Mehr Transparenz beim Online-Shopping
Immer mehr Menschen achten beim Shopping auf nachhaltige Produkte. Das gilt für Lebensmittel, aber auch für Mode. Doch gerade bei Textilien ist die Nachhaltigkeit häufig intransparent. Ein Forschungsprojekt hat dafür eine Lösung gefunden: ein Online-Guide.
Ist das T-Shirt aus fair gehandelter Baumwolle? Wie sind die Arbeitsbedingungen der Menschen, die es produzieren? Verbraucherinnen und Verbraucher stellen zunehmend höhere Anforderungen an die Kleidung, die sie kaufen. Doch wo finden sich solche Informationen und wie transparent sind sie? Mit diesen Fragen inklusive einer Lösung beschäftigte sich das Forschungsprojekt ZuSiNa, an dem nicht nur Forschende des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) und des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz beteiligt waren, sondern auch Partner aus der Praxis wie ConPolicy, das Institut für Verbraucherpolitik, sowie Hersteller, Händler und Organisationen, die Siegel vergeben.
Roboter und Bakterien stellen im 3D-Druck nachhaltige Kleidung her
Zentrale Frage von ZuSiNa, das als Abkürzung für „Besserer Zugang und Sichtbarkeit von Nachhaltigkeitsinformationen im Online-Handel“ steht, lautete: Wie ist es möglich, Verbraucherinnen und Verbraucher beim Online-Shopping besser über die Produkte sowie deren Herkunft zu informieren? Um diese Frage möglichst umfassend beantworten zu können, führten die Projektpartner eine Umfrage durch. Aus dem Ergebnis leiteten sie ab, welche Informationen die Menschen beim Online-Kauf von Kleidung besonders wichtig finden. Dazu zählten zum Beispiel soziale Bedingungen bei der Herstellung, konkret wie Hersteller mit Kinder- oder Zwangsarbeit umgehen, die Haltbarkeit eines Kleidungsstückes sowie der Einsatz von Chemikalien in der Produktion.
Glaubwürdige Nachhaltigkeitsinformationen sind gefragt
Hersteller von Textilien haben diese Wünsche von Verbraucherinnen und Verbrauchern teilweise schon erkannt und arbeiten mit Siegeln, Symbolen, Filtern oder farblichen Kennzeichnungen. Doch das, so ergab die Studie ebenfalls, sei häufig nicht eindeutig genug. Vielmehr sei gewünscht, solche Informationen einfacher darzustellen und dazu eine verlässliche Orientierung zu bieten. Schließlich wollten Verbraucherinnen und Verbrauchen die Chance erhalten, glaubwürdige Informationen zur Nachhaltigkeit von Werbeversprechen unterscheiden zu können.
Als mögliches Beispiel könne der Nutri-Score für Lebensmittel dabei helfen, ein ähnliches Instrument aufzubauen. Dieser gibt auf einer Verpackung über eine farbige Skala sowie den Buchstaben A bis E an, wie nachhaltig das Produkt ist. Grundsätzlich sei diese Art und Weise auch auf Textilien übertragbar. Dafür benötige man allerdings einheitliche Daten sowie entsprechende Methoden, um die Nachhaltigkeit von Textilien zu bewerten. Beides sei in der Form noch nicht vorhanden.
Mehr Nachhaltigkeit beim Online-Shopping: Textil-Score denkbar
In einer weiteren Umfrage fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler heraus, dass ein Textil-Score- analog zum Nutri-Score – das Kaufverhalten der Menschen durchaus beeinflusst. Die Teilnehmenden der Umfrage gaben an, Textilien mit einem solchen Score eher zu kaufen, weil sie dies für glaubwürdiger halten. Ein entscheidendes Ergebnis der Studie lautet deshalb: Ein mehrstufiger Textil-Score könne Verbraucherinnen und Verbraucher zu nachhaltigeren Kaufentscheidungen anregen.
Da gerade bei Siegeln und Zertifikaten keine einheitliche Handhabung existiert, erarbeiteten die Forschenden auch dafür eine Lösung. Aktuell müssen Online-Händler diese noch von Hand recherchieren und in ihre Systeme und Shops einbinden. Eine große Hilfe wäre eine zentrale Schnittstelle. Über diese können Online-Shops verlässliche Informationen zur Zertifizierung der Textilien abrufen und für ihre Produkte nutzen. Auch für Institutionen, welche die Siegel vergeben, hätte eine solche Schnittstelle Vorteile. Sie ließe sich zum Beispiel als Open-Source-Anwendung kostenlos in die Systeme integrieren.
KI kann für mehr Transparenz beim Online-Shopping sorgen
Genau eine solche Schnittstelle wurde im Rahmen des Projekts entwickelt. Der Prototyp eines KI-Algorithmus ist die Basis dieser Schnittstelle. Damit lassen sich Informationen glaubwürdiger Quellen wie wissenschaftliche Publikationen von weniger glaubwürdigen unterscheiden. Im Anschluss können automatisiert Informationen zur Nachhaltigkeit von Bekleidungs-Marken ausgespielt werden. Der Prototyp ließe sich auch noch weiterentwickeln, so dass künftig zum Beispiel Online-Shops ihren Kundinnen und Kunden solche Informationen zur Verfügung stellen können.
Die Forschenden kamen nach Abschluss der Studie parallel noch zu folgendem Ergebnis: Um transparente Informationen für Verbraucherinnen und Verbraucher erstellen zu können, brauche es eine internationale Vernetzung. Nur, wenn die verschiedenen Akteure dabei an einem Strang zögen, sei eine weitreichende Veränderung des Systems möglich. Denn am Ende erweise sich ein einheitliches Verfahren als tragfähiger und sinnvoller im Gegensatz zu vielen verschiedenen Einzellösungen.
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