Glasscheibe hält Molotowcocktails und Pistolenschüssen Stand
Zuerst brennt die Glasscheibe eine halbe Stunde, dann wird sie mit einer Armeepistole beschossen – und trotzdem gibt es für Hitze und Kugeln kein Durchkommen. Zu sehen ist dieses robuste Glaslaminat erstmalig auf der Fachmesse Counter Terror in London.
Im animierten Werbefilm der Firma Schott fliegt das Projektil aus der Handfeuerwaffe in Zeitlupe auf die Glasscheibe zu. Beim Aufprall entstehen Risse, aber die Kugel wird durch den Glasverbund gestoppt. Gleich danach kommt ein Molotowcocktail geflogen und explodiert an der Scheibe. Aber auch jetzt bleibt das Spezialglas stabil. Eine Gelschicht zwischen den einzelnen Verbundscheiben reagiert, schäumt auf und bildet einen Hitzeschild, der den Durchtritt der Wärmestrahlung verhindert.
Pyranova secure heißt die Brandschutzverglasung, die auch Schüssen aus einer Armeepistole Neun-Millimeter-Luger mit einer Geschwindigkeit von 400 Metern pro Sekunde standhält. „Schott spielt die Vorreiterrolle bei der Entwicklung von Glaslaminaten, die Beschuss standhalten und zugleich auch Feuerwiderstand bieten”, erklärt Helmut Kugelmann, Vertriebsleiter von Schott Technical Glass Solutions in Jena. Nach Angaben von Schott ist dies weltweit das erste Spezialglas, das beides aushält – große Hitze und Beschuss.
Scheibe besteht aus Verbund aus Spezialglas, Laminat und Polycarbonat
Jetzt zeigt der Technologiekonzern seine Neuentwicklung Ende April auf der Counter Terror Expo in London, einer großen internationalen Messe zur Terrorismusbekämpfung, die in diesem Jahr zum sechsten Mal stattfindet. Für die Messebesucher – hauptsächlich Fachleute aus Militär, Regierung und von Sicherheitsdiensten – dürfte das neue Glas von Interesse sein.
Aufgebaut ist Pyranova secure aus mehreren Schichten, bestehend aus vier Lagen Spezialglas, mit dazwischen liegenden Laminatfolien und einer Lage Polycarbonat in der Mitte. Der Aufbau ist zwar komplex, bleibt aber trotzdem kompakt, leicht und transparent. Fünf dieser Scheiben sind auf dem Messestand von Schott zu sehen.
Scheibe wiegt 78 Kilogramm pro Quadratmeter
Die Scheiben mit einer Dicke von 3,4 Zentimetern sind 150×30 Zentimeter groß und wiegen gut 78 Kilogramm pro Quadratmeter. Um ihre Leistungsfähigkeit zu beweisen, wurden sie beschossen oder beflammt oder mit beidem, Kugeln und Hitze, traktiert. Eine solche Prüfung mit Mehrfachbelastung, die im September 2013 stattgefunden hat, ist laut Schott weltweit zum ersten Mal durchgeführt worden. Beobachtet und bestätigt wurden die Testergebnisse von zwei unabhängigen Instituten – dem Beschussamt Ulm und dem Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz der Technischen Universität Braunschweig.
Damit hätten die Gläser sowohl die Prüfstandards DIN EN 1363 für Brandschutz und DIN EN 1063 für Durchschusshemmung erfüllt. „Da der europäische Gesetzgeber lediglich vorsieht, dass Schutzgläser verschiedene DIN EN Normen einzeln erfüllen müssen, hat Schott seine Sicherheitslaminate als erstes Unternehmen weltweit freiwillig einer Kombination von Tests unterzogen“, so Kugelmann.
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