Der wohl teuerste Piloten-Helm der Welt
Für die Piloten der neuesten amerikanischen Kampfflugzeuge Lockheed Martin F-35 ist ein spezieller Helm entwickelt worden – ein einziger kostet mehr als ein Einfamilienhaus. Beschafft wird dieser Super-Helm für alle 3.100 F-35-Kampfflugzeuge, die die US Air Force und zahlreiche ausländische Luftwaffen bestellt haben. Zu letzteren zählen in Europa bisher Großbritannien, Italien und Norwegen. Israel und Japan sind ebenfalls Besteller.
Damit die Piloten überschallschneller Kampfflugzeuge auch nicht für Sekundenbruchteile abgelenkt werden, ist es schon bisher üblich, die wichtigsten Flug- und Ziel-Daten in die Frontscheibe des Flugzeugs einzuspiegeln. Dieses so genannte Head-Up Display, das es auch für einige Autos gibt, ist weltweit verbreitet. Der neue Super-Helm verlegt diese Datendarstellung aber von der Frontscheibe des Flugzeugs auf die Scheibe des Helms unmittelbar vor die Augen des Piloten.
Datenvielfalt auf dem Visier des Helms
Dort werden aber noch erheblich mehr Informationen als bisher für den Piloten bereit gehalten. So beobachten sechs Video-Kameras während des Fluges alle wichtigen Elemente der Maschine. Diese Bilder kann der Pilot jederzeit – steuerbar aus jedem gewünschten Blickwinkel – sehen. Wenn der Pilot seine Augen geringfügig nach unten richtet, sieht er Videobilder vom Luftraum unter ihm. Dabei ist gleichgültig, ob es Tag oder Nacht ist. Der Pilot braucht bei diesem Helm kein zusätzliches Nachtsichtgerät.
Damit ist es aber immer noch nicht getan: Auf der Frontscheibe des Helms können auch Informationen gezeigt werden, die von Satelliten, anderen Flugzeugen oder von Bodentruppen kommen. Für sämtliche Betrachtungen braucht der Pilot seinen Kopf nicht zu bewegen. Geringfügige Augenbewegungen genügen völlig zum Aufruf der gewünschten Information. Mit einer Art Augenzwinkern kann selbst eine Rakete abgeschossen werden.
Individuell auf jeden Piloten zugeschnitten
Der neue Super-Helm für die F-35-Piloten ist nicht austauschbar. Funktioniert ein Helm nicht richtig, so kann der jeweilige Pilot nicht fliegen, denn jeder Helm ist individuell auf die Augen des Piloten, der ihn benutzen soll, eingestellt. Besonders wichtig ist dabei, dass die Bewegungen und Veränderungen der menschlichen Pupillen von der Elektronik des Helms richtig interpretiert werden.
Die Einstellung eines Helms auf den dazu gehörigen Piloten dauert zwei volle Arbeitstage und darf nur von einem der Programmpartner, dem amerikanischen Unternehmen Rockwell Collins, vorgenommen werden. Dieser Einstellungsprozess ist so kompliziert, dass die amerikanische Luftwaffe ihn sogar als möglichen Schwachpunkt des F-35-Programms wertet.
Mehrere Firmen an Entwicklung beteiligt
Der Entwicklungsauftrag für den Super-Helm wurde 2011 an Rockwell Collins vergeben. Für den Fall, dass diese Entwicklung scheitern sollte, erhielt BAE aus Großbritannien einen so genannten Back-Up-Auftrag. Rockwell Collins hatte jedoch Erfolg – wenn auch nur mit zwei schwergewichtigen Partnern. Das eine ist der Hersteller der F-35, also Lockheed Martin. Das andere ist der israelische Elbit-Konzern.
Zu den Entwicklungsschwierigkeiten gehörte zum Beispiel, dass lange Zeit die Vibration des Flugzeugs die Daten-Darstellung immer wieder veränderte. Das Pentagon ist inzwischen aber mit dem Ergebnis dieser aufwändigen Entwicklung so zufrieden, dass der Sprecher für das F-35-Programm Joe Della-Vedova erklärt, diese Helme ermöglichten den Piloten Einsätze zu fliegen, “wie sie kein anderer kann”.
Gewicht und Größe nicht optimal
Ungeachtet aller Vorteile der Super-Helme haben diese einzelne Nachteile. Das beginnt mit dem Gewicht von 2,4 kg die auf dem Piloten lasten. Und schließlich ist der Helm so groß, dass der Flugzeugführer im Ernstfall die eine oder andere Kopfbewegung nicht machen kann, weil er dabei sofort irgendwo anstößt.
Ingenieure der Technischen Universität München haben für Hubschrauberpiloten eine Datenbrille entwickelt, die Informationen in das Sichtfeld des Piloten einblendet, etwa den Boden oder Umrisse von Bergen und Häusern. Bislang wurde sie nur im Flugsimulator getestet. Die Wissenschaftler benötigen Unterstützung aus der Industrie für weitere Untersuchungen in der Praxis. Mehr dazu können Sie hier nachlesen.
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