Mit Swaps und Optionen gegen schwankende Rohstoffpreise
Die Rohstoffpreise verhalten sich seit Jahren wie ein Schiff auf stürmischer See: Sie werden von Wellen erfasst in die Höhe geschleudert, um danach in die Tiefe zu stürzen. Mit Swaps und Optionen möchte die Finanzindustrie den Unternehmen Planungssicherheit verschaffen. Doch der Mittelstand bleibt skeptisch.
Gewinn ist Ertrag abzüglich des Aufwandes. So lautet eine der wichtigsten Gleichungen der Betriebswirtschaft. Wer rentabel sein will, muss hier genau kalkulieren. Doch was tun, wenn sich die Determinanten nicht berechnen oder einschätzen lassen?
Ein Problem vor dem momentan vor allem rohstoffverarbeitende Unternehmen stehen. Wie die Kosten sich entwickeln werden, lässt sich nur schwer vorhersehen. Das Auf und Ab der Rohstoffpreise macht jede Kalkulation schwer.
Beispiel Zink: Der Preis des Metalls, das z. B. in Batterien oder für den Korrosionsschutz verwendet wird, stieg im Januar von 1422 € auf 1665 € pro Tonne um dann bis Mitte Februar wieder auf 1463 € pro Tonne zu fallen.
Schwankende Rohstoffpreise: Swaps und Optionen bieten Planungssicherheit
Was für produzierende Unternehmen ein wachsendes Problem darstellt, ist für die Finanzindustrie ein potenziell lukratives Geschäftsfeld. Die Grundpfeiler der finanziellen Absicherung bilden nach Klaus Gentner, Rohstoffexperte der Deutschen Bank, Swaps und Optionen. Wobei es auch Kombinationsmöglichkeiten und nach den Bedürfnissen des Kunden maßgeschneiderte Produkte gäbe.
Bei Swaps wird für eine gewisse Laufzeit ein Festpreis vereinbart. Hierzu wird aus dem Kassa-Preis und dem Termingeschäfts-Kurs der gewünschten Länge ein Durchschnittswert ermittelt. Bei einer monatlichen Abrechnungsweise wird dann dieser mit dem variablen Preis an den Börsen verglichen.
Liegt der Marktpreis oberhalb des vereinbarten Festpreises, empfängt der Kunde entsprechende Ausgleichszahlungen. Liegt er unterhalb, so zahlt der Kunde die Differenz. Hierdurch erhält das Unternehmen Planungssicherheit. Denn steigende Preise belasten das Unternehmen nicht. Dafür profitiert es auch nicht von fallenden. Der Preis des gewünschten Rohstoffes ist für die vereinbarte Kontraktlänge in Stein gemeißelt.
Mittelstand nutzt Swaps und Optionen kaum
Weiter ist es möglich sich mit Optionen gegen volatile Preise abzusichern. Auch hier wird ein Festpreis, der sogenannte Basispreis vereinbart. Vorteil der Optionen ist nach Gentner das asymmetrische Risikoprofil. „Der Käufer hat nur Rechte, der Verkäufer nur Pflichten, sobald die Optionsprämie geleistet wurde.“ Wenn die tatsächliche Marktentwicklung den Basispreis übersteigt, erhält der Käufer von der Bank Ausgleichszahlungen. Liegt der Marktpreis unterhalt des Basispreises, lässt der Kunde die Option verfallen. „Er kann an einer für ihn günstigen Marktentwicklung vollkommen partizipieren, während er von uns Zahlungen erhält, wenn der Rohstoffpreis entsprechend steigt“, betont Gentner. Um eine solche Option zu nutzen, zahlt der Kunde eine Optionsprämie, die in Euro oder Dollar pro Tonne ausgedrückt wird. Die Kosten hängen von der Länge der Absicherung, der Höhe des Absicherungspreises und der Volatilität des Rohstoffes ab.
So bestechend die Logik dieser Produkte wirkt, so desinteressiert ist der Mittelstand an ihnen. Nur 10 % der Unternehmen (17 % im verarbeitenden Gewerbe) nutzen sie. Dabei sind Finanzprodukte im Risikomanagement des Mittelstands nicht ungewöhnlich. 40 % der Unternehmen schützen sich so z. B. vor Währungsrisiken im Export oder Zinsrisiken bei der Geldanlage und der Finanzierung. Im verarbeitenden Gewerbe sind es sogar 44 %. Dies ist das Ergebnis einer Studie der Commerzbank. Die Gründe für das Desinteresse liefert die Studie auch: Die Instrumente gelten bei 51 % der Unternehmen als teuer, bei 49 % als komplex und bei 48 % als zu riskant.
Risikomanagement bei Rohstoffpreisen scheitert an fehlendem Wissen über Finanzgeschäfte
Hier sieht Frank-Oliver Wolf, Rohstoffexperte und Leiter des Derivategeschäftes der Commerzbank, Aufklärungsbedarf: „Die Hauptproblematik ist eigentlich, dass viele Unternehmen erst in den letzten Jahren verstanden haben, dass Preisvolatilität bei Rohstoffen ein Risiko ist, mit dem sie sich beschäftigen müssen. Während Zinsänderungsrisiken und Fremdwährungsrisiken schon lange im Bewusstsein der Unternehmer sind, ist es bei den Rohstoffrisiken erst so weit gekommen, als wir die starken Preissteigerungen gesehen haben.“
Ein weiteres Problem erkennen die Rohstoffexperten der beiden großen deutschen Privatbanken in der Aufgabenverteilung mancher Unternehmen. Die Trennung von Einkauf und Treasury erschwert das Risikomanagement. So gibt es einen Experten für den Einkauf von Rohstoffen, der sich aber nicht mit Finanzprodukten auskennt. Während der Treasurer die verschiedenen Finanzprodukte kennt aber nicht die Risiken und Verfügbarkeiten der einzelnen Rohstoffe. „Hier muss ganz häufig primär die interne Kommunikation gestärkt werden“, betont der Experte der Deutschen Bank, Klaus Gentner.
Mit langer und intensiver Beratung versuchen die Experten ihren Kunden die Vorteile der Finanzinstrumente zu erläutern, und die richtige Strategie für diese zu finden. Ob der Mittelstand sich jedoch in diesem Fall überzeugen lassen will, hängt wohl auch von der weiteren Entwicklung der Rohstoffpreise ab.
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