch durch Zürich rollt regelmäßig eine CargoTram, in die Sperrmüll verladen wird.

Autos steuern Verkehrsampeln

Mit kleinen, kostengünstigenden Maßnahmen lässt sich schon eine Menge für die Verflüssigung des Verkehrs tun. Beispiel Schouwen-Duiveland. Alle Ampeln auf der Hauptstraße der niederländischen Insel sind verkehrsabhängig gesteuert. Meist dauert es nur Sekunden, bis grünes Licht freie Fahrt signalisiert. In vielen Regionen Deutschlands warten Autofahrer oft minutenlang auf Grün, obwohl kein Querverkehr fließt.

Verkehrsteilnehmer im Dialog: Siemens-Forscher Fritz Kasslatter testet die

Verkehrsteilnehmer im Dialog: Siemens-Forscher Fritz Kasslatter testet die „Onboard-Unit“. Das Gerät sieht ähnlich wie ein Navigationssystem aus, empfängt aber Verkehrsinformationen in Echtzeit und ermöglicht den „Ritt auf der grünen Welle“.

Quelle: Siemens

Damit ließen sich zumindest Staus vor Verkehrsampeln reduzieren, die nicht nur Geld kosten, sondern auch die Umwelt zusätzlich belasten. Das Londoner Centre for Economics and Business Research ermittelte im Auftrag des Navigationssystem-Herstellers Inrix die Kosten, die alle Staus in Deutschland kosten. Derzeit sind es pro Jahr 22 Milliarden Euro, im Jahr 2030 bereits 33 Milliarden Euro, vorausgesetzt, es gibt keinen technischen Fortschritt.

Internet der Fahrzeuge

Das muss nicht sein. Siemens-Forscher und andere Verkehrsexperten schlagen beispielsweise ein „Internet der Fahrzeuge“ vor. Jedes moderne Auto sammelt Verkehrsdaten wie Geschwindigkeit, Staus, Bremsmanöver und Ähnliches. Würden diese Daten nachfolgenden Fahrzeugen übermittelt könnten diese reagieren, beispielsweise vor einem Stau rechtzeitig bremsen oder diesen sogar umfahren. Auf einer 45 Kilometer langen Teststrecke in Österreich hat Siemens ein solches System gemeinsam mit 14 Partner bereits getestet.

Monitore der Verkehrsleitzentrale beim Internet-der-Fahrzeuge-Test in Österreich.

Monitore der Verkehrsleitzentrale beim Internet-der-Fahrzeuge-Test in Österreich.

Quelle: Siemens

Ideal wäre eine Verkehrsleitzentrale, die sämtliche Fahrpläne öffentlicher Verkehrsmittel kennt, einschließlich Verspätungen, und ebenfalls lückenlos über das Geschehen auf den Straßen informiert ist. Eine spezielle App könnte dann den schnellsten, kostengünstigsten oder umweltverträglichsten Weg von A nach B blitzschnell ermitteln.

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

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