Sprinterin aus Jamaika soll bei Olympia wie ein Flummy flitzen
Nike hat einen Sprintschuh entwickelt, der nicht nur extrem leicht ist. Seine Struktur sorgt dafür, dass ein Teil der Energie, die eine Läuferin aufwendet, zurückgewonnen wird. Das soll beim 100-Meter-Sprint mehr als eine Zehntel Sekunde bringen. Das sind Welten auf der Sprintdistanz und könnte für Gold gut sein.
Shelly-Ann Fraser-Pryce ist Weltmeisterin und Olympiasiegerin im 100-Meter-Lauf. In Rio de Janeiro will sie ihren Erfolg von London wiederholen. Die Jamaikanerin, die 2012 mit dem denkbar knappen Vorsprung von drei Hundertstel Sekunden siegte, lässt die Konkurrenz jetzt möglicherweise ganz alt aussehen, vorausgesetzt, sie startet mit einem neuen Laufschuh, den der US-Sportartikelhersteller Nike gemeinsam mit ihr entwickelt hat.
Er soll eine Laufzeitverbesserung von mehr als einer Zehntel Sekunde auf die Sprintdistanz bringen. Mit dem Zoom Superfly Elite, so der Name des neuen Laufschuhs, habe Fraser-Pryce ihre Zeit beim 100-Meter-Sprint bereits um 0,148 Sekunden verbessert, behauptet Nike, so das US-Technikportal Wired.
Extrem leicht und trotzdem biegesteif
Laufschuhe ermöglichen umso schnellere Zeiten, je leichter sie sind. Gleichzeitig muss die Sohle besonders biegesteif sein. Beides schließt einander aus. Ist die Sohle steifer, wiegt sie gleich mehr, bisher jedenfalls.
Den Nike-Entwicklern ist es gelungen, den Teufelskreis zu durchbrechen. Die Sohle des neuen Schuhs mit integrierter Spikesplatte wiegt mit 61 g nur wenig mehr als halb so viel wie eine bisherige, die 118 g wog. Gleichzeitig ist sie viermal steifer.
Konstruktionstipps von Meeresbewohnern
Laufwissenschaftler unterteilen einen 100-Meter-Sprint in drei Phasen: Start, Erreichen der Höchstgeschwindigkeit und Kampf um die Position bis ins Ziel. Bis 70 m gilt Fraser-Pryce als unschlagbar. Auf den letzten Metern bekommt sie oft Probleme. Hier und in den anderen Laufphasen soll der neue Schuh ihr helfen.
Um ihn entwickeln zu können, haben die Nike-Ingenieure und Designer über eine lange Zeit Laufdaten der Spitzensprinterin gesammelt und ausgewertet. Sie kompensiert ihre relativ kurzen Beine mit einer beispiellosen Technik, so das Ergebnis. Fraser-Pryce ist relativ lang in der Luft. Sie stößt sich ab und fliegt ein Stück. Das ist ganz gut zu erkennen in diesem Nike-Video.
Die Entwickler hatten jetzt die Aufgabe, den Schuh an diese Technik anzupassen. Für die ersten Modelle nutzten sie Strukturen von Organismen, die im Meer leben.
Mit Hilfe von Computer Aided Design, also computerunterstützter Formgebung, gelang es ihnen, diese Strukturen so zu modifizieren, dass sie die Läuferin in jeder Phase des Sprints unterstützen.
Die zahlreichen Testsohlen entstanden im 3D-Drucker. Übrigens produziert auch Konkurrent Adidas bei der Entwicklung neuer Schuhe die Testsohlen im 3D-Druckverfahren. Ziel der Nike-Entwickler war es, einen Teil der Energie, die Fraser-Pryce in die Laufbahn hämmert, zurückzugewinnen. Vergleichbar einem Flummy sollte sie schließlich über die Bahn fliegen.
Wir sind also ganz besonders gespannt auf den 100-Meter-Lauf der Frauen bei den Olympischen Spielen in Rio, die am 5. August beginnen. Und wann der 100-Meter-Lauf startet? Am 19. August. Dabei werden wir Fraser-Pryce ganz besonders auf die Füße schauen.
Da Sie vermutlich kein Hochleistungssportler sind, genügt Ihnen vielleicht ein smarter Laufschuh, der Sie vor Überlastungen warnt.
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