Stahl 23.04.2010, 19:46 Uhr

Emissionsstudie attestiert Stahl eine positive CO2-Bilanz

Innovative Stahlprodukte helfen beim Klimaschutz. Denn betrachtet über den gesamten Nutzungszyklus ist ihre Treibhausgasbilanz laut einer Studie der Boston Consulting Group positiv. Etwa ein Drittel der für Deutschland bis 2020 geplanten CO2-Reduktionen könnte allein mit den Stahlprodukten realisiert werden. Den größten Hebel für eine Reduzierung der Kohlendioxidemissionen sehen die Analysten bei Anwendungen in Kraftwerken und im Automobilleichtbau.

Die Stahlproduktion genießt nicht gerade den Ruf, besonders umweltfreundlich zu sein, da bei den Herstellungsprozessen durchaus nennenswerte Mengen Kohlendioxid (CO2) in die Luft geblasen werden. Eine Studie der Unternehmensberatung The Boston Consulting Group (BCG), des Stahlinstituts VDEh und der Wirtschaftsvereinigung Stahl poliert nun das Image des Stahls auf und attestiert dem Werkstoff eine positive CO2-Bilanz.

Nur unter Verwendung von innovativen Stahlanwendungen etwa in effizienteren Kraftwerken, Windenergieanlagen und Fahrzeugen seien die ehrgeizigen deutschen Umweltziele zu erreichen. Ein Drittel der für Deutschland bis 2020 geplanten CO2-Reduktionen sollen sich laut den Studienergebnissen mithilfe innovativer Stahlprodukte realisieren lassen.

Für Stahl errechneten die Experten insgesamt eine positive Kohlendioxidbilanz. Basis der Analyse für Deutschland waren acht ausgewählte innovative Stahlanwendungen, die im Zeitraum 2007 bis 2020 betrachtet wurden. Dabei wurden die bei der Produktion anfallenden CO2-Emissionen auf den gesamten Lebenszyklus der jeweiligen Stahlanwendung umgelegt.

Im Kraftwerks- und Automobilleichtbau finden sich die Stahlanwendungen mit dem höchsten CO2-Minderungspotenzial. Sie belaufen sich zwar nur auf etwa 10 % der gesamten Stahlproduktion, wie Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der WV Stahl, auf Nachfrage der VDI nachrichten erklärte, aber dennoch ergebe sich durch den Einsatz von innovativen Stählen allein in diesen Bereichen bereits ein Einsparungspotenzial von 74 Mio. t CO2 im Jahr 2020. Die gesamte Stahlerzeugung in Deutschland einschließlich der Rohstoffgewinnung verursache dagegen jährliche Emissionen von nur etwa 67 Mio. t CO2.

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Den größten Hebel beim ökologisch wertvollen Einsatz von Stahl biete der Bau eines neuen Kohle- oder Gaskraftwerks, wo für die Produktion des dafür erforderlichen Stahls auf das Jahr gerechnet Emissionen von weniger als 100 000 t CO2 anfallen. Durch dessen Einsatz ließen sich jedoch Wirkungsgradsteigerungen realisieren, die zu Emissionseinsparungen von 29,5 Mio. t CO2 im Referenzjahr 2020 führten. Kerkhoff: „Daraus ergibt sich ein Verhältnis von Einsparungen zu Emissionen von 400 zu 1.“

Im Durchschnitt der von BCG untersuchten Beispiele spare der innovative Stahleinsatz sechsmal so viel CO2 ein, wie bei der dafür erforderlichen Stahlproduktion verursacht werde, so Kerkhoff. Überdies sei Stahl als Werkstoff für die Realisierung zahlreicher Umwelttechnologien ohne Konkurrenz, insbesondere im Energiesektor. „Moderne Steinkohle-, Braunkohle- und Gas- Dampf-Kraftwerke weisen im wesentlichen Teil, des Maschinen und Anlagenbaus, einen Stahlanteil von ca. 80 % bis 90 % auf“, so Kerkhoff. Um die Wirkungsgrade zu steigern, seien innovative hochwarmfeste Stahlsorten in Turbinen, Kesseln und Dampfleitungen erforderlich. Auch bei Windkraftanlagen – insbesondere im Offshore-Bereich – bestünden Gründung, Turm und Rotorgetriebe zum größten Teil aus Stahl. Als weitere wichtige Anwendungsbeispiele führt der Präsident von WV Stahl Rohre für den Abwärmetransport aus der Kraft-Wärme-Kopplung oder Elektroband für die Herstellung von effizienteren Transformatoren auf.

Auch bei der Produktion ist sind die Hersteller auf einem ökologisch guten Weg. Kerkhoff: „Die Stahlindustrie hat ihre spezifischen CO2-Emissionen je Tonne Stahlfertigprodukt gegenüber 1990 um mehr als 21 % verringert.“ Seit 1960 seien es sogar 40 %. Allerdings werde die Verringerung des Kohlendioxidausstoßes zunehmend schwieriger, da viele Potenziale bereits ausgeschöpft wurden und, so ergänzt Kerkhoff, „insbesondere am Hochofen mittlerweile ein naturgesetzlich vorgegebenes Minimum erreicht ist“. LARS WALLERANG

Ein Beitrag von:

  • Lars Wallerang

    Lars Wallerang schreibt als freier Journalist für verschiedene Print- und Onlinemedien wie VDI Nachrichten und ingenieur.de u.a. über Forschung und Lehre, Arbeitsmarktpolitik sowie Technik.

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