Wissenschaft aus der Feder einer Maschine
Wer hätte gedacht, dass Springer Nature mal ein Fachbuch veröffentlichen würde, das weit über die wissenschaftliche Disziplin hinaus Begeisterung oder doch vor allem Aufmerksamkeit erregt? Das Buch „Lithium-Ion Batteries“ hat es geschafft. Allerdings nicht aufgrund des Titels, sondern dank des besonderen Autors.
Eine Publikation zum recht trockenen Thema „Lithium-Ionen-Batterien“ klingt nicht nach einem bestsellerverdächtigen Buch. Dennoch ist es etwas ganz Besonderes, denn das Buch stammt aus der Feder des Autors „Beta Writer“. Und dieser ist kein Mensch aus Fleisch und Blut, sondern eine künstliche Intelligenz. Die Entwickler wollen mit dieser Publikation zeigen, wie die großen Herausforderungen bei von Maschinen generierten Publikationen mittlerweile gelöst werden können. Die Antwort vorweg: Indem Computerlinguisten mit Fachleuten aus einem wissenschaftlichen Verlag zusammenarbeiten.
Springer Nature veröffentlicht erstes Buch einer KI
Die wissenschaftliche Verlagsgruppe Springer Nature hat das erste maschinengenerierte Buch veröffentlicht. Hinter dem Namen des Autors „Beta Writer“ versteckt sich ein intelligenter Algorithmus. Dieser wurde an der Goethe-Universität in Frankfurt von Forschern der Neuphilologischen Fakultät im Fach Angewandte Computerlinguistik entwickelt. Das erste Buch, das eine KI geschrieben hat, beschäftigt sich mit dem Thema Lithium-Ionen-Batterien und kann kostenlos als PDF heruntergeladen werden.
Die wissenschaftliche Verlagsgruppe Springer Nature wurde 2015 gegründet und beschäftigt über 13.000 Mitarbeiter. Indem der Verlag Springer aktuelle Forschungsergebnisse veröffentlicht, , die Erschließung neuer Forschungsgebiete ausdrücklich unterstützt und das Wissen und die Ideen weltweit zugänglich macht, fördert er seit Jahren wissenschaftliche Erkenntnisse. Zudem stellt er allen Beteiligten beachtliche Bibliotheken voller innovativer Daten- und Technologielösungen zur Verfügung.
Beta Writer: Erstlingswerk wie von Menschenhand geschrieben
Der intelligente Algorithmus stammt aus der Frankfurter Goethe-Universität. Er wurde auf mehrere wissenschaftliche Aufsätze, die aus dem wissenschaftlichen Verlag Springer Nature stammen, angesetzt und analysierte ausführlich deren Inhalte. Im Anschluss daran wählte die künstliche Intelligenz alle relevanten Veröffentlichungen als Basis für die Verarbeitung seiner eigenen Publikation aus. Das Verfahren trägt den Namen Beta Writer und wurde von Christian Chiarcos und seinem Forscherteam entwickelt.
Somit wurde der erste KI-Autor zwar nicht vom Springer-Nature-Verlag selbst entwickelt, dennoch halfen die dort veröffentlichten Publikationen bei der Erstellung des Buches über Lithium-Ionen-Batterien, indem sie als Textgrundlage dienten. Einen ausgeklügelten Spannungsbogen weist das Buch ebenso wenig auf wie unerwartete Wendungen. Das liegt aber nicht am Autoren, sondern am eher trockenen Thema. Der KI-Autor selbst kann nicht nur korrekt zitieren und fehlerfrei schreiben, sondern unterscheidet sich vom Schreibstil her nicht gravierend von menschlichen Autoren. Die automatisch erstellten Inhaltsverzeichnisse, Einführungen und Referenzabschnitte erleichtern den Lesern den Zugang zu den trockenen Inhalten des Buches deutlich und sorgen zudem für eine gute Übersichtlichkeit. Obwohl das Buch nicht von einem Menschen geschrieben wurde, lässt es sich problemlos und ohne große Auffälligkeiten lesen.
Da die Publikation kostenfrei heruntergeladen und gelesen werden kann, können sich alle Interessierten selbst ein Bild vom Ergebnis machen. Die bisherigen Rückmeldungen zeigen, dass die meisten Leser dachten, dass das Buch von einem menschlichen Autor geschrieben wurde.
Forschungsstand zu Li-Ion-Batterien zusammengefasst
In der Publikation erhalten die Leser einen umfassenden Überblick über alle aktuellen Forschungsergebnisse zu den Batterien. Was auf den ersten Blick nach nichts Besonderem klingt, ist laut den Beteiligten das genaue Gegenteil. Das Buch ist die weltweit erste maschinengenerierte Publikation, die von einem Computer erzeugt und von einem wissenschaftlichen Verlag veröffentlicht wurde.
Alle einbezogenen, wissenschaftlichen Veröffentlichungen wurden einem Clustering unterzogen. Auf dieser Grundlage konnte eine sinnvolle Gliederung erreicht werden. In dieser wurden alle prägnanten Zusammenfassungen eingebunden und zusätzlich über Hyperlinks mit den ursprünglichen Dokumenten verknüpft. Laut Juniorprofessor Chiarcos soll die Publikation Aufschluss darüber geben, wie viele der Herausforderungen einer maschinengenerierten Publikation mittlerweile gelöst werden können.
Fazit: wissenschaftlicher Meilenstein, aber keine Zukunftsvision
Trotz der beeindruckenden Leistung der künstlichen Intelligenz erwartet Springer Nature auch in Zukunft nicht, dass die menschlichen Autoren von Maschinen abgelöst werden. Dennoch ist der wissenschaftliche Verlag stolz auf die erste maschinengenerierte Publikation. Der wissenschaftliche Verlag erhofft sich, dass sie eine konstruktive Debatte über die Chancen und die Risiken von maschinell generierten Inhalten im wissenschaftlichen Umfeld entfacht.
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