Kunststoffhersteller betreiben Klimaschutz
Nachhaltige Lösungen waren ein Schwerpunkt der Polymerhersteller auf der Internationalen Messe für Kunststoff und Kautschuk in Düsseldorf. Mit leichten, umweltverträgliche Werkstoffsystemen zeigten Aussteller, dass sie die Entwicklung von „grünen“ Produkten vorantreiben und die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen noch deutlich reduzieren können.
Umweltschonende Werkstofflösungen sollen der Kunststoffindustrie neue Geschäftsmöglichkeiten erschließen. „Die globalen Klimaveränderungen und die Verknappung von Ressourcen treiben uns bei der Suche nach nachhaltigen Lösungen voran“, erklärte Patrick Thomas, Vorstandsvorsitzender von Bayer MaterialScience (BMS), Leverkusen, auf der 18. Internationalen Messe Kunststoff und Kautschuk „K 2010“ in Düsseldorf.
Der Kunststoffhersteller bot den insgesamt mehr als 220 000 Messebesuchern vom 27. Oktober bis 3. November deshalb vor allem Werkstoffsysteme für energieeffizienten und ressourcenschonenden Polymereinsatz an. Das Spektrum reichte von klimaschonenden Dämmstoffen bis hin zu leichtgewichtigen Prototypen für eine zukünftig umweltverträglichere Mobilität.
Auf der Messe wurde am Stand von Solvay, Brüssel, das Modell des Solar Impulse gezeigt. Das von Bertrand Piccard und André Borschberg initiierte erste Flugzeug, das, allein von Solarenergie angetrieben, Tag und Nacht fliegen soll, hat im Juli erfolgreich seinen ersten Nachtflug absolviert und blieb unter anderem mit Hightech-Polymerwerkstoffen von BMS insgesamt 26 h in der Luft. Der Kunststoffhersteller ist offizieller Partner des Solar-Impulse-Projekts und entwickelt ultraleichte Materialien. Um das Gewicht des Flugzeugs (heute 1600 kg) für den nächsten Prototyp möglichst um weitere 10 % zu senken, könnten beispielsweise Kohlenstoff-Nanoröhrchen von Bayer die Festigkeit der Strukturbauteile weiter verbessern und so eine weitere Gewichtsersparnis bringen. Bei dem derzeitigen Prototyp wurde leichter PUR-Hartschaum aus Polyurethanrohstoffen von BMS in den Tragflächen eingesetzt.
Da der Weg von Lebensmitteln zum Verbraucher immer länger wird (vor allem in den Megacitys in Asien und Lateinamerika), arbeitet BMS darüber hinaus auch intensiv daran, die Dämmleistung von PUR-Hartschaumsystemen für die Kühlkette weiter zu steigern. Laut den Unternehmensangaben könnten Poly-
urethan-Nanoschäume mit Porengrößen von weniger als 150 nm künftig die Dämmleistung von Kühlgeräten in einigen Jahren verdoppeln.
Am BASF-Stand war ein leichter Konzeptsitz zu sehen, den der Automobilzulieferer Faurecia unter dem Namen Susco 1,5 (Sustainable Comfort 1,5) vermarktet. Bei dem Produkt war die bisherige Metallstruktur durch eine einteilige Kunststoffkomponente auf Basis einer neuen „Ultramid“-Type (Polyamid) ersetzt worden. Für die Sitzlehne wurden dabei thermoplastische Endlosfasertapes mit dem Kunststoff umspritzt. Der Sitz ist laut den BASF-Informationen etwa 20 % leichter als herkömmliche Fahrzeugsitze und kann damit erheblich zum Leichtbau von künftigen Fahrzeugen beitragen. Der Automobilzulieferer rechnet damit, dass erste Seriensitze in vier Jahren in neuen Modellen eingesetzt werden.
Technische Kunststoffe auf Basis nachwachsender Rohstoffe präsentierte DuPont, Le Grand-Saconnex (CH), auf der K 2010. Als Ergebnis einer Entwicklungskooperation mit Takata-Petri, Aschaffenburg, wurde dabei u. a. ein neues biobasiertes „Hytrel RS“ als Konstruktionswerkstoff für Airbagsysteme vorgestellt. Das fertig compoundierte thermoplastische Ether-Ether-Elastomer mit Polybutylenterephthalat und Polyether besteht zu 35 % aus Rohstoffen auf Basis nicht zum Verzehr geeigneter Biomasse. Nachdem Takata-Petri bestätigte, dass Airbagab-
deckungen aus Hytrel RS alle Anforderungen des Projektteams erfüllten, wurde das Material für die Serienfertigung freigegeben. J. SIEBENLIST
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