SpaceX-Ingenieure entwickeln gesündere Stöckelschuhe
Dolly Singh möchte Frauen von der Fußfolter befreien: Die US-amerikanische Unternehmerin hat Raumfahrtingenieure von SpaceX zusammengetrommelt, um fußschonende High Heels zu konstruieren. Das Start-up Thesis Couture bringt sie für 925 US-Dollar auf den Markt.
Unbequeme High Heels haben Generationen von Frauen um den Verstand und die Gesundheit gebracht. Die unnatürliche Haltung führt zu verkürzten Sehnen und Muskeln, zu Durchblutungsstörungen, Verspannungen, Gelenkverschleiß und Rückenschmerzen. Einige Stars in Hollywood unterziehen sich deswegen der sogenannten Cinderella-Operation: Der Chirurg entfernt störende Knochen und baut Pölsterchen unter den Fußballen.
Alles Quatsch, ist Dolly Singh überzeugt: „Seit ihrer Erfindung vor rund 100 Jahren wurde nichts an der Konstruktion des High Heels modernisiert“, ärgert sich die Chefin des Start-ups Thesis Couture, deren Füße Stöckelschuh-geplagt sind. „Die Struktur im Schuh ist so mittelalterlich, das sie nach einer Innovation schreit.“
Singh rekrutiert Ingenieure, Materialexperten und Raketentechniker
Da die 36-Jährige jahrelang beim privaten Raumfahrtunternehmen SpaceX in Los Angeles arbeitete lag es nahe, dort bei den Ingenieuren, Materialexperten und Raketentechnikern die Werbetrommel zu rühren. „Hätte ich gesagt, dass ich für mich einen bequemeren Schuh will, hätten sie mit den Schultern gezuckt“, sagt Singh. „Doch als ich erklärte, dass wir den 100-Milliarden-Dollar großen Schuhmarkt revolutionieren, waren sie Feuer und Flamme.“
Mit an Bord sind der ehemalige US-Astronaut Garrett Reisman, Materialingenieur Matt Thomas vom VR-Brillenhersteller Oculus Rift und der Schuhdesigner von Angelina Jolie, Pascuale Fabrizio.
Einlage aus Kunstharz, Nylon und Glasfaser
Gemeinsam machte sich das Team ans Werk: Die Experten schmissen die klassische Stahleinlage in der Sohle des Stöckelschuhs aus dem Konzept, da sie wegen ihrer Härte auf Dauer zu Fuß- und Rückenschmerzen führt. „Die Struktur der aktuellen Absatzschuhe trägt kein Gewicht, sondern poppt den Träger nur hoch, sodass er auf seinen Zehen läuft“, kritisiert Thesis-Mitgründerin Amanda Pranks in einem Bericht des Focus. Durch die Stahleinlage gelange bei jedem Schritt eine Schockwelle in die Wirbelsäule.
Stattdessen entwickelten die Stöckelschuh-Revolutionäre eine Einlage aus festem Kunstharz, Nylon und Glasfaser, die sich durch Sohle und Absatz des Schuhs zieht. Im Mittelteil ist die Sohle fest, im Fersenbereich und an den Zehen elastischer. Das dämpft die Stoßwirkung ab. „Im wichtigsten Bereich ist das Material hart wie Stahl, hat aber nur das halbe Gewicht“, sagt Oculus-Mitarbeiter Matt Thomas, der für das US-Militär kugelsichere Brillen entwickelt. „Die Materialien lassen uns auch die Gewichtsdistribution im Schuh verändern.“
Simulationssoftware aus dem Raketenbau
Um die Einlage liegt zudem ein thermoplastisches Polymer namens Polyurethan – ein gummiartiges Material. Laut Singh verteilt der Schuh das Gewicht gleichmäßiger auf den Fuß und ist dadurch viel bequemer. Das hat zumindest eine Simulationssoftware aus dem Raketenbau gezeigt, die Belastungsbereiche in verschiedenen Farben anzeigt.
Das erste Modell des neuen Stöckelschuhs will Thesis Couture Ende des Jahres auf den Markt bringen. Kostenpunkt: 925 US-Dollar. 2016 sollen günstigere Modelle zwischen 400 und 800 Dollar folgen.
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