China steigt in die Erdgas-Förderung ein
Bis 2020 will China den Gasanteil am Energieverbrauch auf zehn Prozent verdoppeln. Dafür setzt die Regierung auf Liwan-3, eine neue Förderplattform in der Chinesischen See.
Die chinesische Regierung will den Einsatz von Kohle, heute noch die Basis für mehr als zwei Drittel der Stromerzeugung im Reich der Mitte, möglichst begrenzen – auf jeden Fall aber nicht mehr so schnell wachsen lassen wie bisher. Auch Beijing will und muss inzwischen etwas gegen hohe CO²-Emissionen unternehmen.
Liwan-3 könnte bis zu vier Prozent des chinesischen Gasbedarfs decken
Geht bei der Inbetriebnahme alles gut, so könnte Liwan-3 schon in wenigen Monaten anfangs zwei Prozent und später bei vollem Betrieb bis zu vier Prozent des chinesischen Gasbedarfs decken. Das wären mehr als die 3,4 Millionen Tonnen Liquified Natural Gas (LNG), die China jährlich von Australien, seinem derzeit zweitgrößten Gaslieferanten bezieht. Qatar ist mit fünf Millionen Tonnen LNG bisher der größte Gaslieferant Chinas. Aus Indonesien, Malaysia und dem Yemen kommen jährlich 2,4, 1,9 und 0,6 Millionen Tonnen LNG.
Liwan-3 liegt 325 Kilometer südöstlich von Hongkong und wird die Rangordnung der Lieferanten verändern, indem damit eine heimische Gasquelle auf den zweiten Platz aufrückt. Das 6,5 Milliarden US-Dollar teure Projekt liegt nahe genug am chinesischen Festland, um dort industrielle Ballungsgebiete zu versorgen. Gleichzeitig weit genug weg von den verschiedenen Seegebieten im Süden und Westen, in denen neben China auch noch andere Länder Hoheitsansprüche auf das jeweilige Gebiet erheben: von Japan, über die Philippinen bis hin zu Vietnam.
Bei der Betriebsführung geht Beijing auf Nummer sicher
An Liwan-3 hält zwar der staatliche Mineralölkonzern CNOOC mit 51 Prozent die Mehrheit, überlässt aber die Betriebsführung dem 49-Prozent-Partner Husky Energy im kanadischen Calgary. Husky gehört allerdings mehrheitlich dem Hongkonger Milliardär Li Ka-shing.
Husky-Vorstandschef Robert Peabody hat für Liwan-3 mit dem italienischen Unternehmen Saipem einen Tiefwasser-Förder-Experten unter Vertrag genommen. Zusätzlich kommt indirekt auch von CNOOC Know-how: Denn der chinesische Ölkonzern hat im vergangenen Jahr für 15,1 Milliarden US-Dollar die kanadische Nexen Inc. gekauft, die Erfahrungen im Golf von Mexiko hat. Letzterer ist viel tiefer als die Chinesische See um Liwan. Dort soll das erste Gas aus 1450 Meter Tiefe kommen, dann über eine 79 Kilometer lange Pipeline zu der eigentlichen Förderplattform fließen, die in 70 Meter Wassertiefe steht.
China vergibt Explorationslizenzen
Beijing hat auch schon Explorationslizenzen an Ölgesellschaften vergeben, als Erstes an BP und an Chevron. Wenn diese Gesellschaften Gas oder Öl finden, kann CNOOC jeweils 51 Prozent an der zukünftig zu gründenden Fördergesellschaft beanspruchen. Auch das soll China helfen, mehr Gas zu bekommen.
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