Chinas Ausfuhrstopp für Seltene Erden lässt die Preise anziehen
China hat die Ausfuhr wichtiger Seltene Erdenmetalle de facto gestoppt. Probelamtisch ist, dass China nicht nur über bedeutende Lagerstätten, sondern auch allein über das Know-how für die Gewinnung verfügt.

Die verschärften Ausfuhrkontrollen Chinas schlagen sich in den Preisen für Seltene Erden nieder. Yttrium wird teilweise zum dreifachen Marktpreis gehandelt.
Foto: PantherMedia / robertohunger
China hat Anfang April 2025 neue Exportkontrollen auf eine Reihe sogenannter „schwerer Seltener Erden“ verhängt – Dysprosium, Terbium, Samarium, Gadolinium, Terbium, Dysprosium, Lutetium, Yttrium, sowie Scandium. Letzteres wird gelegentlich ebenfalls zu den Seltenen Erden gezählt. Auch leistungsstarke Permanentmagnete auf Basis dieser Metalle fallen unter die neuen Regeln. Besonders betroffen sind Branchen, die auf Hochleistungsmagnete für E-Motoren, Robotik, Verteidigungstechnik oder KI-Hardware angewiesen sind.
Anders als bei einem Exportverbot ist der Export nicht generell untersagt. Vielmehr hat die chinesische Regierung ein neues Lizenzsystem angekündigt. Das Problem: Die Regularien existieren bislang nicht. Derzeit wird das System erst entworfen, was in der Praxis zu einem temporären Ausfuhrstopp führt. Die Folge: Lieferungen bleiben aus, während westliche Unternehmen mit leergelaufenen Lagern und steigenden Preisen konfrontiert sind.
Seltene Erden: frühestens nach 45 Tagen können Ausfuhrlizenzen aus China erteilt werden
Ein Blick zurück zeigt, wie lange dieser Zustand andauern könnte. Nach der Ankündigung von Exportkontrollen auf Gallium und Germanium im Juli 2023 dauerte es mehr als drei Monate, bis China überhaupt wieder erste Exportlizenzen erteilte. Auch diesmal muss mit derart langen Wartezeiten gerechnet werden. Seitens der chinesischen Zollbehörde wurde bekanntgegeben, dass mindestens 45 Tage vergehen werden, bis die ersten Ausfuhrlizenzen erteilt werden, so berichtete der Branchendienst Argus. Selbst bestehende Anfragen werden aktuell an den chinesischen Zollgrenzen blockiert – mit zunehmender Unsicherheit über die Verfügbarkeit.
Metalle sind nur schwer zu ersetzen
Die betroffenen Metalle sind technologisch kaum oder nur schwer zu ersetzen. Dysprosium und Terbium sind entscheidend für die Thermostabilität von Magneten, beispielsweise in Elektromotoren für E-Fahrzeuge. Yttrium wird u. a. in technischen Keramiken (Einsatzgebiete sind bspw. Industrieturbinen oder Brennstoffzellen) und Lasern eingesetzt, etwa in der Luft- und Raumfahrt sowie in der Nuklearmedizin. Gadolinium findet Anwendung als Kontrastmittel in der Medizintechnik. Samarium kommt u. a. in Form von SmCo-Magneten in der Raumfahrt und Verteidigung zum Einsatz. Scandium wird als Legierungselement in bestimmten Bauteilen in der Luftfahrt beigemischt, etwa zur Gewichtsreduktion.
Preissteigerungen um bis zu 300 %
Für die deutsche Industrie, die viele dieser Komponenten in Hightech-Produktionslinien verwendet, bedeutet der Ausfall kurzfristig: Verzögerungen, teurere Alternativen und teils Stillstand. Die Auswirkungen auf die Preisentwicklung sind bereits sichtbar: Laut Argus liegen aktuelle Gebote für Dysprosium und Terbium bis zu 50 % über den offiziellen Preisindizes, Yttrium wird teilweise mit mehr als dem dreifachen des üblichen Marktpreises angeboten. Besonders problematisch: Viele Unternehmen haben in den vergangenen Jahren Lagerbestände heruntergefahren, um die Kapitalbindung zu minimieren.
Know-how für die Gewinnung Selterner Erden allein in China
Wie bereits bei Gallium und Germanium führt Chinas Politik bei den betroffenen Seltenen Erden und Magneten zu einem Rennen um die letzten verfügbaren Restbestände. Dabei führt die chinesische Regierung nur eine Entwicklung fort, die sich bereits angekündigt hatte. Anfang 2024 hatte China eine überarbeitete Liste veröffentlicht, die den Export von Technologien zur Gewinnung und Trennung von Seltenen Erden sowie zur Herstellung bestimmter Magnete untersagte. Insbesondere das Wissen über die Separation der schweren Seltenen Erden liegt derzeit nur in China.
Europäische Unternehmen sollten langfristig nach Alternativen suchen
Außerhalb Chinas versuchen verschiedene Unternehmen diese Dominanz aufzubrechen. So plant u. a. der australische Bergbaukonzern Lynas für dieses Jahr die Erweiterung seiner bestehenden Separationsanlage in Malaysia um auch die schweren Seltenen Erden Terbium und Dysprosium zu separieren. Die aktuelle Lage ist nicht nur ein kurzfristiger Engpass, sondern kann auch als ein geopolitisches Signal interpretiert werden. China reagierte mit den neuen Kontrollen auf die Zollerhöhungen von US-Präsident Donald Trump auf chinesische Produkte. Unternehmen in Europa stehen nun zwischen den Fronten und sollten nicht nur kurzfristig ihre Versorgung sichern, sondern langfristig in strategische Diversifikation, Lagerhaltung und Rohstoffpartnerschaften investieren.
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