Im Einklang mit der Natur 06.07.2015, 10:20 Uhr

Wohnwagon aus Wien ermöglicht autarkes Leben

Fotovoltaiksystem, holzbefeuerter Badeofen und eine Pflanzenkläranlage auf dem Dach: Das Wiener Start-up Wohnwagon hat einen ganzjährig nutzbaren und autarken Wohnraum auf Rädern entwickelt. Jetzt geht das Holzgefährt in Serienfertigung.

Das österreichische Start-up Wohnwagon hat ein alternatives Wohnkonzept geschaffen: Alles ist auf maximale Autarkie des Bewohners ausgelegt. Der Preis liegt zwischen 35.000 und 90.000 Euro.

Das österreichische Start-up Wohnwagon hat ein alternatives Wohnkonzept geschaffen: Alles ist auf maximale Autarkie des Bewohners ausgelegt. Der Preis liegt zwischen 35.000 und 90.000 Euro.

Foto: Wohnwagon

Wieviel Wohnraum braucht ein Mensch wirklich zum Leben? Mit dieser Frage begannen Theresa Steininger und Christian Frantal von der Wiener Firma Wohnwagon vor zwei Jahren damit, sich mit alternativen Wohnkonzepten auseinanderzusetzen. „Die zentralen Fragen lauteten: Wo hält man sich tatsächlich auf, und wie viel Wohnfläche fungiert lediglich als Staubfänger“, verdeutlicht Christian Frantal den Erkenntnisprozess hin zur Devise „Weniger ist mehr“.

Herausgekommen ist der Wohnwagon, ein völlig autarkes Holzhaus auf vier Rädern. Es ist verschalt mit Lärchenholz und gedämmt mit Schafwolle. Der Wohnwagon ist ausgestattet mit einem Fotovoltaik-Inselsystem, mit einem Bioethanolkocher, einem holzbefeuerten Badeofen, einer Biogranulat-Toilette und einer Pflanzenkläranlage auf dem Dach.

Der Wohnwagon bietet 25 m2 Platz und ist laut Wohnwagon-Geschäftsführerin Theresa Steininger ein geschlossenes zukunftsfähiges Wohnkreislaufsystem. Dank der Räder und der Zulassung bis 80 km/h ist der Wohnwagon auch mobil. Das unterscheidet ihn von dem autarken Ecocapsule aus Slowenien, der an einen gewünschten Standort abgestellt wird.

Über 140.000 Euro von knapp 200 Investoren eingesammelt

Finanziert wird der Wohnwagon über Crowdfunding. Vor wenigen Tagen endete die Kampagne, die über 140.000 Euro von knapp 200 Unterstützern einbrachte. Mit dem Geld geht der Wohnwagon nun in Serienfertigung. 20 Anfertigungen sind in Planung, hinzu kommen 250 Anfragen auch aus Deutschland und der Schweiz. Die Kosten bewegen sich je nach Ausstattung zwischen 35.000 und 90.000 Euro.

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Bewohner des Wohnwagons: Sie machen es sich auf 25 m2 gemütlich.

Bewohner des Wohnwagons: Sie machen es sich auf 25 m2 gemütlich.

Quelle: Wohnwagon

Es gibt den Wohnwagon in drei Größen. Der kleinste nennt sich Fritz und misst in der Länge 6 m und in der Breite 2,5 m. Der mittlere heißt Oskar und erstreckt sich bei gleicher Breite auf 10 m Länge. Dann gibt es noch den großen, den die Firma Erker nennt. Der ist so groß wie Oskar, trumpft aber mit einem 8 m2 großen Erker auf. Bei allen drei Größen misst die Innenhöhe 240 cm.

650 l Wasser fließen im Kreislauf des Wohnwagons

Die Wohnwagons sind konzipiert für maximale Autarkie des Besitzers. So wird das benutze Wasser aus Dusche oder Abwasch auf dem Dach von winterharten und pflegeleichten Sumpfpflanzen gereinigt und wiederverwendet. Im Wasserkreislauf des Wohnwagons sind rund 650 l Wasser unterwegs. Der größte Teil befindet sich auf dem Dach. 140 l sauberes Wasser sind in den Tanks im Boden gespeichert.

Die Fotovoltaikinsel auf dem Dach macht die Bewohner des Wohnwagons von externer Stromversorgung unabhängig.

Die Fotovoltaikinsel auf dem Dach macht die Bewohner des Wohnwagons von externer Stromversorgung unabhängig.

Quelle: Wohnwagon

Das Regenwasser wird über das Flachdach gesammelt und füllt den Kreislauf immer wieder auf und ersetzt verdunstetes Wasser. Die Bio-Toilette ist von diesem System unabhängig. Aus dem Urin produziert das stille Örtchen im Wohnwagon Dünger und aus dem Kot entsteht Schwarzerde.

Anlage erfordert einen bewussten Umgang mit Energie

Vier Hochleistungs-Photovoltaikpaneele auf dem Dach versorgen den Wagen mit insgesamt 1,3 kW Energie. Die Akku-Anlage befindet sich im doppelten Boden des Wohnwagons. Damit sind das komplexe Haustechniksystem und der individuelle Stromverbrauch ganzjährig abgedeckt. Die Anlage fordert einen bewussten Umgang mit Energie. Das bedeutet Sparflamme: LED-Beleuchtung, Laptop und Handy sind in Ordnung, Kühlschrank und Wasserkocher auch. Bei Kochen mit Strom hört es dann auf und ein Fernseher ist in diesem Konzept eher nicht vorgesehen.

 

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

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