Magnetische Nanomaterialien 13.03.2025, 13:00 Uhr

Tanz der Spins: Der nächste Schritt für ultrasensible Sensoren

Mit Nanotrommeln untersuchen Forschende Phasenübergänge in Nanomaterialien. Die Ergebnisse könnten ultrasensible Sensoren und Computertechnologien ermöglichen.

Nanotrommel

Eine Illustration von Nanotrommeln aus FePS₃, die nur wenige Atome dick sind. Das Wissen darüber könnte die Entwicklung ultrasensitiver Sensoren fördern.

Foto: Farbod Alijani, außerordentlicher Professor an der Fakultät für Maschinenbau der TU Delft

Wenn Wasser gefriert oder verdampft, durchläuft es einen Phasenübergang, bei dem sich seine physikalischen Eigenschaften abrupt verändern. Diese Prozesse sind grundlegend für die Materialwissenschaft. Doch wie verhalten sich solche Übergänge in extrem kleinen Strukturen? Forschende der TU Delft sind gemeinsam mit der Universität Valencia und der National University of Singapore dieser Frage nachgegangen.

Sie untersuchten das zweidimensionale Nanomaterial FePS₃ und konnten mit einer neuartigen Methode tiefere Erkenntnisse über dessen Phasenübergänge gewinnen. Diese Erkenntnisse könnten dabei helfen, ultrasensitive Sensoren zu entwickeln, die selbst kleinste Veränderungen in ihrer Umgebung erfassen können.

Einblicke in magnetische Nanomaterialien

Phasenübergänge sind ein allgegenwärtiges Phänomen in der Physik und Materialwissenschaft. Sie treten auf, wenn sich die physikalischen Eigenschaften eines Materials abrupt verändern. Ein bekanntes Beispiel ist (wie eingangs bereits beschrieben) der Wechsel von Wasser zwischen den Aggregatzuständen flüssig, fest und gasförmig. Doch in der Welt der Nanotechnologie sind solche Übergänge weit weniger erforscht. Besonders spannend sind magnetische Nanomaterialien, da sie nicht nur mechanische, sondern auch elektronische und thermische Eigenschaften besitzen, die sich während eines Phasenwechsels verändern.

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Das internationale Forschungsteam hat einen neuen Weg gefunden, um solche Phasenübergänge in Nanomaterialien zu untersuchen. Ihr Fokus lag auf dem zweidimensionalen Material FePS₃, das nur wenige Atomlagen dick ist. Mit einer innovativen Technik gelang es dem Team, tiefere Einblicke in die Kopplung von magnetischen und mechanischen Eigenschaften zu gewinnen. Ihre Ergebnisse könnten neue Perspektiven für ultrasensitive Sensoren und andere nanotechnologische Anwendungen eröffnen.

Die Nanotrommel als Experimentierplattform

Das Kernstück des Experiments war eine hauchdünne, frei schwebende Membran aus FePS₃, die in Schwingungen versetzt wurde. Diese Membranen verhalten sich wie winzige Trommeln, die mit Laserlicht angeregt werden. Während das Material in verschiedenen Temperaturbereichen untersucht wurde, konnten die Forschenden beobachten, wie sich die Schwingungseigenschaften der Nanotrommel veränderten.

„Stellen Sie sich eine Trommel mit einer magnetischen Struktur vor, bei der das Laserlicht als Trommelstock fungiert und sie kontinuierlich in Schwingung versetzt, während sich ihr Rhythmus mit der sich ändernden Temperatur auf subtile Weise verschiebt“, erklärt Farbod Alijani, Professor für Maschinenbau an der TU Delft.

Bei hohen Temperaturen zeigten die Messungen eine unregelmäßige Bewegung der Spins, was auf eine ungeordnete magnetische Phase hinweist. Beim Abkühlen führte der Phasenübergang zu einer synchronisierten Ausrichtung der Spins, was sich direkt auf die mechanischen Eigenschaften der Nanotrommel auswirkte.

Mechanische Reaktionen auf magnetische Wechselwirkungen

Das Team konnte präzise messen, wie die Schwingungseigenschaften des Materials mit seiner magnetischen Ordnung verknüpft sind. Diese Kopplung wurde bisher kaum untersucht und liefert neue Erkenntnisse über die Wechselwirkungen zwischen mechanischen und magnetischen Eigenschaften in extrem kleinen Strukturen.

Die Forschenden bestimmten die Phasenübergangstemperatur von FePS₃ auf etwa -160 °C. Besonders bemerkenswert war, dass die mechanische Reaktion des Materials nicht linear mit der Temperatur abnahm, sondern einen komplexen Verlauf zeigte. „Wir haben festgestellt, dass die durch die Temperaturverschiebungen verursachten Veränderungen der mechanischen Reaktion direkt mit den magnetischen und elastischen Eigenschaften des Materials zusammenhängen“, berichtet Makars Šiškins, dessen Doktorarbeit die Studie inspiriert hat.

Spinwellen als Informationsüberträger

Eine weitere spannende Fragestellung, die sich aus der Studie ergibt, betrifft sogenannte Spinwellen. Diese magnetischen Wellen könnten in Zukunft als Alternative zur klassischen Elektronik dienen, da sie Informationen nahezu verlustfrei transportieren können. „In unserem Labor werden wir untersuchen, ob wir mit der Nanotrommel sogenannte Spinwellen erkennen können“, erklärt Co-Autor Herre van der Zant.

Spinwellen könnten eine neue Grundlage für energieeffiziente Computerchips oder Quantentechnologien bieten. Das Verständnis, wie sich diese Wellen in Nanomaterialien verhalten, ist daher ein wichtiger Schritt in Richtung neuer Technologien.

Hochsensible Sensoren als Anwendung

Neben der Grundlagenforschung könnte diese neue Messmethode einen unmittelbaren technologischen Nutzen haben. Die hohe Sensitivität der Nanotrommeln gegenüber kleinsten Änderungen in ihrer Umgebung macht sie zu potenziellen Kandidaten für ultrasensitive Sensoren. Diese könnten beispielsweise verwendet werden, um kleinste Umweltveränderungen zu erfassen oder innere Spannungen in nanomechanischen Bauteilen zu messen.

Alijani betont: „Das Verständnis dieser nichtlinearen Prozesse bildet die Grundlage für innovative nanomechanische Geräte, einschließlich hochempfindlicher Sensoren.“

Hier geht es zur Originalpublikation

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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