Technikgeschichte 16.02.2025, 12:58 Uhr

Gold, Erz, Blei: So funktionierte der römische Bergbau in der Antike

In der römischen Antike hatte der Bergbau bereits einen wichtigen Stellenwert. Wir schauen uns an, wie er funktionierte.

römische Münzen

Zur Münzprägung oder zum Herstellen von Waffen oder Werkzeugen benötigten die Römer in der Antike bereits jeden Menge verschiedener Metalle. Der Bergbau erfolgte durch verschiedene Techniken.

Foto: PantherMedia / Konovalenko

Der Bergbau war eine tragende Säule der römischen Wirtschaft und Militärmacht. Ohne Gold, Silber, Kupfer und Blei hätte es keine funkelnden Münzen, stabilen Gebäude oder schlagkräftigen Legionen gegeben. Doch wie gelang es den Römern, riesige Mengen Erz aus der Erde zu holen? Sie setzten auf beeindruckende Ingenieurskunst, revolutionäre Technologien und gewaltige menschliche Arbeitskraft. Überall im Imperium entstanden Bergwerke – teils auf alten Minen aufgebaut, teils völlig neu erschlossen. Schauen wir uns an, wie das genau funktionierte.

Bergbaugebiete und Rohstoffe

Römische Minen erstreckten sich über weite Teile des Reiches. Besonders ergiebige Vorkommen gab es auf der Iberischen Halbinsel, in Britannien, Gallien, den Donauprovinzen und Kleinasien. Jede dieser Regionen war für bestimmte Metalle bekannt und trug wesentlich zur wirtschaftlichen und militärischen Stärke Roms bei.

  • Iberische Halbinsel (Hispania): Spanien war eine der wichtigsten Bergbauregionen der Antike. Hier wurden große Mengen an Gold, Silber, Kupfer und Blei abgebaut. Vor allem die Silberminen von Carthago Nova (heutiges Cartagena) waren berühmt für ihre Produktivität. Der Goldbergbau in Las Médulas wurde durch das spektakuläre Ruina-Montium-Verfahren betrieben, bei dem ganze Berglandschaften durch Wasserkraft abgetragen wurden.
  • Britannien: Die britischen Minen waren besonders für ihren reichen Bleigehalt bekannt. Das in Britannien gewonnene Blei wurde für Wasserleitungen, Dächer und sogar als Bestandteil von Legierungen genutzt. Besonders bedeutend waren die Bleivorkommen in der Mendip-Region sowie in Derbyshire. Neben Blei wurde auch Zinn abgebaut, das vor allem für die Bronzeherstellung von Bedeutung war.
  • Gallien: In Gallien fanden sich zahlreiche Eisen- und Kupferminen, die einen wichtigen Rohstoff für die Waffen- und Werkzeugproduktion lieferten. Auch Gold wurde hier gewonnen, wenn auch in geringerem Umfang als in Hispania.
  • Donauprovinzen: In den Provinzen Pannonien, Dacia und Moesia gab es bedeutende Goldbergwerke. Besonders in Dacia (dem heutigen Rumänien) wurden große Mengen an Gold gefördert, die in das römische Münzwesen einflossen. Die Römer betrieben hier einen stark organisierten Bergbau mit umfangreichen Infrastrukturen zur Erzverarbeitung.
  • Kleinasien: In Kleinasien (heutige Türkei) wurden neben Gold und Silber auch Kupfer und andere Metalle abgebaut. Besonders die Region um Pergamon und Kappadokien war für ihre reichen Erzvorkommen bekannt. Die hier gewonnenen Metalle wurden sowohl für den lokalen Bedarf als auch für den Export in andere Teile des Reiches genutzt.

Die gewonnenen Metalle fanden vielseitige Verwendung:

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  • Blei: Hauptsächlich für Wasserleitungen, Alltagsgegenstände wie Lampen, Geschirr und Schreibtafeln.
  • Eisen und Bronze: Essenziell für Waffen, Rüstungen und Werkzeuge.
  • Gold und Silber: Dienten primär der Münzprägung und der Anfertigung wertvoller Schmuckstücke sowie kaiserlicher Schätze.
  • Kupfer und Zinn: Wichtig für die Herstellung von Bronze, einer widerstandsfähigen Legierung für Werkzeuge, Waffen und Alltagsgegenstände.

Techniken des Bergbaus

Die Römer setzten je nach geologischer Gegebenheit verschiedene Methoden ein, um Metalle effizient zu gewinnen. Viele der Techniken kennt man noch heute.

Bergbautechnik #1: Tagebau

Oberflächennahe Erzvorkommen wurden durch großflächigen Abtrag des Gesteins freigelegt. Eine der bekanntesten Techniken war das „Ruina Montium“-Verfahren, das vor allem in Las Médulas (Spanien) angewandt wurde. Dabei wurde Wasser aus künstlichen Reservoirs über Kanäle in den Berg geleitet.

Der Wasserdruck führte dazu, dass das lockere Gestein einstürzte und die Erzvorkommen freigelegt wurden. Anschließend wurde das Erdmaterial mit weitergeleitetem Wasser ausgespült, um wertvolle Metalle aus dem Sediment zu trennen. Diese Methode war besonders effektiv, erforderte jedoch aufwendige Infrastrukturmaßnahmen zur Wasserversorgung.

Bergbautechnik #2: Untertagebau

Tief im Gestein liegende Erzadern wurden durch den Bau von Stollen und Schächten erschlossen. Diese Methode erforderte geschickte Planung und fortgeschrittene Bautechniken. Zimmerleute stabilisierten die Stollen mit Holzverkleidungen oder ließen natürliche Felsstützen stehen, um Einstürze zu verhindern. Belüftungssysteme wurden eingesetzt, um den Sauerstoffaustausch in den tiefen Gruben sicherzustellen.

In einigen Regionen, besonders in den Donauprovinzen und Hispanien, kamen mehrstufige Wasserräder zum Einsatz, um eindringendes Grundwasser aus den Schächten zu pumpen. Die Stollen konnten mehrere Kilometer tief in den Berg reichen, wobei komplizierte Stützsysteme erforderlich waren, um ein sicheres Arbeiten zu ermöglichen.

Bergbautechnik #3: Seifenbergbau

Diese Methode wurde vor allem zur Goldgewinnung aus Flussablagerungen genutzt. Die Römer leiteten Wasser durch speziell angelegte Rinnen und Becken, um das schwere Gold von Sand und Geröll zu trennen. Plinius der Ältere berichtet, dass in Dalmatien unter Kaiser Nero Gold durch dieses Verfahren gewonnen wurde.

Teilweise setzten die Römer dabei auch Quecksilber ein, um Gold aus Gesteinsbrocken zu lösen – ein Verfahren, das bereits eine frühe Form der Amalgamierung darstellte. Diese Methode war besonders verbreitet in Regionen mit goldführenden Flüssen und ermöglichte eine verhältnismäßig einfache Extraktion des Edelmetalls.

Bergbautechnik #4: Feuer- und Wassertechnik

In manchen Minen nutzten die Römer thermische Verfahren, um besonders hartes Gestein zu brechen. Dabei wurden Holzstapel direkt an den Felswänden entzündet, um das Gestein durch Hitze spröde zu machen.

Anschließend wurde kaltes Wasser darüber geschüttet, sodass durch die plötzliche Temperaturveränderung Risse im Gestein entstanden. Diese Methode, die bereits von Plinius und Diodor beschrieben wurde, war besonders effektiv in Gesteinsformationen mit hoher Härte.

Bergbautechnik #5: Hydraulischer Bergbau

In einigen Regionen setzten die Römer großflächige Wasserleitungssysteme ein, um Erz aus dem Boden zu waschen. Dazu wurden Aquädukte oder Kanäle gebaut, die das Wasser gezielt in Bergbaugebiete leiteten. Diese Technik wurde beispielsweise in Nordspanien angewandt, um Goldlagerstätten effizient auszubeuten.

Werkzeuge und Maschinen

Die römischen Bergleute nutzten eine Vielzahl an Werkzeugen, die speziell für den Gesteinsabbau, die Erzverarbeitung und die Infrastruktur innerhalb der Minen entwickelt wurden:

  • Eisenhacken und Meißel: Diese Werkzeuge dienten dem manuellen Abbau des Gesteins. Mit scharfen Eisenmeißeln konnten Bergleute selbst harte Erzadern präzise freilegen.
  • Holzhämmer und Mörser: Zur weiteren Bearbeitung des abgebauten Gesteins wurden schwere Holzhämmer verwendet. Erze wurden in steinernen Mörsern zerkleinert, bevor sie verhüttet wurden.
  • Kräne und Seilwinden: Da die Minen oft mehrere Ebenen umfassten, kamen einfache Kräne und Seilwinden zum Einsatz, um schwere Erzmengen aus den Schächten zu heben.
  • Ägyptische Schöpfräder und Saugpumpen: Diese Geräte halfen dabei, eindringendes Wasser aus tieferen Bergwerken zu entfernen. Die Römer übernahmen diese Technik von den Ägyptern und optimierten sie für den Einsatz in ihren Minen.

Besonders beeindruckend war der Einsatz von Wasserrädern zur Entwässerung tief gelegener Stollen. In Regionen wie den Donauprovinzen und Hispanien wurden mehrstufige Wasserrad-Systeme genutzt, um eindringendes Wasser aus den Minen zu pumpen. Diese Wasserräder wurden oft hintereinander geschaltet, sodass das Wasser stufenweise von einer unteren Ebene zur nächsten befördert wurde, bis es schließlich aus dem Bergwerk abgeleitet werden konnte. Diese Technologie ermöglichte den Abbau in bislang unerreichbaren Tiefen und trug wesentlich zur Produktivität des römischen Bergbaus bei.

Zusätzlich setzten die Römer Hebel- und Gegengewichtssysteme ein, um große Steinbrocken oder Erzladungen zu transportieren. In größeren Bergbauzentren wurden oft Förderbänder aus Holz und Seilzugmechanismen genutzt, um den Materialfluss effizient zu organisieren.

Ein weiteres bedeutendes Hilfsmittel war der Einsatz von Feuern zur Sprengung von besonders hartem Gestein. Durch Erhitzen der Felswände und anschließendes Abschrecken mit kaltem Wasser entstanden Risse, die das Abtragen des Gesteins erleichterten. Diese Technik wurde vor allem bei besonders widerstandsfähigen Erzvorkommen eingesetzt.

Arbeitsbedingungen und Organisation

Der römische Bergbau war häufig mit extrem harten Arbeitsbedingungen verbunden. Minenarbeiter waren oft Sklaven, Kriegsgefangene oder Strafgefangene, die unter unmenschlichen Bedingungen in den Stollen arbeiteten. Diodor von Sizilien schildert, dass in den Silberminen Spaniens Tausende Sklaven unter permanenter Aufsicht ununterbrochen schuften mussten. Die Arbeit war gefährlich, da Stollen einstürzen oder sich giftige Gase ansammeln konnten.

Dennoch gab es auch freie Lohnarbeiter, die unter besseren Bedingungen arbeiteten. In Hispania sind gesetzliche Regelungen überliefert, die Bergarbeitersiedlungen mit Annehmlichkeiten wie Bädern ausstatteten. Verwaltungstechnisch wurde der Bergbau entweder von privaten Unternehmern oder direkt vom Staat organisiert. Vor allem unter Kaiser Tiberius wurden viele Bergwerke verstaatlicht und durch kaiserliche Beamte, sogenannte Procuratores metallorum, überwacht.

Metallverarbeitung und Nutzung

Nach der Erzgewinnung folgte die Verhüttung und Weiterverarbeitung in unmittelbarer Nähe der Minen. Zur Metallgewinnung wurde das Gestein in Schmelzöfen erhitzt, wobei Holzkohle als Brennstoff diente. Das flüssige Metall wurde dann in Formen gegossen oder weiterverarbeitet.

Metalle fanden vielfältige Verwendung:

  • Münzen: Gold-, Silber- und Kupfermünzen bildeten die Basis der römischen Währung.
  • Werkzeuge: Schmiede stellten landwirtschaftliche Geräte wie Spaten, Hacken und Sicheln her.
  • Bauwesen: Eisenklammern verbanden Steine in Bauwerken wie dem Kolosseum.
  • Medizin: Hochpräzise chirurgische Instrumente ermöglichten fortschrittliche Operationen.
  • Waffen: Das berühmte Kurzschwert Gladius und römische Rüstungen bestanden aus Eisen und Bronze.

Umweltfolgen des römischen Bergbaus

Die intensive Metallgewinnung hinterließ deutliche Spuren in der Umwelt. Zur Erzverhüttung wurden große Mengen Holz verbraucht, was zur Abholzung ganzer Landstriche führte. Der Bleibergbau verursachte zudem erhebliche Umweltverschmutzungen. Vitruv berichtet, dass Arbeiter, die mit Blei arbeiteten, auffallend blasse Haut hatten – ein frühes Indiz für Bleivergiftung. Plinius der Ältere erwähnt zudem gesundheitsschädliche Dämpfe, die besonders Hunden schadeten.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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