Diese Schutzfolie ist komplett aus Milch
Darauf muss man erst mal kommen: US-Forscher haben eine Plastikfolie aus Milch hergestellt. Die Folie ist nicht nur besser als Plastikfolie auf Ölbasis, sie lässt sich sogar mitessen. Die Tütensuppe kann man deshalb künftig komplett samt Tüte ins heiße Wasser werfen.
Es wäre ein Durchbruch gegen die Plastikflut: Käse, Wurst und frisches Gemüse, Fertigprodukte und eigentlich alles, was im Supermarkt im Regal liegt, braucht man künftig nicht mehr in Plastikfolie auf Ölbasis einzupacken. Man könnte auf Folie zurückgreifen, die aus Milch hergestellt ist. Gelungen ist das Forschern der American Chemical Society (ACS). Auf einem Kongress in den USA haben die Chemiker ihre Erfindung gerade präsentiert.
Ihre Folie ist ungewöhnlich gut. In dem Video, das die ACS veröffentlicht hat, ist die Folie zwar nicht ganz klar, aber das ist richtig gutes Käsepapier ja auch nicht. Dafür ist die Folie unglaublich dicht. „Die Folie ist ein sehr effektiver Sauerstoffblocker“, so die Forscherin Peggy Tomasula. Sie halte Sauerstoff, der für die Zersetzung von Lebensmitteln sorgt, 500-mal besser ab als Folie auf Ölbasis.
Folie aus Kasein ist essbar
Als Basismaterial nutzen die Forscher die Proteine in der Milch, das so genannte Kasein. Üblicherweise wird Kasein für die Käseherstellung genutzt. Tomusala und ihrem Team ist es dagegen gelungen, aus dem Kasein eine dünne Folie herzustellen. Diese war zunächst allerdings wenig haltbar. Sie löste sich bei Feuchtigkeit zu schnell wieder auf. Für Lebensmittel also ein Problem.
Gelöst wurde das durch die Zugabe pflanzlicher Pektine aus Zitrusfrüchten. Jetzt hält die Folie üblicher Feuchtigkeit stand, löst sich aber in heißem Wasser gut auf. Und da die Folie nicht nur biologisch abbaubar, sondern sogar essbar ist, lässt sich die Milchfolie optimal für Fertiggerichte wie Tütensuppen oder Kaffeeportionen einsetzen. Löslicher Kaffee und Suppe landen einfach inklusive Tüte im Wasser. Fertig.
Nun gilt es, die Folie noch praxistauglicher zu machen. Derzeit hapert es an der Dehnbarkeit, die noch deutlich unter der von Folien auf Ölbasis liegt. Und auch die Herstellung ist noch zu aufwendig und damit zu teuer. Aber die Forscher sind optimistisch, dass sie die Probleme in den Griff bekommen. In drei Jahren soll die Milchfolie auf den Markt kommen.
Folie zum Aufsprühen hält Cornflakes kross
Dabei arbeiten die Wissenschaftler auch an einer Folie zum Aufsprühen. Denkbar wäre der Einsatz bei Cornflakes. Damit diese kross bleiben, sind sie meist mit einer Zuckerschicht überzogen. Diese ließe sich durch die aufsprühbare Folie ersetzen. Deshalb experimentieren die Forscher auch mit Aromen und Vitaminen als Zusätze, um die praktisch geschmacklose Milchfolie „lecker“ zu machen. Schließlich soll die Verpackung ja gegessen werden.
Auch auf Fertigpizzen könnte die Folie aufgesprüht werden. Damit könnte verhindert werden, dass Fette in den Pappkarton gelangen, was das Papierrecycling erschwert.
Wenn sich die Milchfolie wirklich durchsetzen würde, wäre das im weltweiten Kampf gegen den Plastikmüll ein echter Fortschritt. Derzeit leiden vor allem die Meeresbewohner unter der hohen Belastung von Plastikmüll. Inzwischen machen sich Ingenieure viele Gedanken, wie man Plastikmüll aus dem Meer filtern oder durch Barrieren auffangen kann.
Ein Beitrag von: