Künstliche Intelligenz: Wie Deutschland den Anschluss wahren könnte
Deutschland verliert in Sachen künstlicher Intelligenz international den Anschluss, da sind sich der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und die Kanzlerin offenbar einig. Doch nach der Erkenntnis kommt die Lösung. In diesem Sinne forderte der VDI auf der Hannover Messe konkrete Maßnahmen.
Zur Eröffnung der Hannover Messe sprach Bundeskanzlerin Angela Merkel am Sonntagabend aus, was viele Industrievertreter lieber hinter vorgehaltener Hand sagen würden: Deutschland kann bei der Entwicklung und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz derzeit nicht Schritt halten. Die führenden Länder USA und China sind Deutschland nicht nur voraus, sie enteilen der Bundesrepublik auch immer mehr. Und was noch erschwerend hinzukommt: Die Deutschen bleiben der neuen Technologie gegenüber skeptisch, obwohl viele Entwicklungen ohne sie nicht realisiert werden können.
Kaum künstliche Intelligenz in Industrie
„KI ist eine Schlüsseltechnologie, weil sie die Grundlage für die Realisierung von hochautomatisierten beziehungsweise autonomen Systemen etwa in der Mobilität, im Smart Home oder in der industriellen Produktion ist“, sagte VDI-Präsident Volker Kefer am Montag auf einer Pressekonferenz in Hannover. Doch trotz dieser Erkenntnis: Auch ein Jahr nach der ersten VDI-Umfrage zu künstlicher Intelligenz, stecke der industrielle Einsatz von KI in Deutschland in den Kinderschuhen. Rund 60% der Befragten ist außerdem der Meinung, dass uns in Deutschland die Kompetenzen fehlten, um KI-Technologien effizient zu nutzen. „Dieses Ergebnis ist ernüchternd“, bilanziert Kefer.
Andere Nationen machen das besser. Sowohl die USA als auch China gelten als führende KI-Nationen. Das Reich der Mitte konnte sein Image sogar noch verbessern, während die USA und Deutschland massiv an Zuspruch verloren. Deutschland liegt mittlerweile nur noch knapp vor Asien ohne China und Indien, das von 12% der VDI-Fachleuten als führende Region in der künstlichen Intelligenz genannt wurde. Kefer forderte die Bundesregierung auf, ihrer „gut gemeinten KI-Strategie schnellstens konkrete Taten folgen“ zu lassen. „Es wäre fahrlässig, bei der KI weiter an Boden zu verlieren.“
Als Maßnahmen schlug Kefer vor, Unternehmen mit KI-Projekten stärker finanziell zu unterstützen, Methoden der KI in die Ingenieurausbildung aufzunehmen und mehr junge Menschen für ein Studium des Ingenieurwesens, bzw. der Informatik zu begeistern.
Vor allem künftiger Einsatz von KI stößt auf Ablehnung
Zwei Dritter der Befragten steht autonomen Systemen kritisch gegenüber, das sind mehr als in der Umfrage vor einem Jahr. Gerade einmal ein Viertel gibt an, eine optimistische Haltung gegenüber autonomen Systemen zu haben. Wobei sich das Stimmungsbild je nach Anwendung unterscheidet. Solange der positive Effekt der künstlichen Intelligenz in einem Produkt ersichtlich wird, etwa indem dem Menschen Arbeit abgenommen wird, steigt die Akzeptanz. So können über 60% der Befragten künstlicher Intelligenz etwas abgewinnen, wenn sie zur Verkehrsverflüssigung und in der Diagnostik eingesetzt wird. Wie intelligente Verkehrssteuerung aussehen kann, haben wir am Beispiel Kassels vorgestellt.
Hypothetische Einsätze, bzw. solche, die noch nicht eingeführt wurden und damit auch noch nicht erlebbar sind, verlieren dagegen eher an Unterstützung. So geht es beispielsweise der künstlichen Intelligenz für das automatisierte Fliegen und für die Pflege. Bedeutend sei es daher, dass sich die Industrie auf das besinne, was sie könne: technisch, mechatronisch und in Bezug auf ihre Automation ausgereifte Produkte zu entwickeln und herzustellen“, rät Kurt Bettenhausen, der dem interdisziplinären Gremium Digitale Transformation des VDI vorsitzt. Um diese „schnell mit künstlicher Intelligenz zu verknüpfen“ und dabei das „richtige Werteversprechen mitzubringen“.
Keine KI-Anwendung ohne geeigneten Datenschutz
Künstliche Intelligenz funktioniert allerdings nur mittels Daten. Vieler Daten. Weshalb der Datenschutz nicht nur ein höchst sensibles Thema, sondern auch ein sehr funktionales Instrument ist, um KI-Innovationen anzukurbeln. Der Digitalrat, ein ehrenamtliches Beratungsgremium für die Politik, debattierte bereits vergangene Woche mit Bundeskanzlerin Merkel, wie bei der Nutzung großer Datenmengen der Datenschutz eingehalten und Persönlichkeitsrechte gewahrt werden können. Welches Potenzial in diesem Hebel liegt, zeigt wiederum die VDI-Umfrage: die Hälfte der deutschen Industrie würde aus Gründen des Datenschutzes lieber mit heimischen KI-Anbietern als mit amerikanischen oder chinesischen KI-Unternehmen zusammenarbeiten.
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