Neuartige Materialien 13.12.2024, 09:00 Uhr

Wasser perlt ab: Forschungsteam entwickelt extrem wasserabweisendes Material

Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und des Indian Institute of Technology Guwahati (IITG) haben ein innovatives Material entwickelt, das Wasser nahezu vollständig abweist.

Ein poröses Substrat

Links: Ein poröses Substrat mit niedrigem Wasserkontaktwinkel, das viel Flüssigkeit aufnimmt. Rechts: Das neue Material hat einen hohen Wasserkontaktwinkel und ist daher fast vollständig wasserabweisend.

Foto: KIT

Dafür modifizierten sie metallorganische Gerüstverbindungen (MOFs), spezielle Materialien mit maßgeschneiderten Eigenschaften, durch den Einsatz von Kohlenwasserstoffketten. Das Ergebnis sind superhydrophobe Oberflächen, die besonders wasserabweisend und widerstandsfähig gegen Umwelteinflüsse sind. Solche Materialien könnten beispielsweise für selbstreinigende Beschichtungen in der Automobilindustrie oder Architektur genutzt werden. Die Ergebnisse der Forschung wurden im Fachjournal Materials Horizons veröffentlicht.

MOFs (Metall-Organische Gerüstverbindungen) sind Netzwerke aus Metallen und organischen Molekülen, die wie ein Schwamm viele kleine Hohlräume enthalten. Diese Materialien haben eine beeindruckende innere Oberfläche: So könnten zwei Gramm davon, entfaltet, die Fläche eines Fußballfeldes bedecken. Dadurch können sie für die Speicherung von Gasen, die Abscheidung von Kohlendioxid oder neue Technologien in der Medizin genutzt werden.

Zeichen für starke Wasserabweisung

Auch die Außenflächen dieser kristallinen Materialien haben interessante Eigenschaften. Das Forschungsteam befestigte Kohlenwasserstoffketten auf dünnen MOF-Schichten. Dabei zeigte sich ein Wasserkontaktwinkel von über 160 Grad – ein Zeichen für starke Wasserabweisung, denn je größer der Winkel zwischen einem Wassertropfen und der Oberfläche ist, desto wasserabweisender ist das Material.

„Unsere Methode erzeugt superhydrophobe Oberflächen mit Kontaktwinkeln, die deutlich höher sind als die anderer glatter Oberflächen und Beschichtungen“, erklärt Professor Christof Wöll vom Institut für Funktionelle Grenzflächen des KIT. „Zwar wurden die Benetzungseigenschaften von MOF-Pulverpartikeln erforscht, aber die Verwendung homogener MOF-Dünnschichten für diesen Zweck ist ein bahnbrechendes Konzept.“

Stellenangebote im Bereich Kunststofftechnik

Kunststofftechnik Jobs
KLN Ultraschall AG-Firmenlogo
Konstruktionsingenieur / Techniker / Meister (m/w/d) zur Vertriebsunterstützung KLN Ultraschall AG
Heppenheim Zum Job 
Schneider Form GmbH-Firmenlogo
CAD-Konstrukteur (m/w/d) mit Schwerpunkt Zeichnungs- und Kundendatenbank-Management Schneider Form GmbH
Dettingen unter Teck, Chemnitz Zum Job 
PASS GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Qualitätstechniker:in (m/w/x) für die Qualitätsvorausplanung PASS GmbH & Co. KG
Schwelm Zum Job 

Das Team führt die Ergebnisse auf die bürstenartige Anordnung der Kohlenwasserstoffketten auf den MOFs zurück. Diese Ketten können nach der Befestigung auf den MOFs besonders gut „Knäuel“ bilden – eine Art unordentliche Struktur, die als „Zustand hoher Entropie“ bekannt ist und die wasserabweisenden Eigenschaften verstärkt. Laut den Forschenden wurde dieser Zustand auf anderen Materialien bei ähnlichen Ketten nicht beobachtet.

Neue Erkenntnisse zu Perfluorierung und Oberflächenrauheit

Interessanterweise wurde der Wasserkontaktwinkel nicht durch eine Perfluorierung der Kohlenwasserstoffketten erhöht, bei der Wasserstoffatome durch Fluor ersetzt werden. Während diese Methode bei Materialien wie Teflon die Wasserabweisung verbessert, verringerte sie beim neuen Material den Kontaktwinkel sogar deutlich. Computersimulationen zeigten, dass perfluorierte Moleküle – im Gegensatz zu Kohlenwasserstoffketten – nicht den energetisch günstigen Zustand hoher Entropie erreichen können.

Das Forschungsteam veränderte zudem die Oberflächenrauheit ihrer SAM@SURMOF-Systeme im Nanometerbereich. Dadurch konnten sie die Haftung weiter verringern. Wassertropfen rollen bereits bei sehr kleinen Neigungswinkeln ab, wodurch die wasserabweisenden und selbstreinigenden Eigenschaften noch einmal deutlich verbessert werden.

„Unsere Arbeit bietet auch eine umfassende theoretische Analyse, die unerwartete experimentelle Verhaltensweisen mit dem Zustand hoher Entropie der an MOF-Filme angehefteten Moleküle verknüpft“, sagt Professor Uttam Manna von der Abteilung für Chemie des IITG.

Hier geht es zur Originalpublikation

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI-Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.