Yacht überquerte Atlantik nur mit Zugdrachen und Solarenergie
Zum ersten Mal hat eine Hochseeyacht den Atlantik nur mit der Kraft eines Winddrachens und Solarstrom überquert. Allein der Drachen, der in bis zu 150 m flog, konnte das 100 t schwere Schiff auf bis zu acht Knoten beschleunigen. Jetzt lernen die Skipper des America’s Cups auf Bermuda den Antrieb kennen.
Der Zero-Emission-Katamaran „Race for Water“ ist kein Leichtgewicht: Der 35 m lange Katamaran ist komplett mit Solarmodulen bedeckt, die den Strom für den Elektroantrieb liefern. 100 t bringt die riesige Yacht auf die Waage. Und sie ist nicht nur optisch ein Hingucker, sondern hat auch schon eine Weltumrundung komplett mit Solarkraft geschafft, damals noch unter ihrem ursprünglichen Namen „Planet Solar“.
Mit Wind und Sonne über den Atlantik
Jetzt sorgt die Race of Water wieder für Schlagzeilen: Als erste Yacht der Welt hat sie den Atlantik auf mehr als 6.000 km nur mit Solarenergie und die Windkraft eines Drachens überquert. Das Schiff war am 9. April in Lorient in der Bretagne in See gestochen und entlang der französischen und spanischen Küste nach Madeira gefahren.
Nach einem mehrtägigen Aufenthalt ging es dann quer über den Atlantik zu den Bermuda-Inseln, wo die Race of Water am 23. Mai angekommen ist, wie sie jetzt mitteilte. Dort traf die Crew auf das Groupama Team France, das am America’s Cup teilnehmen wird.
Seitdem wirbt die Race of Water auf den Bermudas für den Antrieb mit großen Drachen, bevor sie dann am 7. Juli nach Kuba aufbricht. Fünf Jahre lang will die Yacht über die Weltmeere fahren, um gegen die Verschmutzung der Ozeane mit Plastikmüll zu kämpfen und ganz nebenbei für den umweltfreundlichen Antrieb per Windkraft zu werben.
Drachen wurde in Hamburg gebaut
Der von SkySails Yacht in Hamburg gebaute Drachen mit einer Fläche von 40 Quadratmetern hat sich auf der sechswöchigen Reise bereits bewährt. Der Kite kann bei einer Windgeschwindigkeit von 25 Knoten das Boot auf ein Tempo von 10 Knoten bringen – ohne Einsatz der Elektromotoren, berichtet Bordingenieur Martin Gavériaux. Bei 15 Knoten Windgeschwindigkeit sind noch 6,5 Knoten für das Boot möglich. Oft hat der Drachen eine Leistung von 8 Knoten beigesteuert.
Die enorme Kraft, die der Drachen entfaltet, obwohl seine Fläche überschaubar ist, hat mit der Flughöhe und seinen Flugbewegungen zu tun. Der Zugdrachen steht nämlich nicht einfach still am Himmel. Der über ein Hightechseil mit dem Schiff verbundene Drachen verfügt über eine Steuergondel, die dafür sorgt, dass der Drachen permanent eine flache Acht fliegt, um die Zugkraft zu erhöhen. In der Gondel befindet sich ein Autopilot, der das gesamte System steuert.
Der Drachen fliegt zudem in Höhen von 100 bis 150m, wo stärkere und stetigere Winde als in Bodennähe herrschen. In Kombination mit der speziellen Flugbahn einer Acht generiert der SkySails-Antrieb pro Quadratmeter bis zu 25 Mal mehr Leistung als ein herkömmlicher Segelantrieb auf dem Meer.
Crew ist von der Leistung des Drachens beeindruckt
„Wir sind extrem beeindruckt von der Leistung des Drachenantriebs“, berichtet Kapitän Pascal Morizot. Bei gutem Wind hat der nur 40 m² große Drachen die 100 Tonnen schwere Yacht auf 8 Knoten beschleunigt. Und mehr noch: „Wenn der Drachen die Yacht durch das Wasser zieht, beginnen sich die Propeller des Schiffes zu drehen. Dadurch kann mit Hilfe der Generatoren an Bord Energie erzeugt werden, die wir in unseren Batterien und durch die Erzeugung von Wasserstoff speichern können“, erklärt Bordingenieur Martin Gavériaux.
Eingriffe der Crew für den Drachenflug waren nicht nötig. „Der Drachen arbeitet vollautomatisch. Während des Fluges muss die Crew lediglich auf etwaige Meldungen des Systems mit der Eingabe von Befehlen reagieren“, erläutert Techniker Edouard Kessi.
Die Race of Water wird die neue Antriebstechnik am 21. und 22. Juni bei den „Tagen des offenen Schiffes“ beim America’s Cup demonstrieren. Geeignet ist der Drachen für Motoryachten ab 15 m Länge. Der neue Drachen ist eine Weiterentwicklung des SkySails-Antriebs, den das Hamburger Unternehmen für Fracht- und Containerschiffe entwickelt hat.
Eine ganz andere Idee, Energie auf hoher See zu sparen, hatten Ingenieure und Konstrukteure des Frachtschiffes Vindskip. Dessen Rumpf ist geformt wie ein Flugzeugsegel. Dadurch entsteht an einer Seite ein Unterdruck, der das Schiff nach vorne zieht – bei gutem Wind soll Vindskip auf 35 km/h beschleunigen.
Ein Beitrag von: