Das alte Nokia-Handy 3310 ist wieder da – und kann mehr als früher
Hier klingelt die Vergangenheit: HMD Global hat das 17 Jahre alte Nokia-Handy 3310 aus der Mottenkiste geholt, ein wenig aufgepeppt und auf Europas größter Messe für Mobilfunk, den World Mobile Congress in Barcelona vorgestellt. Was das soll?
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Arto Nummela, Chef der finnischen Firma HMD Global, stellt das neue Model des Nokia 3310 auf dem Mobile World Kongress in Barcelona vor.
Foto: Emilio Morenatti/AP/dpa
Auf jeden Fall soll das Nokia-Handy 3310 Erinnerungen wecken und sicherlich auch Ruhe in die hetzige smarte Gegenwart bringen. Wobei hetzig im österreichischen spaßig bedeutet. So wundert es nicht, dass der Chef des finnischen Elektronikherstellers HMD, Arto Nummela, selbst vor Freude gegluckst haben soll, als er es in Barcelona anpries: „22 Stunden Gesprächszeit!“ Und versprach zudem einen Monat Standby-Zeit mit einer Akkuladung.
Vor allem zum Telefonieren gedacht
Das ist wahrlich gut zu wissen und entschleunigt. Ständig fragende Blicke aufs Smartphone (Wieviel Akku habe ich noch?) und die Suche nach Auflademöglichkeiten müssen da nicht sein. Wohltuend und nahezu beruhigend wirkt auch der Original-Klingelton, der noch aus dem vergangenen Jahrtausend stammt. Aus den Anfängen der Mobiltelefonie.
Entspannung bringt auch die vorinstallierte Variante des Computerspielklassikers Snake. Vor allem aber ist das neue Nokia 3310 zum Telefonieren gedacht.
Tasten statt Touchscreen
Obwohl: Ein bisschen smart ist die Neuauflage schon. Zwar können die Nutzer keine Apps installieren, aber immerhin mit dem Browser Opera Mini im Internet surfen. Außerdem ist das wieder auferstandene Nokia 3310 ein Dual-SIM-Gerät. Das heißt, es besitzt zwei SIM-Karten-Slots. Man kann es also mit zwei SIM-Karten betreiben, eine für geschäftliche, die andere für private Zwecke nutzen. Oder einfach mit zwei verschiedenen Mobilfunkverträgen Tarife clever kombinieren.
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Hat noch richtige Tasten statt Touchscreen: das neue alte Nokia-Handy 3310.
Quelle: Emilio Morenatti/AP/dpa
Auch vorhanden: ein 3,5 Millimeter-Klinkenanschluss für Kopfhörer. Der Speicher soll für gut 50 Stunden Musik reichen. Und es gibt eine Kamera – mit deren Fotos man allerdings keinen Preis gewinnen kann: Sie erzeugt Bilder mit zwei Megapixeln Auflösung.
Der Preis für den wiederbelebten Handy-Dino: 59 Euro. Die Variante mit nur einer SIM-Karte kostet sogar nur 49 Euro. Dafür hat man Kult in der Hand – oder einfach ein zweites verlässliches Mobiltelefon. Mit richtigen Tasten statt Touchscreen. Für große Retro-Gefühle.
Liegt Retro im Trend?
26 Millionen Mal wurde das Original Nokia 3310 verkauft. Ob sich an diesen Erfolg anknüpfen lässt? Wir sind gespannt. Schließlich ist auch die gute alte Schallplatte wieder erfolgreich in den Handel zurückgekehrt und als Folge des Booms erleben Plattenspieler ein Comeback – nebst ungewöhnlichen Weiterentwicklungen.
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Nokia brachte vor 20 Jahren mit dem Communicator 9000 das erste Smartphone der Welt auf den Markt. Es kostete damals 2.700 DM.
Quelle: Nokia/dpa
Aber wie war das nochmal mit Nokia? Waren die nicht längst pleite oder an Microsoft verkauft oder beides? Richtig ist, dass der frühere Weltmarktführer in der Mobilfunkbranche nach dem Aufkommen der Smartphones rasant Marktanteile verlor und schließlich zu weiten Teilen im Jahr 2013 an Microsoft ging. Die IT-Großmacht strich aber kurz darauf schon den Markennamen aus allen Katalogen. Die Marke Nokia schien endgültig Geschichte zu sein.
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Journalisten und Branchenexperten drängen am 26. Februar 2017 zur Vorstellung neuer Telefone der Marke Nokia am Vortag der Mobilfunk-Messe Mobile World Congress in Barcelona. Der Anbieter HMD Global, der jetzt die Namensrechte hält, präsentierte unter anderem eine Neuauflage des klassischen Einfach-Handys Nokia 3310.
Quelle: Andrej Sokolow/dpa
Doch ein Teil des Milliardendeals bezog sich nur auf zeitlich begrenzte Lizenzrechte, die 2016 ausliefen. Und die hat sich HMD Global gesichert, ein erst 2016 gegründetes Startup, hinter dem einige Leute aus der ehemaligen Nokia-Führungsriege stehen. Sie wollen mit Hilfe von Investoren die Firma zu neuer Blüte führen.
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