Novelis steigert Recyclingkapazität bei der Aluminiumproduktion
Weil die Aluminiumgewinnung aus Bauxit enorm energieintensiv ist, setzt Novelis, Atlanta, verstärkt auf Recycling. In Nachterstedt, 40 km südlich von Magdeburg, baut der US-Konzern deshalb jetzt sein weltweit größtes Werk für die Wiederverwertung des Leichtmetalls.
Für die Verarbeitung von Aluminium sei Deutschland europaweit mit Abstand der wichtigste Markt, deshalb werde Novelis seine Aktivitäten hier stark ausbauen – ungeachtet der im Vergleich zu den Nachbarstaaten höheren Energiekosten, versicherte Tardeu Nardocci, President Novelis Europe, kürzlich beim offiziellen Spatenstich für die neue Aluminium-Recyclinganlage des Unternehmens in Nachterstedt/Sachsen-Anhalt. Bereits heute kommt der größte Teil der für den europäischen Markt produzierten 875 000 t Aluminium von den fünf Standorten des Konzerns in Deutschland – rund ein Drittel davon sind recyceltes Material.
Auch in Nachterstedt produziert der nach eigenen Angaben weltweit größte Hersteller von gewalztem Aluminium bereits mit einem Kaltwalzwerk Bleche für viele Einsatzgebiete. Jährlich verlassen rund 170 000 t des Leichtmetalls z. B. in Form von Platinen für Automobilkarossen bis hin zu ultradünnen Folien die Produktionslinien des Werks. 2014 sollen hier die ersten Anlagen laufen, die aus gebrauchten Getränkedosen, Fahrzeugteilen oder auch Altspänen und alten Fassadenelementen Barren von Druckgussaluminium produzieren. 200 Mio. € werden in drei Verarbeitungslinien investiert, die 18 Altaluminiumsorten verarbeiten können.
Der 40 km südlich von Magdeburg gelegene Produktionsstandort wird damit zum Zentrum der langfristigen Strategie der Amerikaner. Wenn Nachterstedt im Jahr 2015 seine volle Kapazität von 400 000 t erreicht habe, soll sich damit der Anteil von Recyclingaluminium bereits auf mindestens 50 % belaufen. Bis 2020 sollen sogar bis zu 80 % des Aluminiums aus Altmetall gewonnen werden.
Durch die Wiederverwertung lassen sich im Vergleich zur Produktion von Primäraluminium rund 95 % der Energiekosten und auch Rohstoffe wie Bauxit sparen. Auch die Energieeffizienz im Werk werde erhöht. Oliver Picht zählt dazu vor allem die Wärmerückgewinnung aus der thermischen Entlackung. „Wir nutzen diesen hochenergetischen Prozess, um daraus mit Wärmetauschern die Energie für eine eigene Turbine zu gewinnen, die einen Großteil des von uns benötigten Stromes produziert“, so der Novelis-Projektleiter.
Nachterstedt wird künftig der größte Recyclingstandort des Konzerns. Denn gerade in Deutschland sei das Potenzial für die erneute Aluminiumnutzung besonders hoch. Hier würden bislang nur rund zwei Drittel der Getränkedosen recycelt, zudem gingen noch viele Schrotttransporte nach China. In Europa sind nach Ansicht des Projektleiters zudem die Voraussetzungen gegeben, um gemeinsam mit den Schrotthändlern die notwendigen Spezifikationen für möglichst gleichbleibende Qualitäten zu erreichen. Picht: „Der Preis des Altmetalls wird von seiner sortenreinen Erfassung und Spezifizierung bestimmt, die wir benötigen, um die von unseren Abnehmern geforderten Qualitäten liefern zu können.“ Novelis sei stark genug, dies am Markt durchsetzen zu können.
Ausschlaggebend für den Bau der Recyclinganlage in Nachterstedt war laut Picht „die zentrale Lage in Europa“, aber auch die ausgezeichnete Infrastruktur und nicht zuletzt die verfügbaren Flächen, die sein Unternehmen bereits vor Jahren erworben habe. Zudem erwartet er, dass hier für die 200 neuen Stellen gut qualifizierte Arbeitskräfte leicht zu finden sind.
Bei der Aluminiumnachfrage setzt Picht auf eine anhaltend starke Nachfrageentwicklung in allen Bereichen, besonders aber in der Automobilindustrie. „Vor allem Premiumhersteller setzen immer mehr auf Leichtbau, sodass wir aus Nachterstedt inzwischen an Jaguar, Landrover und auch für den neuen SL von Mercedes liefern“, erklärte der Projektleiter. Zudem würden bald die ersten Kfz mit Aluminiumteilen ihren Lebenszyklus hinter sich haben, sodass auch hier der Stoffkreislauf künftig geschlossen werden kann.
Die Wachstumspläne von Novelis lassen auch für den Standort noch mehr möglich erscheinen – etwa eine eigene Warmwalzstraße. Ob darüber nach Inbetriebnahme des Recyclingwerks entschieden wird, hängt nicht zuletzt von der Konjunktur in Deutschland und Europa ab. „Wir finden diesen Standort sehr attraktiv und haben hier auch noch Platz für Kommendes“, äußerte sich Picht zuversichtlich.
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