ThyssenKrupp verkauft Stahl-Sparte
Nun ist es beschlossene Sache: ThyssenKrupp verkauft sein Werk Gelsenkirchen-Schalke. Betroffen sind rund 620 Mitarbeiter. Der Aufsichtsrat der ThyssenKrupp Electrical Steel hat den Vorbereitungsmaßnahmen für den Verkauf zugestimmt.
Veräußert werden sollen auch die Werke im französischen Isbergues mit 590 Beschäftigten und im indischen Nashik mit etwa 610 Beschäftigten. Beim Verkauf des Werkes in Gelsenkirchen-Schalke will das Unternehmen Investoren bevorzugen, die den Standort auch langfristig bestehen lassen wollen. Darauf einigte sich der Aufsichtsrat mit der „Best Owner-Lösung“.
Nachfrage nach „kornorientiertem Elektroband“ rückläufig
Abstossen will ThyssenKrupp die Standorte, in denen „kornorientiertes Elektroband“ hergestellt wird. Dieses Stahlprodukt kommt in Transformatoren der Energiewirtschaft zum Einsatz. Durch eine aufwändige Fertigung erhält man eine spezielle Mikrostruktur, mit der die Übertragung und Verteilung von elektrischer Energie reduziert werden kann.
Grund der Verkäufe ist „das schwierige Marktumfeld“, mit dem der Konzern zu kämpfen hat. Der Konzern musste im letzten Geschäftsjahr einen Nettoverlust von fünf Milliarden Euro hinnehmen. Der Mischkonzern verzeichnet insgesamt Schulden in Höhe von 5,2 Milliarden Euro. Daher will ThyssenKrupp auch die defizitären Werke in den USA und Brasilien wieder loswerden. Hier wird innerhalb der nächsten Wochen eine Entscheidung erwartet.
Werk Bochum nicht vom Verkauf betroffen
Der Standort Bochum mit seinen 720 Mitarbeitern ist von den Verkaufsplanungen nicht betroffen. Dort wird „Nicht kornorientiertes Elektroband“ hergestellt, das bei Industriemotoren, Haushaltsgeräten und Windkraftanlagen eingesetzt wird. Das Werk Bochum werde in die Duisburger ThyssenKrupp Steel Europe AG integriert, so das Unternehmen.
Der jetzt anlaufende Verkauf ist Teil des Konzernumbaus, den das Unternehmen im Rahmen des geplanten Umbaus bereits im Februar bekannt gab. Zusätzlich sollen 2.000 Arbeitsplätze in der Stahlsparte gestrichen werden. Hier gibt es noch keine Details. Derzeit werde noch mit den Betriebsräten verhandelt, erklärte ein ThyssenKrupp-Sprecher. Das Unternehmen kündigte jedoch an, dass in den nächsten drei Jahren etwa zwei Milliarden Euro gespart werden sollen – 500 Millionen Euro davon im europäischen Stahlgeschäft. Sämtliche Einsparungsmaßnahmen sollen bis zum Geschäftsjahr 2014/2015 realisiert werden.
Konzernchef plant neue Unternehmenskultur
Das Unternehmen leidet bereits einige Zeit unter seinem schlechten Ruf aufgrund verschiedener Pleiten und Korruptionsvorwürfe. „Es herrschte offenbar bei einigen die Ansicht vor, dass Regeln, Vorschriften und Gesetze nicht für alle gelten“, beklagte Konzernchef Heinrich Hiesinger. Er benötigt nun volle Unterstützung des Aufsichtsrates, um im Unternehmen aufzuräumen. Hiesinger will eine neue Unternehmenskultur einführen. Bereits im Februar kündigte er an hart gegen Kartellsünder vorgehen zu wollen. Das „Privilegien-System“ im Unternehmen müsse abgeschafft werden, erklärte Hiesinger.
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