Wie versteckte Motoren die Rennräder bei der Tour de France dopen können
Gerade sind die Radprofis bei der 103. Tour de France über die Pyrenäen gerast. Stets begleitet von Motorrädern mit Wärmebildkameras – auf der Spur nach kleinen, im Rahmen versteckten Elektromotoren. Sie sollen helfen, die Fahrer über die Berge zu tragen. Aufgespürt werden sie mit deutscher Technik.
Nicht nur den Fahrer kann man dopen, sondern auch die Räder der Rennfahrer. Technisches Doping nennt sich das heimliche Frisieren der Rennräder. Ende Januar 2016 wurde in der Box der 19-jährigen Crossfahrerin Femke van den Driesschen aus Belgien bei den Weltmeisterschaften im belgischen Zolder ein Rad gefunden, in dessen Karbongeflecht ein Elektromotor steckte.
Optisch war die Rennmaschine identisch mit der eigentlichen Wettkampfmaschine der belgischen Meisterin. Der Radsport-Weltverband UCI sperrte die Sportlerin kurz darauf für sechs Jahre. „Es ist absolut eindeutig, dass eine technischer Betrug vorliegt“, sagte UCI-Präsident Brian Cookson. Und der französische Staatssekretär für Sport, Thierry Braillard, sekundiert: „Dieses Problem ist schlimmer als Doping, die Zukunft des Radsports steht hier auf dem Spiel.“
Jetzt geht die Angst um, dass auch beim wichtigsten Radrennen der Welt, der Tour de France, mit technischen Tricks gearbeitet wird. Denn die Motoren, die für zusätzlichen Rückenwind sorgen, sind winzig.
Technik wie im Transrapid
Es geht um einen elektromagnetischen Antrieb, der die Hinterradfelge mit geschickt platzierten Magneten dopt. Der Antrieb nutzt die Polarität aus, denn gleichpolige Magneten stoßen sich ab. Diese Technik ähnelt dem Antrieb, der auch den Transrapid bewegte – der sogenannte Transversalflussmotor.
Dabei sitzen die Spulen, die ein elektromagnetisches Feld erzeugen, im Rahmen an den Kettenstreben auf Höhe der Bremsen, der Akku kann einfach im Sattelrohr versteckt werden. Dieser sehr geräuscharme Motor lässt sich beispielsweise über die Pulsuhr des Fahrers starten.
500 Watt im Rahmen versteckt
Die Firma Lightweight, bekannt für edle Leichtlaufräder aus Karbon, hat mit einem Protoypen bewiesen, wie leistungsstark ein solcher Transversalflussmotor sein kann. Auf unglaubliche 100 km/h beschleunigt das Modell Velocité den Fahrer.
180 Magnetplättchen pro Felgenseite sorgen für den enormen Antrieb. Versteckt im Rahmen sind sechs Kupferspulen. So ist von außen nicht zu erkennen, dass im Rad ein 500 Watt starker Antrieb unter den Kohlefasern des Rahmens sitzt.
Fahrraddoping sicher erkennen
Das Fraunhofer-Institut für Zerstörungsfreie Prüfverfahren (IZFP) in Saarbrücken möchte mit seinen auch für industrielle Anwendungen optimierten technischen Möglichkeiten dazu beitragen, dieses Fahrraddoping sicher zu erkennen und hat entsprechende Geräte entwickelt. „Dabei handelt es ich auch um Mess- und Monitoringmöglichkeiten zur Gewährleistung von fairer Rennsporttechnik“, sagt Prof. Dr.-Ing. Bernd Valeske, Abteilungsleiter Komponenten- und Bauteilprüfung und stellvertretender Institutsleiter am Fraunhofer IZFP.
Elektromotor erzeugt Wärme
Ein erster Ansatz ist eine akustische Überwachung des Fahrfelds, denn die versteckten Minimotoren emittieren Geräusche, die sich während des Vorbeifahrens an Messstationen erfassen lassen. Auch die thermographische Inspektion mit Infrarotkameras ist eine Option.
Diese Kameras sind imstande, Temperaturunterschiede von 0,05 °C zu erfassen, wie sie am Rahmen durch Elektromotor oder Akku entstehen. „Eine sichere Merkmalerfassung sollte auch hier durch eine intelligente Prüfsignalauswertung und geschultes Personal ergänzt werden“, so Valeske.
Auch mit magnetischen Sonden wollen die IZFP-Forscher dem Fahrraddoping Paroli bieten. So ist es eine Technologiekaskade, die dem Doping mit Elektromotoren das Handwerk legen soll. Verdächtige Fahrräder können danach einer weiteren zerstörungsfreien Prüfung unterzogen werden, um den Verdacht auszuräumen oder zu bestätigen.
Diese Prüfung ist dann ein Scan mit einer modernen digitalen Röntgentechnik. So lassen sich versteckte Hilfsmotoren im zunächst unzugänglichen Inneren der Räder sehr sicher und sogar dreidimensional abbilden. Das alles kann recht leicht in einem mobilen Messfahrzeug verbaut und entlang der Strecke der Tour eingesetzt werden.
Wer als Privatfahrer sein Fahrrad nachträglich und nicht versteckt mit einem Elektromotor nachrüsten will, der kann das mit einem Steckantrieb versuchen. Wie das geht, lesen Sie hier.
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