Ölplattform versank im Meer
Trotz etlicher Rettungs- bemühungen ist am 20. März rund 120 km vor der Küste Brasiliens die durch Explosionen in Schieflage geratene Ölförderplattform gesunken. Jetzt gilt es, eine Ölpest zu verhindern. Fachleute meinen aber, der Umwelt- schaden halte sich in Grenzen.
Die erst im vorigen Jahr in Betrieb gegangene Ölförderplattform P-36 mit der Höhe eines 40-stöckigen Hochhauses galt als die größte der Welt. Sie war in Italien gebaut und in Kanada modernisiert worden. In Schieflage geriet die Insel, nachdem mehrere Explosionen eine der Plattformstützen leckschlugen und weggebrechen ließen. Bis zuletzt hatten danach brasilianische und niederländische Fachleute versucht, Stickstoff und Druckluft in den Schwimmkörper der beschädigten Stütze zu treiben, um das eingedrungene Wasser zu verdrängen und die Schieflage zu beseitigen. Doch nach einem plötzlich Ruck kam für den 31 400 t schweren Komplex das Aus.
Bei dem Unglück sind zehn Menschenleben zu beklagen. Ein Mensch kam mit Verletzungen davon. Dennoch hoffte die staatliche Ölgesellschaft Petrobras bis zuletzt, die Plattform nicht aufgeben zu müssen. Die Befürchtungen einzelner, die Insel sei nicht mehr zu retten, wurde dann aber zur Gewissheit, als sich trotz aller Rettungsmaßnahmen die Schläglage von 27 Grad auf 31 Grad vergrößerte. Daraufhin gaben die Retter auf und alle Schiffe und Boote zogen sich zurück, um nicht vom Sog mit in die Tiefe gerissen zu werden. Acht Stunden später verschwand die Plattform im Ozean.
Jetzt wird befürchtet, dass 1,5 Mio. l Öl und 1200 m3 Diesel in den Atlantik gelangen. Tatsächlich räumt der Vorstandsvorsitzende von Petrobras, Henri Philippe Reichstul, die Umweltgefahr ein. Es sei „unvermeidlich“, dass Kraftstoff ins Meer auslaufe. Der Wasserdruck in 1360 m Tiefe werde außerdem die Rohrleitungen zum Brechen bringen. Petrobras habe aber 26 Spezialschiffe zur Unglücksstelle entsandt und Barrieren in einer Gesamtlänge von 33 km vorbereitet, um eine Umweltkatastrophe vor der Küste des brasilianischen Bundesstaates Rio de Janeiro zu verhindern.Nach Angaben der brasilianischen Umweltschutzbehörde Ibama wurden bereits am 20. März kleinere Öl-Teppiche entdeckt, das Risiko für die Umwelt sei aber gering. Auch ein Sprecher des World Wildlife Fund for Natur (WWF) in Brasilien zeigte sich nicht übermäßig besorgt. Die Strömung führe nicht auf die Küste zu.
Unterdessen kritisieren Gewerkschaften die Sicherheitsvorschriften von Petrobras. Eine ihrer jetzt formulierten Forderungen: Es sollten sich nur soviel Arbeiter auf den Bohrinseln aufhalten, wie unbedingt erforderlich.
Die Anlage förderte zuletzt rund 159 l Öl am Tag. Bis zum Ende des Jahres wollte man die Fördermenge noch erhöhen, was Brasilien von Erdölimporten unabhängiger machen sollte. Der Untergang der Plattform kostet das Unternehmen rund 1 Mrd. DM. Den Verlust durch den Ausfall der Bohrinsel beziffert Petrobras auf 976 Mio. DM. Entsprechend sank der Kurs der Petrobras-Aktien um über 7 %.
Der Ausfall der Ölförderung gefährdet aber nicht nur die Bilanz des Konzerns, sondern auch die angeschlagene Wirtschaft des Landes. Für Brasilien bedeutet der Plattformverlust zusätzliche Ölimporte in Höhe von monatlich 87 Mio. DM. E. W.
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