Digitales Schlüsselmanagement 27.08.2018, 07:10 Uhr

Bosch-App ersetzt Fahrzeugschlüssel

Mit Perfectly keyless bringt Bosch den Autoschlüssel als App auf das Smartphone. Sie eignet sich etwa für Speditionen, die ihre Lkw flexibler disponieren wollen – analoge Schlüssel werden damit überflüssig.

Darstellung der Funktionsweise von App zu Lkw
Bosch stellt Flottenmanagern ein Ende der Schlüsselsuche in Aussicht. Und so soll es funktionieren...

Foto: Bosch

Darstellung der Funktionsweise
Erst wenn sich der digitale Schlüssel dem passenden Fahrzeug nähert, öffnet sich das Schloss.

Foto: Bosch

Darstellung der Funktionsweise
Dabei passt der digitale Schlüssel immer nur zu einem bestimmten Schloss, also einem Lkw.

Foto: Bosch

App-Screen mit Auswahl des Fahrzeugs und des Fahrers
Welcher das ist, bestimmt im Vorhinein der Flottenmanager.

Foto: Bosch

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Das digitale Schlüsselmanagement Perfectly keyless verbindet Smartphone-App und Lkw über eine Cloud. Disponenten von Speditionen oder Fuhrparkmanager von Unternehmen weisen dem jeweiligen Fahrer für seine Tour einen Lkw zu. Im zweiten Schritt generiert die App einen personalisierten und geschützten digitalen Schlüssel und schickt die Informationen über die Cloud an den Lkw und das Smartphone des Fahrers.

Digitales Schlüssel-Schloss-Prinzip mit Diebstahlschutz

Über Sensoren, die fest im LKW installiert sind, „erkennt“ der LKW, wenn sich der Fahrer samt Smartphone dem Fahrzeug nähert. Nur wenn der digitale App-Schlüssel in das digitale Schloss des Lkw passt, kann der Fahrer die Fahrzeugtüren öffnen. Die Sensoren registrieren auch, wenn der Fahrer im Auto sitzt. Über die Start-Stopp-Taste kann er dann den Motor starten. Sobald der Fahrer seine Fahrt beendet hat und das Fahrzeug verlässt, wird das ebenfalls von den Sensoren erkannt und die Türen automatisch verriegelt.

Grundsätzlich soll die Schlüssel-App im Vergleich zu klassischen Schlüsseln einige Vorteile bieten: So können die Schlüssel laut Hersteller weder geklaut werden noch verloren gehen – beim Verlust des Smartphones deaktiviert der Fuhrparkmanager online den digitalen Schlüssel und sperrt den Zugang zum Auto. Der betreffende Lkw lässt sich erst dann wieder öffnen und starten, sobald der Fuhrparkmanager einen anderen Fahrer freischaltet.

Digital starten trotz leerem Smartphone-Akku

Selbst wenn der Akku des Smartphones leer sein sollte, werde die App weiter funktionieren, so Bosch. Telefon und Lkw kommunizieren dann über die sogenannte Near Field Communication (NFC). Das ist ein Funkstandard, der den sicheren Datenaustausch über kurze Distanzen erlaubt ohne dafür eine Internetverbindung oder das Mobilfunknetz zu benötigen.

Die App ermöglicht so ein digitales Schlüssel- und Flottenmanagement, bei dem der jeweilige Fuhrparkmanager genau festlegen kann, welcher Fahrer wann Zugang zu welchem Fahrzeug hat. Das digitale Schlüsselmanagement wird in Disposition und Planung der jeweiligen Spedition integriert. Sobald der Disponent dem Fahrer einen Lkw und eine Tour zuteilt, generiert das System automatisch den digitalen Schlüssel und schickt diesen an den Lkw und das Smartphones

Digitales Schlüsselmanagement kann Standzeiten verkürzen

Die App macht Schlüsselübergaben zwischen Fahrern überflüssig und ersetzt im Extremfall Hunderte analoger Schlüssel, die in großen Speditionen auch heute noch an Brettern und Tafeln verwaltet werden. Fehlende Schlüssel für einen Lkw müssen nicht mehr gesucht werden, da sie der Flottenmanager jederzeit neu und digital generieren kann.

Aus Sicht des Unternehmens bietet Perfectly keyless die Möglichkeit, Fuhrparks noch deutlich flexibler und dynamischer zu managen. Hierdurch ließen sich Standzeiten der Lkw verkürzen und damit Kosten sparen. Rund 15.000 Speditionen sollen in Deutschland als Kunden in Frage kommen. Bosch wird die App erstmals auf der IAA Nutzfahrzeuge vorstellen, die vom 20. bis 27. September in Hannover stattfindet.

 

Die Bosch-Entwicklung steht in einer Reihe mit weiteren Entwicklungen, die den Schlüssel – und damit auch das Schlüssel vergessen – überfällig machen sollen. So lassen sich mit Noki Haustüren und mit Noke U-Lock Fahrradschlösser entriegeln. Und Volvo verkündete 2016, auf Autoschlüssel verzichten zu wollen. Der Autobauer setzte dafür auf Bluetooth.  Die Sicherheitsfrage lässt Hersteller und Nutzer jedoch noch nicht in Ruhe – auch weil Hacker wie Samy Kamkar sich damit brüsten, die Kommunikation digitaler Schlüssel abfangen zu können. Doch auch gängige Funkschlüssel sind keineswegs sicher, wie Forscher aus Bochum 2016 wissenschaftlich belegten.

Ein Beitrag von:

  • Thomas Kresser

    Thomas Kresser macht Wissenschafts- und Medizinjournalismus für Publikumsmedien, Fachverlage, Forschungszentren, Universitäten und Kliniken. Er ist geschäftsführender Gesellschafter von ContentQualitäten und Geschäftsführer von DasKrebsportal.de. Seine Themen: Wissenschaft, Technik, Medizin/Medizintechnik und Gesundheit.

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