Magnet-Rohstoff Neodym: China will nicht nur liefern, sondern verarbeiten
Magnete gibt es seit mehr als 1000 Jahren für die verschiedensten Verwendungszwecke. Als erstes wurden sie im Kompass genutzt. Inzwischen dominieren Hochleistungsmagnete auf Basis von Neodym, einem Seltenerdmetall. 95 Prozent der Weltproduktion kommen aber aus China. Jetzt will China nicht mehr nur den Rohstoff liefern, sondern auch das Geschäft mit der Verarbeitung an sich ziehen.
31 Prozent vom Gewicht eines Magneten entfallen auf Neodym. Kaum ein Hightech-Produkt kommt heute noch ohne den einen oder anderen Hochleistungsmagneten auf Neodym-Basis aus. Bislang ist die Arbeitsteilung klar: China liefert den Rohstoff, die Verarbeitung zum Hightech-Produkt besorgen die Unternehmen im Westen. Doch nun rüttelt China an dieser Aufgabenteilung und baut Kapazitäten auf, um Neodym selbst zu verarbeiten.
China drängt vom Seltenerdmetall zum Magnet-Vormaterial
Chinesische Unternehmen produzieren Jahr für Jahr mehr Hochleistungsmagnete auf Neodym-Basis. 2012 waren es 50.000 Tonnen. 2013 sollen es schon 80.000 Tonnen gewesen sein. Diese Produktionssprünge führen in der westlichen Welt dazu, dass mehr und mehr Magnethersteller fürchten, dass China bald kein Neodym mehr ausführt, sondern lediglich weiterverarbeitete Legierungen für die Magnethersteller wie vor allem Neodym-Praseodym (Nd-Pr).
Eines Tages könnte das Land auch diese Lieferungen einstellen und nur noch komplette Magnete exportieren. Gunther Maassen, geschäftsführender Gesellschafter der Haines & Maassen Metallhandelsgesellschaft mbh in Bonn, die zu den größten Importeuren Seltener Erden in Deutschland zählt, kommentierte die Entwicklung auf der Jahreskonferenz des Vereins Deutscher Metallhändler (VDM): „Aus wirtschaftlicher Sicht ist verständlich, dass China versucht, nicht den Rohstoff zu veräußern, sondern gleich Vorlegierungen für die Magnetindustrie produziert, um möglichst viele Verarbeitungsschritte und somit Erträge im Land zu halten“, so Maasen. „Die Befürchtung ist, dass China noch einen Schritt weiter geht und nur noch Magnethalbzeug oder Fertigmagnete exportiert.“ Über das Rohstoffmonopol hinaus würden dann auch Monopole für die aus diesem Rohstoff gewonnen Produkte für China geschaffen.
Jeder Toyota Prius enthält ein Kilogramm Neodym
Neodym-Magnete sind der breiten Öffentlichkeiten zwar kaum bekannt, doch sie sind in vielen Branchen unersetzbare Bestandteile von Maschinen und Geräten. Die Motoren sämtlicher kabelloser Werkzeuge enthalten diese Magnete. Das Gleiche gilt für die Servolenkung von Kraftfahrzeugen. Jeder Fahrmotor im Toyota Prius enthält ein Kilo Neodym. Ohne derartige Magnete funktionieren keine Festplatten im Computer, genauso wenig die große Röhre für die Krebserkennung im Krankenhaus, Lautsprecher und Kopfhörer, viele elektronische Spielzeuge und sogar verschiedene Arten von Fallschirmen. In Windturbinen sind 600 Kilogramm Neodym-Magnete je Megawatt Stromleistung installiert. 31 Prozent dieses Gewichts sind reines Neodym.
China agiert zwar wie ein riesiger Industriekonzern in seiner Preis- und Lieferpolitik für Seltenerdmetalle und daraus erzeugte Halbfertigwaren. Doch gibt es dort Tausende von relativ kleinen Produzenten von Neodym-Magneten. Sie werden in der Regel über Exportbeschränkungen in Zaum gehalten. Auch in der westlichen Welt ist die Magnetherstellung meist Sache relativ kleiner, spezialisierter Firmen. Daran ändert auch nichts, dass es einzelne Elektronikkonzerne gibt, die diese Magnete selbst herstellen – etwa in Japan.
Neodym-Magnete werden von kleineren Firmen produziert
Gerade weil es sich aber um eine arg zersplitterte Branche relativ kleiner Firmen handelt, sind durch das chinesische Vorgehen am Markt nicht auf einen Schlag spektakulär unzählige Arbeitsplätze bedroht. Gegenmaßnahmen könnten daher nur die Regierungen im Zusammenspiel mit großen Unternehmen schaffen. Als vor drei Jahren in den USA und in Südamerika Projekte zur Förderung von Seltenerdmetallerz und dessen Verhüttung angegangen wurden, fielen die chinesischen Preise für diese Metalle schlagartig. Das verunsicherte die Investoren so stark, dass einzelne Vorhaben wieder gestoppt wurden. Nun erwartet die Abnehmerindustrie, dass die Preise bald wieder anziehen.
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