Kohlevergasung in der Nordsee könnte Gasbedarf der Anrainerstaaten decken.
Ein britisches Unternehmen möchte die Kohle in der Nordsee zu Gas verarbeiten und über Leitungen an Land bringen. Die Nordsee-Anrainer könnten dadurch ihre Gasversorgung von russischen Importen weitgehend unabhängig machen. Genug Kohle ist vorhanden, Experten vermuten ein Vorkommen von 33 Billionen Tonnen.
Mit einer Staatsbürgschaft von knapp 1,5 Milliarden Euro macht sich das britische Unternehmen Five Quarter gegenwärtig dran, die Kohle unter der Nordsee zu vergasen und das Gas dann durch Leitungen an Land zu transportieren. Die Bohrungen sollen in der Nordsee im Herbst dieses Jahres anlaufen.
Vergasungsverfahren soll umweltfreundlicher sein als Fracking
Durch die im Querschnitt sehr dünnen Bohrlöcher soll ein Gemisch aus Sauerstoff und erhitztem Wasserdampf in die Tiefe gedrückt werden. Das soll ausreichen, um im Gestein der Kohlelagerstätten Synthesegas, Wasser, Methan, Kohlenmonoxid und Kohlendioxid freizusetzen. Diese Gase will Five Quarter absaugen, auf der Bohrinsel reinigen und nach Bestandteilen trennen. Kohlendioxid und andere Schadstoffe werden dann wieder in die Erde unter dem Meer zur Endlagerung eingebracht.
Im Gegensatz zu dem überaus umstrittenen Fracking werden bei diesem Verfahren keinerlei Chemikalien in die Lagerstätten eingepresst. Zugleich kommen mit dem geförderten Gas keinerlei Schadstoffe aus der Erde an Land. Five Quarter betont, das die Bohrungen weit weg von der Küste und ohne jedwede Gefahr für Menschen oder Tiere ablaufen würden.
Nordseeanrainer können Abhängigkeit vom russischen Importgas senken
Die Technik von Five Quarter ließe sich von allen Nordseeanrainern nutzen. Dänemark, Deutschland, die Niederlande, Belgien und Frankreich könnten damit Kohlegas fördern und ihre Abhängigkeit vom Import russischen Gases auf Jahrzehnte hinaus drastisch reduzieren. Die Geologen der British Geological Society haben auf der Basis modernster Seismik errechnet, dass unter der Nordsee alles in allem bis zu 33 Billionen Tonnen Steinkohle lagern dürften.
Sechs Wissenschaftler und Unternehmer bringen zusammen mit einer Vielzahl von Kapitalgebern Know How in die Gesellschaft Five Quarter ein. Alle von ihnen haben einschlägige Erfahrungen mit Bergbau und neuen Energien. An der Finanzierung beteiligt sich die Buccleuch-Gruppe, eine der größten privatwirtschaftlichen Landbesitzer in Großbritannien.
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