4 zentrale Fragen zur Umweltfreundlichkeit von Elektroautos
Elektroautos sind eine saubere Sache, jedenfalls dann, wenn sie unterwegs sind. Doch anderenorts bereiten sie der Umwelt Probleme. Wir beantworten die 4 wichtigsten Fragen.
Die Elektromobilität in Deutschland steckt immer noch in den Kinderschuhen. Der Marktanteil lag 2018 bei den Neuzulassungen bei gerade mal einem Prozent, so das Kraftfahrt-Bundesamt. Es wurden also rund 35.000 Fahrzeuge verkauft. In China finden dagegen Millionen Fahrzeuge einen Abnehmer, die während der Fahrt keine Schadstoffe emittieren. Liegen die Deutschen, die sich ansonsten ja gern für die Umwelt einsetzen, mit ihrer Zurückhaltung beim Kauf von E-Mobilen ganz falsch? Wir beleuchten im Folgenden zentrale Fragestellungen rund um Elektroautos.
1. Wie umweltfreundlich sind Elektroautos?
Während der Fahrt sind sie zweifellos sauber und leise noch dazu. Doch sie „tanken“ einen Strommix, der zum größten Teil auf fossilen Rohstoffen basiert. Selbst Ökostrom ist nicht emissionsfrei. Wer in einer windarmen Nacht die Batterien auflädt, kommt oft auf 80 % Kohlestrom. Kernenergie, Biomasse und Wasser, die weitgehend wetterunabhängig sind, kommen in Deutschland auf etwa 15 %. Nur diejenigen, die eine große Solaranlage mit Pufferbatterie besitzen, fahren wirklich abgasfrei.
Wenn man den Strommix in China betrachtet, relativieren sich die Anstrengungen des Landes, die Elektromobilität voranzutreiben. 2017 lieferten Kohle-, Kern- und Gaskraftwerke rund 70 % des Stroms. Die Erneuerbaren, vor allem Wasserkraft sowie ein bisschen Wind und Sonne, kamen auf 26 %. In Ländern wie Norwegen und Schweden ergibt Elektromobilität wirklich Sinn, weil dort Strom ohne Kohlendioxid- (CO2) und andere Emissionen erzeugt wird.
In allen Ländern kommen Elektroautos mit einem prall gefüllten Kohlendioxid-Rucksack auf die Straße. Da die Batteriezellen fast ausschließlich in Fernost gefertigt werden, fallen dort gewaltige Emissionen an. Jeder Batteriesatz verursacht im Durchschnitt CO2-Emissionen in Höhe von 5 Tonnen. Rechenbeispiel: Ein Dieselfahrzeug, das 6 Liter pro 100 Kilometer verbraucht, emittiert bei einer Fahrleistung von 10.000 Kilometern 1,8 Tonnen CO2– pro Jahr. Das bedeutet: Ein Elektroauto fährt erst nach 30.000 Kilometern emissionsfrei, vorausgesetzt, es „tankt“ tatsächlich grünen Strom.
2. Warum weiten die europäischen Autobauer ihr Elektroautoangebot jetzt massiv aus?
Ab 2020 dürfen die Fahrzeuge eines Herstellers im Schnitt nur noch 95 Gramm CO2 pro Kilometer emittieren, hat die Europäische Union beschlossen. Sonst sind hohe Strafen fällig. Die neue Obergrenze lässt sich mit Verbrennungsmotoren nicht schaffen. Elektroautos gelten, auch wenn es falsch ist, als Null-Emittenten. Also werden die Hersteller sie anbieten, um den Strafen zu entgehen, auch wenn die Wirtschaftlichkeit fehlt. Nach Berechnungen des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer, Car Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen, erspart sich Daimler ab 2020 mit jedem verkauften Elektroauto Strafzahlungen in Höhe von 12.400 Euro.
3. Warum werden Elektroautos trotz finanzieller Bevorteilungen so selten gekauft?
Sie sind trotz Subventionen sehr teuer und haben eine relativ geringe Reichweite im Vergleich zu den uns bekannten Verbrennern. Michael Bräuninger, Partner bei Economic Trends Research (ETR) und Ökonomieprofessor an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg, macht darauf aufmerksam, dass unter anderem die Steuer auf Treibstoffe viel höher ist als auf Strom. Kfz-Steuern werden bei Elektroautos 10 Jahre lang nicht kassiert. Das summiert sich. Käufer von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor zahlen über einen Zeitraum von 12 Jahren 18.000 (Kompaktklasse), 19.000 (Mittelklasse) beziehungsweise 24.000 Euro (Oberklasse) mehr an Steuern als die, die sich für Elektroautos entscheiden. Die Hintergründe: Die Bundesregierung fördert im Sinne des Umweltschutzes Elektrofahrzeuge. Unter anderem soll ein komplett steuerfreier Zeitraum deutsche Bürger dazu ermutigen, Elektroautos zu kaufen.
4. Gibt es eine Alternative zum Elektroauto?
Viele Experten halten Autos mit Verbrennungsmotor für die bessere Lösung, vorausgesetzt, sie tanken sogenannte E-Fuels. Eine aktuelle Studie weist auf das unterschätzte Potenzial von E-Fuels hin.
Darunter versteht man synthetische Treibstoffe (Diesel und Benzin), die mit Hilfe von sauberem Strom aus Wind und Sonne sowie CO2 hergestellt werden. Das CO2 kann aus den Abgasen von fossilen Kraftwerken, aus Biogasanlagen oder direkt aus der Luft gewonnen werden. Autos, die diese Treibstoffe tanken, emittieren nur so viel CO2, wie bei der Produktion verbraucht wurde. Da synthetische Treibstoffe sauberer sind als die, die aus Erdöl gewonnen werden, gibt es in den Abgasen kaum Ruß oder anderen Feinstaub. Die Stickoxidemissionen sind allerdings ähnlich hoch, lassen sich aber mit der heutigen Technik weit unter die aktuellen Grenzwerte drücken.
„E-Fuels sind notwendig, um die EU-Klimaschutzziele des Verkehrssektors zu erreichen“, heißt es in einem Gutachten des Technologieberaters Ludwig Bölkow Systemtechnik und der Deutschen Energieagentur. Und weiter: „Der Endenergiebedarf aller Verkehrsträger der EU wird im Jahr 2050 selbst in einem stark batterieelektrifizierten Verkehrsszenario zu mehr als 70 % von E-Fuels gedeckt werden.“ Der Grund dürfte sein, dass die Umrüstung alter Fahrzeuge auf die synthetischen Kraftstoffe schneller und kostengünstiger realisiert werden kann als der Austausch sämtlicher Verbrenner gegen Elektroautos.
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